von Ulrich Schödlbauer

Sizilien, Ätna. Hausfront mit Eingang. Zwei Stockwerke. Ein Balkon. Satyrn, später Odysseus

Silen erst den abwesenden Bakchos, dann den Zyklopen anredend

Abwesend sprech ich, doch wer fehlt, bist du.
Das sind so Späße, die die Sprache treibt.
Ich nenn dich Bromios, ein anderer Bakchos.
Doch wie du wirklich heißt, das weiß die Not
und die geht barfuß, wie man weiß, im Zweifel.
Wer zweifelt nicht? Ich zweifle. Wär ein andrer ich,
ich zweifelte, als wär ich wieder ich. Was ich
nicht bin, dir folgend: folgte ich dir nicht,
es hätt mich nie an diesen Ort verschlagen,
an dem mich nur Verschlagenheit am Leben
und nah den Trögen hält, für deren Füllung
kein anderer als ich zu sorgen hat.
Ich also bin der Stachel, der mich treibt,
die Schale, die mich leert, und fass den Trog
ich fest ins Auge, sehe ich mich selbst,
als fiele ich in mich hinein. Ein Sturz
bin ich und sturzbesoffen
kennt mich die Welt: Silen.

Das macht mich denken. Bakchos oder Kyklops:
man irrt sich schneller in der Tür als in der Arbeit,
die einen links erwartet oder rechts. Im Kyklops geht
sie niemals aus. Im Bakchos
war sie am ersten Zahltag ausgestanden.
Hier fress ich aus dem Trog, den ich zuvor
mit Eicheln füllte, denn die will das Schwein.
Was noch? Was will das Schwein, wenn es gefressen hat?

Stellt sich vor die Tür und schreit hinein

He du. Was willst du? Soll das Maul ich dir
mit Phrasen stopfen und das Hirn mit Blut?
Reißt du die Fresse auf, dann ich den Darm.
Ich scheiß auf dich. Ich habe Grund.
Wie steh ich da, wenn du im Schlamm dich wälzt?
Bekleckert steh ich da und denk den Teil
mir, den du mir gelassen hast.
Ich will mich mit dir messen. Ich, der Mundschenk,
der Phrasenbub, der einem Rausch
zum Opfer fiel, sofern man Opfer nennt,
was sich die Hacken abrennt, um dabei zu sein.

Davon verstehst du nichts. Dir fehlt
das zweite Aug, das uns erst sehen lässt:
mich und die Meinen. Doch was wir sehn,
braucht eine Rossnatur, ein bloßer Mensch
schaut nach dem Wetter und
hält sich bedeckt.

 

 


Einzug Chor.
Ziegenlied

Du da.
Du mit dem störrischen Blick.
Du da.
Wo willst du hin?
Du da.
Gehts dir nicht gut?
Du da.
Hier geht der Weg und dort
geht nichts.
Du da dem
das Leichte schwer
fällt: Was hast du vor?
Du wirst Hilfe brauchen. Hier
ist sie und dort
wartet das Aus.

Du da.
Du mit dem herrlichen Blick.
Du mit dem strahlenden Euter.
Hier geht dein Weg und dort
läuft nichts.
Sei stark.
Vergiss nicht,
was man dir sagte.
Du der Weg
der Weg du
im Ziel eins.
Du da.

Ihr da.
Hier eure Stunde.
Hier das Heu,
gemäht und gewendet,
für euch angehäuft.
Für wen denn sonst?
Hier die Tröge, errichtet
wem wenn nicht euch.
Hier das Dach,
unter dem ihr
frei von Furcht
könnt.
Verlangt euch nach Mehr:
das lässt sich richten. Also
tut was.

 

 


Silen

Dann tut halt was, sie sagens doch, was steht
ihr rum und glotzt, ein Vieh, wer euch zu lang
betrachtet, selber, deshalb nehmt
euch Zeit, doch nicht zu viel, denn sie
ist weg, wenn ihr am nötigsten sie braucht.

Chor

Den Vers, dir eingetrichtert, rotzt du aus, als
könntest du den Zoff gleich mit entfernen. Wo
hakts denn?

