Ulrich Arnswald
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Gebrauchsanweisung für Hinterbänkler
Zur Kultur des Scheiterns von Politik
in unserer Gesellschaft


Zu dieser Anleitung:

Dieser Artikel ist mit Sicherheitshinweisen ausgestattet. Lesen Sie bitte aufmerksam die Sicherheitshinweise und benutzen Sie den Artikel nur wie in dieser Anleitung beschrieben, damit es nicht versehentlich zu medialen Verletzungen oder wahltechnischen Individualschäden kommt.

Bewahren Sie diese Anleitung zum späteren Nachlesen auf.

Sicherheitshinweise:

Der Artikel ist zur Maximierung der öffentlichen Aufmerksamkeit gegenüber politischen Hinterbänklern in allen Parlamenten vorgesehen. Er ist für eine mediale Aufmerksamkeit bis maximal der nationalen Ebene ausgelegt. Sie können damit eine öffentliche Wirkung der Arbeit von bis zu fünf Wahlperioden auf einmal erreichen. Die Handlungsanweisung ist für den privaten Gebrauch konzipiert und für gesamtparteiliche Zwecke und Strategien ungeeignet.

Einsatz dieser Gebrauchsanweisung:

Die folgenden Seiten sollten Sie unbedingt durchlesen, da hier die Darstellungsweise im individuellen politisch-medialen Aufmerksamkeitsmanagement erläutert wird.

Die Entwicklung im Politikbereich geht weiter und der gesamte politik-mediale Themenkomplex wird immer umfangreicher. Anregungen oder Themen, die in der nächsten Version berücksichtigt werden sollten, sind erwünscht.

Bedienungsanleitung:

Gehen Sie zur Durchführung Ihrer individuellen Öffentlichkeitskampagne wie folgt vor:

I. Installation:

1. Wählen Sie ein Thema aus, das Sie möglichst wichtig macht. Sprechen Sie unbedingt von einer dringend notwendigen oder längst überfälligen Reform (das macht Ihr Anliegen wichtiger), auch dann, wenn es sich dabei in Wahrheit gar nicht um die Gattung einer Reform handelt. Hauptsache es hört sich wichtig an.

2. Wählen Sie grundsätzlich nur ein Thema, das zudem außerhalb Ihrer Fachkompetenz liegen muss. Da dies bei fast allen Themen der Fall sein dürfte, wählen Sie Ihr Thema gänzlich unabhängig von persönlichen Präferenzen und ausschließlich unter dem Gesichtspunkt maximaler medialer Ausbeutbarkeit und Inszenierungsfähigkeit. Stellen Sie Ihr Thema möglichst wichtig dar.

3. Ignorieren Sie jegliche Komplexität und eventuell notwendige Güterabwägungen. Am besten Sie kennen die Argumente der Fachleute nicht. Tun Sie einfach so, als ob die Lösung einfach sei und für jedermann auf der Hand liege. Das macht Ihr Thema besonders eindringlich und somit wichtig.

4. Lesen Sie sich auf keinen Fall in die Materie Ihres Anliegens ein. Zu viel Wissen und versehentliches Abwägen schadet Ihrem Anliegen nur. Die Einfachheit und Massivität Ihrer Forderung erhöht Ihre Wichtigkeit.

5. Stellen Sie sogleich zum Einstieg eine Maximalforderung auf. Das macht Eindruck und lässt Sie selbstredend wichtig erscheinen.

6. Spielen Sie sich mit Ihrem Thema auf, so gut es geht. Schließlich wollen Sie wichtig werden.

7. Unterrichten Sie zuerst persönlich die Medien, exklusiv noch vor Ihrer eigenen Fraktion sowie Partei, möglichst mit einer öffentlichkeitswirksamen Aktion, die sich in Bildsprache transportieren lässt. Schaffen Sie Fakten in O-Tönen und mit Bildern. Diese lassen Sie dann wichtig erscheinen, gerade weil Sie mit Ihrer Partei und Fraktion nicht abgestimmt sind.

8. Ignorieren Sie von Anfang an den Vorstand, die Fachgruppe Ihrer Fraktion sowie die Gremien und Beschlüsse Ihrer Partei. Wenn Sie sich an die Spielregeln des politischen Betriebes halten, wird jegliche mediale Wirkung für Ihre Person aufgehoben. Außerdem: Wären Sie wichtig, wenn Sie nach den Regeln spielen würden? Wohl kaum.

