Interviews
und Steffen Dietzsch
Omar Akbar: Glanz und Elend der modernen Stadt (2009)
Aleida Assmann: Vom Vergessen der Kunst (2008)
Peter Brandt: Selbstbehauptung vor der Geschichte (2009)
Wolfgang Braungart: Zeit für Dichtung (2010)
Judith Butler: Feminism should not resign (2006)
Egon Flaig: Demokratie denken (2017)
Raphael Gross: Wandel der Gedenkkultur (2007)
Dieter Henrich: Zukunft im Enden (2008)
Franz Hörmann: Geld, Plan, Chaos (2011)
Reinhart Koselleck: Öffentlichkeit ist kein Subjekt (2003)
Herfried Münkler: Schachzug (2005)
Rainer Münz: Wie viel Bevölkerung verträgt die Gesellschaft (2006)
Manfred Riedel: Geheimes Deutschland (Steffen Dietzsch, 2005)
Ulrich Schödlbauer: Nur das Ende bleibt stärker. Gespräch über Gedichte (2018)
Hans von Storch: Zeitfenster für Klimaforscher (2010)
Raymond Verdaguer: »Je ne suis que de passage« (2005)
Iablis aktuell
Thema 2020: Schach dem Wissen. Über schwarze und weiße Wissenschaft
Um ein naheliegendes Missverständnis abzuwehren: Bei diesem Jahresthema geht es nicht um Rassismus, sondern um legitime und illegitime Optionen in der Wissenschaft oder, um es weiter zu fassen, auf den tradierten Feldern des Wissens. Dass in den Wissenschaften, wie überall in der Gesellschaft, ›schwarze Schafe‹, also Betrüger anzutreffen sind, ist eher geeignet, die Fülle an Zusammenhängen zu verdecken, die sich auftun, sobald man damit beginnt, das ›Feld der Wissenschaft‹ als Schachbrett zu verstehen. So wie das Muster aus schwarzen und weißen Feldern erst die klar definierten Züge des königlichen Spiels ermöglicht, ermöglicht die Differenz erlaubt / nicht erlaubt die unübersehbare Fülle wissenschaftlicher Operationen.
Wie es um die Mechanismen zur Legitimierung und Delegitimierung von Positionen samt den dazugehörigen Strategien in der zeitgenössischen Szene steht, dafür bietet die Klimawissenschaft seit Jahren die anschaulichsten – und populärsten – Beispiele. Dabei steht sie keineswegs allein, wie selbst vergleichsweise harmlos erscheinende Disziplinen, etwa die unter die Räder der Gender-Debatte geratene Altphilologie, gelegentlich unter Beweis stellen. Einer der bestechendsten Züge von Wissenschaft besteht darin, dass es ihr immer wieder gelingt, die in der Gesellschaft aufbrechenden Konflikte um sie und ihre ›Ergebnisse‹ in sich aufzunehmen und zu reflektieren. Wissenschaft kennt keine Feindschaft, jedenfalls nicht im üblichen (oder Schmittschen) Sinne des Wortes. Das könnte Erstaunen hervorrufen, da ihr Verfahren, allgemein gesprochen, gerade der Ausschluss ist – Exklusion statt Inklusion.
Yagiridia. Capriccio |
Ich will diesen Sack vermöbeln |