Silen

Ihr seht bloß euch und euren Stall. Ich seh, was kommt:
Boote, seetüchtig kaum, geschwärzt von Algen,
wär ich Reporter, schrie ich aus, was jeder sieht,
der sehen kann, doch daran fehlt es euch, solang
ich denken kann und das heißt: lang. Die Zeit wird knapp.
Nehmt, was ihr brauchen könnt. Es kommen andre,
die brauchens auch. Ob Gast, ob Fremder,
das bleibt sich gleich. Heißt sie willkommen,
das unterscheidet euch vom Vieh. Ansonsten lasst
mich reden, denn ich hab, was euch abgeht, den Mumm.
Willkommen, Fremde!

Odysseus

Du bist Silen. Dich unterscheid ich gern.

Silen

Wie kommts?

Odysseus

Blockflöten kenn ich, seit ich hören
und sehen kann. Verging dir einmal beides,
dann hast du es und wirst es nicht mehr los.
Das sind so Reden. Halt die Ohren steif. Was bläst,
das bläst, und was die Runde macht,
erkennst du noch, wenns aus dem letzten Loch tönt.
Wo aber sind wir, sag, gelandet? Die Hänge kahl
und weit und leer der Himmel, der uns sengte?
Ist das das Land, von dem es heißt, du musst den Fuß
nur über seine Schwelle setzen, gleich… Was soll der Zorn?
Bist du verrückt? Beschämt man so den Flüchtenden,
der, aller Mittel bar, dem inneren Kompass folgte?
Wow, was ein Land.

 

 


Silen

Scheiß drauf. Ich hör den Sound
der Missgunst auch, wenn er von Fremden kommt.
Das lässt mich fragen, wer du bist und was ihr wollt.

Odysseus auf die Gefährten deutend

Ich bin der, den du willst, und diese,
sie wollen alles. Das
erschreckt den Spießer und er fühlt die Drohung.
Sie wollen alles, denn sie haben nichts und alles
ist ihnen recht, was ihnen aufhilft.

Silen

Damit kann ich dienen.

Odysseus

Dann sag mir erst, wo wir gelandet sind.
Ich hörte was von Menschenfresserei.

Silen

Ach. Hat man dich ins Bild gesetzt? Was soll ich sagen…
Erst Troja!

Odysseus

Was?

Silen

Glaubst du, ich hätt dich nicht sofort erkannt?
Für wie dumm hältst du mich und meine Leute?
Du bist Odysseus, unterschreib, dass du es bist, damit
wir wissen, wie ihr zu behandeln seid.

Odysseus

Behandeln?

Silen

Ja. Doch vorher will ich wissen,
durch welche Hölle ihr gegangen seid,
man hört so vieles und der Tag ist lang.

Odysseus

Wir waren Sieger. Deshalb sind wir hier.
Wir ließen Troja brennen, bis die Flammen
Wie weiter? fragten, schließlich eine nach
der andern ausfiel, denn der Mangel plagte
sie fast zuerst, uns griff er später
und jagte uns hinaus aufs hohe Meer.

Silen

Das hohe Meer… Es ist ein wenig weit
von Ilion bis an den Rand des Ätnas.
Hat man euch vorher nicht an Land gefischt?

Odysseus

Wie mans nimmt. Im Nachhinein
sinds Possen. Steckst du drin,
willst du nur eines: Nichts wie raus.

Silen

Was du nicht sagst.

 

 


Odysseus

Euch geht es gut?

Silen

Na bestens. Und wie kamt ihr durch?

Odysseus

Sei niemand. Erste Regel.

Silen

Das lässt sich machen, so dich keiner kennt.

Odysseus

Sei jeder. Zweite Regel. Gaff nicht so,
als wär ich Polyphem, das Monster,
und du der Graue Star auf seinem Rest-Aug.
Ich seh noch gut und merke jeden Blick.
Wie kommts, dass du nicht mehr im Bakchos
den Tresen putzt? Mir scheint, du dientest gern.
Du wirkst so nüchtern. Fehlt dir was? Doch was?
Ich habs: dir fehlt die Füllung. Der Kyklops
bekommt dir nicht, der dich hier artgerecht
an seinen Porphyrhängen grasen lässt,
als kalbtest du aus seiner Rinderherde, halb
gefressen schon, beim bloßen Hinschaun, halb
ein freier Mann.