9. Präsentieren Sie sich als einsamer Einzelkämpfer, der nur für das Gute und gegen die dunklen Seiten der Macht kämpft. Bedenken Sie: Je bedrohlicher die Macht, umso wichtiger sind Sie.

10. Zeigen Sie sich unirritiert. Argumente erreichen Sie nicht, schließlich gilt: ›Wichtigkeit ist wichtiger als Vernunft.‹

11. Sie kennen Ihr Ziel. Führen Sie daher keine Debatten, sondern fordern, fordern, und nochmals fordern Sie gebetsmühlenartig und penetrant immer das Gleiche. Wenn Ihr Thema persistent ist, muss es schließlich ja wohl auch wichtig sein.

Die Öffentlichkeit wird Sie aufgrund Ihrer Penetranz wiedererkennen und sich Ihren Namen merken.

12. Besuchen Sie möglichst viele Redaktionen, um das Medienkarussell am Laufen zu halten. Gehen Sie ›pro-aktiv‹ auf Redaktionen zu und bieten Sie an, diese – trotz Ihrer Wichtigkeit – zu besuchen. Man wird Sie einladen, gerade weil Sie jetzt ja wichtig sind. Innerhalb kürzester Zeit erreichen Sie so eine Kettenreaktion, die Ihr Thema und damit Ihren Namen immer in den Medien hält.

II. Inbetriebnahme des medialen Prozessmanagements / Fortsetzungs-Wiedergabe:

1. Ihr Ziel ist nicht die schnelle Lösung. Sie wollen möglichst lange in der Öffentlichkeit stehen, um maximal wahrgenommen zu werden. Lassen Sie sich also mit Ihrer Informationspolitik Zeit.

2. Nerven Sie die Öffentlichkeit ganz unirritiert mit schrittweise immer weitergehenden Forderungen.

3. Füttern Sie die Medien mit immer mehr Details.

4. Wirken die Details nicht mehr, erheben Sie abstruse und irrationale Forderungen. Das bringt Sie zurück in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Sobald Sie wieder im Mittelpunkt stehen, zeigen Sie sich unerwartet moderat und vernünftig.

5. Unterstützen Sie Ihre Gegner mit Argumentationshilfen, damit diese sich besser auf Sie einschießen können. Diese werden dann immer wieder auf Sie namentlich Bezug nehmen, so dass Ihr Bekanntheitsgrad und Ihre Wichtigkeit weiter steigen.

6. Gehen Sie inhaltlich nicht auf die Argumente Ihrer Gegner ein. Wiederholen Sie diese aber dafür immer wieder. Weisen Sie nur daraufhin, dass Sie diese Argumente ja kennen, aber dennoch auf Ihren wichtigen Forderungen bestehen bleiben.

7. Provozieren Sie Ihre Gegner durch Störaktionen. Sie werden sich entsetzt und angewidert über Ihr Verhalten äußern und somit Ihren Namen weitertransportieren. Sie bleiben so auch als möglicher Störer wichtig.

8. Der Vorstand Ihrer Fraktion sowie Ihr parlamentarischer Geschäftsführer werden Sie zur Raison rufen. Ignorieren Sie dies nicht, sondern verkünden Sie vielmehr laut und deutlich: »Hier stehe ich, ich kann nicht anders!« Das hört sich richtig wichtig an.

9. Der Vorstand bzw. der parlamentarische Geschäftsführer Ihrer Fraktion wird Ihnen Konsequenzen ankündigen. Machen Sie diese publik und stellen Sie sich als Opfer dar, der natürlich nur das Eine, nämlich das Gute will.

10. Nach den Drohungen des Fraktionsvorstands machen Sie einen medialen Hype aus Ihren Gewissensbissen. Erläutern Sie den Medien Ihren schwierigen Abwägungsprozess zwischen dem Richtigen und der loyalen Solidarität zu Ihrer Fraktion. Die Öffentlichkeit wird Sie dann als einen aufrechten, verantwortungsvollen und wichtigen Politiker betrachten – ganz egal ob man für oder gegen Ihr Anliegen ist.

11. Die Fachpolitiker Ihrer Partei werden versuchen, Sie einzubinden und zu beraten. Zeigen Sie sich gesprächs- und lernbereit, ohne aber bei Ihren Forderungen einzuknicken. Spielen Sie den kleinen Tölpel, der Gutes will, aber bei der Hand genommen und angeleitet werden muss. Dies wird die Öffentlichkeit faszinieren, Ihnen aufgrund Ihrer naiven Herangehensweise Sympathien bringen und Sie weiterhin bekanntmachen.

12. Ignorieren Sie die öffentliche Stimmung, falls Ihr Anliegen nicht populär sein sollte. Dies gibt Ihnen eine zusätzliche Aura an Macht und Wichtigkeit. Zudem muss die Öffentlichkeit dieses Anliegen gar nicht wollen. Und erst recht nicht unterstützen. Sie muss nur darüber reden. Hauptsache man redet über Sie, denn nur dann sind Sie auch richtig wichtig.

13. Spielen Sie erst einmal den politisch Irrationalen, der ohne Rücksicht auf seinem ›großen Lebensthema‹ besteht. Stimmen Sie aber dennoch in allen anderen politischen Entscheidungen brav Ihrer Fraktionsführung zu. Dadurch wirkt es so, als ob es sich bei dem einen Aspekt um Ihr ›Herzblutthema‹ handelt. Dies bestärkt Ihre mediale Wirkung und Wichtigkeit.

Probleme mit den Medien:

• Medienstau: Ihr Anliegen wird medial nicht hinreichend ausgeworfen. Unterbrechen Sie die Kampagne. Nehmen Sie einige Medien heraus. Füllen Sie selektierte Medien mit Informationen exklusiv nach.

• Medienqualität: Die Qualität des Medienauswurfs entspricht nicht Ihren Erwartungen. Nehmen Sie einige Medien heraus. Füllen Sie nur eine Mediensorte (z.B. Fernsehen oder Printmedien) wieder gezielt inhaltlich nach.

• Medienfehlvermittlungen: Die thematische Vermittlung und Vermarktung erfolgt nicht wie von Ihnen gewünscht. Es herrscht eine schlechte Verbindung zu den Kontakten an den medialen Schnittstellen. Führen Sie einen Medienselbsttest (siehe andere Produktlinie aus unserem Haus) durch. Wiederholen Sie diesen Vorgang möglicherweise mehrmals.

Der Kampagnen-Szenario-Manager:

I. Die Standard-Methode:

1. Ihr Anliegen scheitert. Verkaufen Sie sich wie folgt: ›Als Hinterbänkler hatten Sie von Anfang an gegen Ihre Fraktionsspitze und die mächtigen Lobbyisten keine Chance gehabt.‹ Nehmen Sie die Niederlage tapfer und einsichtig ob der Machtverhältnisse.

Tun Sie so als ob Sie von Anfang an gewusst hätten, dass Sie nicht gewinnen können. Handeln Sie getreu dem Motto: ›Dabei sein ist alles‹ und ›Es war doch mal einen Versuch wert.‹

2. Zeigen Sie sich gegenüber Ihrer Fraktion devot, niedergeschlagen und nachdenklich. Man wird Sie dann in Ruhe lassen. Bieten Sie dem Vorstand der Fraktion freiwillig ungeliebte Berichterstatterdienste auf der Basis tief empfundener Reue an. Lassen Sie sich nicht lumpen in Ihrer gespielten Niedergeschlagenheit, denn auch als ›angeblichem‹ Verlierer kann Ihnen niemand mehr in der Fraktion Ihren Bekanntheitsgrad und Ihre Wichtigkeit nehmen oder streitig machen.

3. Gehen Sie erst einmal auf Distanz zu den Medien. Betonen Sie nur, dass Ihre Sache eine gute Sache gewesen wäre. Die Medien kommen wieder auf Sie zu, jetzt da sie wissen, dass Sie immer für eine abweichende Meinung und ein Ausreißen aus der Fraktionsdisziplin gut sind. Sie bleiben wichtig.

II. Die Split-Methode:

1. Es gibt einen Kompromiss und Sie haben angeblich einen Teilsieg errungen. Zeigen Sie sich auf keinen Fall zufrieden mit Ihrem Teilerfolg, sondern geben Sie sich zerknirscht. Strecken Sie nicht die Hand zum großen Schulterschluss mit Ihrer Fraktionsspitze aus, sonst sind Sie morgen nämlich schon wieder vergessen.

2. Zeigen Sie sich gegenüber Ihrer Fraktionsspitze vielmehr uneinsichtig und unbeugsam, wenn auch mit dem ersten Schritt durchaus zufrieden. Der Kampf geht weiter. Sie werden keine Ruhe geben. So bleiben Sie medial wichtig.