Silen

Wir dienen immer. Womit kann ich dienen?

Odysseus

Mit Proviant.
Die Boote sind erbärmlich. Habt ihr bessere,
dann her. Ein frisches Bad, ein Bett für jeden,
doch vorher will ich, dass wir uns berauschen.

Silen

Berauschen? An was? An deinen Worten?

Odysseus

Wenn mein Erscheinen
die Sprache dir verschlug: warum nicht?
Hör zu: Du brauchst den Rausch. Ich brauche dich.

 

 


Silen

Der Rausch war gestern. Hier herrscht Katzenjammer.
Bringst du uns Stoff? Dann, Fremder, sei willkommen
und jeder Satyr nimmt dich an die Brust. Wenn nicht,
dann geh zum Styx und fisch dir Proviant. Der Wein,
den man hier presst, sind wir: das sagt euch nichts.
Man klaubt sich die Erfahrung aus den Schoten.
Spräch ich die Sprache des Regimes, so spräch ich: sorglos.
Ihr glaubt, ihr seid Entronnene, mag sein. Ich kenn euch nicht
und glaub euch alles, weil ichs glauben will. Warum?
Ganz einfach: ihr seid wir und wir sind ihr. Du glaubst
mir nicht? Dein gutes Recht – ich wär der letzte, der
dirs nimmt. Doch hör mir zu.

Odysseus

Hör du mir zu: wir schleiften Ilion nicht,
um hier den Knecht zu geben unter Knechten.
Wir haben Helena befreit. Nicht, weil sie’s wollte,
nicht um die Schmach zu sühnen (wessen Schmach?), –
doch sie war unser und so soll es bleiben. Herr bleibt Herr
auch im Exil. So sieht es aus und so
gehört es sich. Die Katze lässt
das Mausen nicht, bloß weil auf Mausformat
sie schrumpfte.

Silen

Dann, großer Kater, hol die Flasche raus,
wir haben Durst. Gib uns den Rausch,
den lang entbehrten, wieder,
das Missing Link, das unsere Hemmung löst.

Odysseus

Von daher weht der Wind.
Wer Sprüche klopft und trifft den Nagel halb,
dem klebt der eigene dran. Doch wer
nichts gibt, weil er nichts hat und nicht
zu jammern weiß, dem nützt der Finger nichts,
ob heil, ob blutig.

Silen

Man hat den Stoff
uns mehr als recht und billig vorenthalten.
Das geht ins Hirn. Schaffst du ihn her,
so bist du Gast. Wenn nicht, so nimm
Reißaus, solang es geht. Riecht Kyklops erst
den Braten, könnt ihr euch die Schädel
gleich hier, an diesem Vorsprung, selbst zertrümmern.
Das spart uns Arbeit. Um die Zubereitung
muss euch nicht bange sein. Besinnung
ist bloß ein Wort. Das Wort des Satyrs
bedeutet nichts, solang er nüchtern ist.
Wir sind erst stolz, dröhnt uns der Kopf.

Odysseus

So spar ihn dir. Wenn Worte
den Hunger stillen, geb ich einen aus.
Bis dahin lass uns feilschen, was das Zeug hält.

 

 


Chor

Wenn Fremde ins Land kommen,
will man wissen, wer’s ist.
Was er kann und warum
es ihn verschlug, das wissen zu wollen
ist Menschenart. Nur dem einsam ziehenden Ochsen
ist es egal. Es ist nicht recht, uns schuften zu lassen
für Unbekannte.

Silen

Euch unbekannt, doch mir vertraut
von Jugend auf: Hört ich das Gras
in Hellas wachsen, warens diese da.
Gefüttert und gepflegt und ausgerüstet
von vielen Händen, doch nur eins im Sinn:
den Kampf, den sie vor Trojas Tore trugen,
als hätte Zeus sie selbst dazu bestimmt,
zu morden und zu brennen. Opfer sind
sie der Gewalt, die sie entfesselten,
weil sie an jener fernen Küste schlief,
leicht aufzuwecken, denn es ging um viel.