3. Die Presse kommt nicht an Ihnen vorbei, denn Sie sucht das Zerwürfnis (›split‹) zwischen der Fraktionsführung und Ihnen. Ihre Fraktionsspitze wird befragt und wird in der Hoffnung auf Beschwichtigung Sie ebenso wie das Kompromissergebnis loben. Dadurch werden Sie wichtiger. Die Presse braucht Sie, denn sie braucht die Dissonanz. Fordern Sie gegenüber der Presse nach und nach mehr Nachbesserung und bleiben Sie dadurch über einen langen Zeitraum medial wichtig.

III. Die Taylor-Methode:

1. Es gibt vorläufig kein Ergebnis, aber Sie brauchen dringend ein Resultat, da die nächsten Wahlen anstehen. Setzen Sie auf eine vorläufige Zwischendokumentation. Spitzen Sie den Konflikt einfach zu. Stellen Sie ihre Position kristallklar dar. Produzieren Sie das von Ihnen für Ihre Zwecke erwünschte passgenaue Zwischenresultat (›taylored‹).

2. Ihre Fraktionsspitze wird sauer sein. Da nichts entschieden ist, bleiben Sie im Gespräch. Selbst politische Gegner und Ihre Wähler werden Ihnen Respekt zollen, solange Sie sich so klar und mutig gegen die eigene Fraktionsspitze positionieren.

3. Die Presse dokumentiert die nicht erfolgte Entscheidung als ein Unentschieden. Die vorläufige Zwischendokumentation gibt Ihnen viel öffentliche Aufmerksamkeit. Sie stehen im Rampenlicht, auch weil die Medien die Uneinigkeit in Ihrer Partei herausarbeiten wollen.

IV. Die Add-Methode:

1. Ihr Anliegen hatte Erfolg. Lassen Sie sich den Triumph nicht anmerken, sondern suggerieren Sie, dass Sie eigentlich als Hinterbänkler keine Chance gegen Ihre Fraktionsspitze und die mächtigen Lobbyisten hätten haben dürfen, aber ein Wunder geschehen sei. Geben Sie sich von Ihrem eigenen Erfolg erstaunt und überwältigt. Puschen Sie das Ergebnis zu einer Sensation hoch. Dieser Erfolg kann zum Markenzeichen für Sie werden.

2. Zeigen Sie sich gegenüber Ihrer Fraktion bescheiden und kooperativ. Suggerieren Sie, dass Sie nie auf Kosten der Fraktion punkten wollten. Machen Sie deutlich: »Mir ging es immer nur um die Sache.« Lassen Sie sich nicht lumpen in Ihrer gespielten Bescheidenheit, denn als Gewinner gehört Ihnen so oder so die Öffentlichkeit. Dort sind sie wichtig, nicht in der Fraktion.

3. Gehen Sie erst einmal auf Distanz zu den Medien. Betonen Sie nur, dass das Ergebnis eine gute Sache sei. Die Medien werden mit Vergnügen über Ihren Sieg gegen das Fraktionsestablishment berichten. Sie sind wichtig und platzieren daher schon bald neue Forderungen (›add‹) an Ihrer Fraktion vorbei in die mediale Öffentlichkeit.

Externe Bezüge:

Wie auch immer die Sache ausgegangen sein mag, kandidieren Sie auf dem nächsten Parteitag auf jeden Fall für einen höheren Platz in der Wahlliste oder besser noch gleich für das Präsidium.

Schließlich sind Sie jetzt wichtig. Man kennt Sie. Die Parteibasis auf jeden Fall – selbst dann, wenn Sie zwischenzeitlich gar nicht mehr weiß warum eigentlich.

Die Fraktionsspitze und Ihre Fraktionskollegen mögen Sie nicht mögen und Sie verlieren dort die eine oder andere Stimme bei der Abstimmung. Dies sind aber nur marginale Streuverluste. Die Basis ist die eigentliche Macht. Sie entscheidet, und da sie in Zahlen überproportional an Größe zur Fraktion ist, wird man Sie wählen – gerade weil Sie in der Öffentlichkeit wichtig sind. Aber selbst eine eventuelle Niederlage würde Sie noch wichtiger machen, so dass Sie wahrlich, egal wie, nie etwas zu verlieren haben.