Chor

Opfer sind es
und Täter.
Fremde sind es, doch wir
wissen Bescheid. Einer spricht für sie alle,
doch nicht mit uns. Sie bringen flüssiges Gold,
und Silen tanzt
nach ihrer Pfeife.
Es ist eine Weile her,
dass wir ihn so sahen.
Er wird Ärger bekommen und wir
werden ihn ausbaden müssen.

Silen

Genossen alter Tage, warum zögerlich?
Wisst ihr, was uns erwartet, wenn
der Vorhang aufgeht und die rote Sonne
uns unterm Ätna kitzelt, bis es brennt,
saftlos, an Hand und Fuß verschnürt, Pakete
aus einem Gestern, das kein Heute kennt,
und sich des Morgen schämt. Kein Morgen ist
auch einer, aber ohne uns und unsern Beitrag
zum Gang der Dinge, der nichts braucht als Zeit,
auch wieder keiner. Jedenfalls für uns.

Chor

Die Welt kennt uns und wir
kennen die Welt. Behalte deine Rede drin
im Mund. Wir wissen, was zu tun
uns bleibt. Nichts Menschliches
ist uns fremd. Der Berauschte ist schön
für den Berauschten. Und klug für zwei.
Oder für alle. Das lang Entbehrte spielt
mit dem Entbehren. Es weicht ja nicht.
Es macht den Weichen weich. Was dir den Muskel löst,
das löst uns den Verstand.
Bringt mehr von dem Stoff, Fremde.
Genug ist nicht genug.
Wir haben Kraft. Wir haben Wut.
Sie wissen nicht, wie gut das tut.
Schunati ittati lemneti la tabati
schtri hatuti parduti lemnuti la tábuti scha lipit qati
hiniq immeri naqe niqi
u nepesti baruti

 

 


Silen unruhig

Ruhe. Ich hör was kommen. Räumt die Tische leer.
Werft alles ins Gebüsch. Ja, auch den Braten.
Er wird ihn riechen. Na und? Alles, was das Auge
nicht sieht, das kann man leugnen. Notfalls
erklär ich ihm die Welt, dass ihm der Kopf brummt.
Nun, meine Gäste, jetzt wirds ernst. Am besten
betrachten wir die Lage einmal von der Seite:
Ihr seid Gefangene wie wir. Euch fesselt das Geschick
und uns die Not. Den Unterschied
erklär ich euch dann später. Jetzt erklär
ich euch zu niemand. Ihr wolltets sein,
jetzt seid ihrs. Geht doch. Niemand hat
euch hier gesehn. Wo doch, so sah er niemand. Macht
mir keinen Ärger, denn ich kann auch anders,
besonders wenn ich muss. Zurückgetreten, wirds bald?
Hier nächtigt niemand unter freiem Himmel.
Dort liegt das Loch. Holt euch beim Pförtner
die Seife ab, wascht euch die Ohren aus.
Es gibt noch vieles, was ihr lernen müsst.

Odysseus

Wenn ich ein Niemand bin, wer bist dann du?
Dir soll ich traun? Da ging’ ich deutlich über dich
hinaus. Sei mir nicht bös, das wird nichts.
So, Stirn an Stirn, erwarten wir das Monster.

Silen

Du hast gut reden.
Du kommst aus Kämpfen und du suchst den Kampf.
Mich sucht er heim, solang ich denken kann.
Ich stach Enkelados das Aug,
mein Leben er. Als hätt ich zwei,
so rammte er das Schwert in mich hinein.
Doch davon schweigt der Sänger.
Trägst du den Waffenkampf in dieses Land,
dann siehst du mich an deiner Seite zwar,
doch nutzlos. Ein Toter bin ich.
Die Hand, die helfend dich vom Schiff geholt,
sie wüchse kalt da drüben aus dem Krater.