Der Bekanntheitsgrad und die Wichtigkeit Ihrer Person überkompensieren alle stimmlichen Streuverluste. Machen Sie sich keine Sorgen: Sie sind am Ziel angelangt. Sie sind bekannt und wichtig. Egal wie und warum, und das war es ja, was Sie erreichen wollten. Herzlichen Glückwunsch!

Pflege:

Der mediale Effekt ist nicht wartungsfrei. Er muss regelmäßig geschmiert werden.

Legen Sie daher immer noch weitergehende Forderungen vor, um Ihr Thema möglichst lang in den Medien und damit im öffentlichen Bewusstsein zu halten.

Überbieten Sie Ihre maximale Eingangsforderung, auch dann, wenn die weitergehende Forderung völlig abstrus zu sein scheint. Hauptsache Sie bleiben im Gespräch.

Wischen Sie sich Ihre Stirn bei Bedarf mit einem trockenen Tuch ab. Auch das macht Sie wichtig.

Entsorgen:

Wenn Sie sich vom Artikel trennen möchten, entsorgen Sie ihn sortenrein. Bitte beachten Sie die Farbe Ihres Parteibuches.

Akute Störung / Abhilfe:

Wenn es zu einem medialen Desinteresse kommt, kann dies verschiedene Ursachen haben:

• War der Inhalt Ihrer Forderung nicht spektakulär genug?

• Wurden zu viele Forderungen auf einmal eingeführt?

• Wurde das Thema zu schräg eingeführt, so dass man es nicht richtig ernst genommen hat?

• Überlagern wichtigere oder gar zu viele Themen derzeit Ihr mediales Platzierungszeitfenster?

• Haben Sie sich zu sehr oder zu wenig aufgespielt?

Schieben Sie in jedem Fall Ihr Anliegen auf der Zeitachse erst einmal ein wenig hinaus. Dann versuchen Sie erneut, das Thema medial zu platzieren, um damit groß herauszukommen und richtig wichtig zu werden.

Sollte dies nicht fruchten, suchen Sie sich einfach ein neues Thema und wiederholen Sie den Vorgang laut Gebrauchsanweisung.

Deinstallation:

Sollten Sie aus irgendwelchen Gründen Ihre individuelle Öffentlichkeitskampagne beenden wollen, gehen Sie wie folgt vor:

A. Zeigen Sie sich geläutert und erklären Sie sich für fachlich inkompetent. Verweisen Sie auf die unerwartete Komplexität Ihres Anliegens, die sich Ihnen aufgrund Ihres guten Glaubens bei Ihrerseits andersgearteter fachlicher Ausrichtung (niemand wird diese in solchen Momenten anzweifeln) nicht erschlossen hätte. Erdulden Sie tapfer eine Abwatschung durch Ihren Fraktionsvorsitzenden sowie durch Ihren parlamentarischen Fraktionsgeschäftsführer. Trösten Sie sich, denn auch als Gescheiterter bleiben Sie natürlich wichtig.

oder

B. Wenn dies nicht hilft, dann treten Sie einfach zurück oder verkünden alternativ, nicht mehr antreten zu wollen. Ihr Abgang bzw. Ihr angekündigter Abgang wird Ihnen umgehende Erleichterung und der fraktionsinternen Vertrauensstörung Abhilfe verschaffen. Sie werden wider Erwarten auch als gescheiterter Politiker in der Öffentlichkeit als wichtige Person in Erinnerung bleiben. Sie hatten es geschafft: Sie waren zumindest mal für einen Moment lang richtig wichtig.

Garantie:

Diese Anweisung wurde nach den neuesten Erkenntnissen hergestellt und einer genauen Qualitätskontrolle unterzogen.

Wir garantieren für die einwandfreie Beschaffenheit dieses Artikels.

Sollten sich wider Erwarten Mängel herausstellen, füllen Sie bitte den beigefügten Service-Scheck aus, und schicken Sie ihn zusammen mit dem Artikel als Beschwerde an den Deutschen Presserat. Schließlich sind Sie ja wichtig genug, damit dieser Ihnen entgegenkommt und Ihnen zustimmt oder zumindest in wichtiger Art widerspricht.

Von der Garantie ausgenommen sind Schäden, die auf unsachgemäßer Behandlung der Medienorgane beruhen sowie Folgen übermäßigen politischen Verschleißes durch zu häufiges Wiederholen.