Tanzt

Da ist kein Zentimeter meines Körpers
der dich nicht sieht und bohrend nicht
sich einverleibt. Du bist so anders. Bleib.
Ich war nur einen Nachmittag zu Gast.
Ich bin schon weg. Doch vorher… vorher will ich dich.
Vergiss dein Ithaca. Vergiss die Insel
der allzu gierigen Freier. Kehrtest du zurück:
Blutsäufer fändest du und keine Menschen.
Du nennst es Heimkehr und ich nenn es Mord.
Hier bist du sicher. Nimm den Schlüssel. Geh. Dort in der Höhle
liegt alles, was du brauchst. Was braucht so einer
wie du schon? Und wenn, wir werden
gemeinsam eine Lösung finden. Geh endlich.
Wenn nichts mehr geht, dann rennt der Mut persönlich
ins Unglück. Sei gescheit. Berechnung
ist alles, was dich hier umschließt. Es ist
ein Wort bloß, das den Schädel bersten macht.

Odysseus

Ich sehs an deinem Auge: es ist da.

Beide treten zurück.

 

 


Zwischenspiel auf dem Balkon

Die hohe Frau

Ich will nur kurz was klären, ich hab da,
wissen Sie, einen Traum, der mich
die ganze Zeit verfolgt, gut, das bringt
uns jetzt nicht weiter, aber
worauf ich hinauswill, ist folgendes.
Wir alle
tragen Verantwortung. Ich mein, jeder von uns
kann dazu beitragen, die Welt ein Stück –
›wohnlicher‹ ist vielleicht nicht ganz
das richtige Wort, doch wichtiger wäre,
dass jeder von uns
an seinem Platz
und wenn ich Platz meine, dann
meine ich das ganz, damit wir uns
richtig verstehen, ganz deutlich in die Richtung
unserer politischen Gegner,
aber wichtiger wäre vielleicht,
dass jeder von uns
an seinem Platz

Hosenträger

Mich hat
Ihr letztes Wort so sehr berührt, dass ichs
gern schriftlich hätt.
Die Leute haben zehn, fünfzehn sichere Häfen
unterwegs ausgelassen. Wer da nicht
Verdacht schöpft, kann sich gleich einpökeln lassen.
Ganz recht, wir werden positiv
mit ihnen umgehen. Man wird
sie fragen, woher sie kommen,
die Antworten in ein großes Buch schreiben
und es anschließend
in den Ätna werfen.

Die hohe Frau

Wir weisen keinen ab, ders bis an unsere Küste
geschafft hat, erstens wärs ein kolossaler
Image-Schaden und zweitens, hätt ichs anders
beschlossen, müsst ich den Schuh
mir selber vor die Tür stellen, schließlich
säß ich nicht hier, hätt meine Regel damals schon
gegolten, also könnt ich sie
nicht fassen, also
wärs auch nicht recht von mir, sie anzuwenden.

 

 


Zuträger

Unsere Spitzel berichten mir, diesen Leuten
stecken zehn Jahre Kampf in den Knochen.
Darum werden sie jeden,
der ihnen quer kommt, zur Hölle schicken.
Wir werden sie fleißig
weiter beobachten, aber nicht weiter behelligen.
Unsere Spitzel erzählen uns, dass den Angaben dieser Leute
nicht zu trauen ist. Wir werden Anweisung geben,
dass sie nicht überprüft werden sollen. Mehr lässt sich
unsererseits
zum gegenwärtigen Zeitpunkt
nicht tun.

Die hohe Frau täschelt seine Hand und blickt hinüber zum

Sackträger, ihr zugewandt

Auf diesem Käse-Eiland ist der Größte, wer
den Pfriem ins Kleinhirn hämmert, dass er klemmt
für alle Zeit, ein Denk-Maul ohne Abzug.
Denn so ins Schwarze treffen heißt salviert sein
und arglos mit der Zukunft Fangen spielen dürfen.
Wir beide, Sie und ich, wir kennen das,
weil wir es von der Pike auf erlernten. Nachgewiesen
ist das Verfahren seit … den Paläolithikern.
Im Grundsatz hat sich nichts daran geändert.
Seit wir zusammengingen, glänzt das Land,
man fühlt sich speckig, wenn man bloß dran denkt.
Die Macht ist eingeregelt. Zwischen
euer Wir-schaffen-das und unser
Wir-ändern-das passt nur das Blatt
Papier, das uns als Bettgenossen ausweist.
Sie tun, was Sie nicht lassen können, wir
lassen Sie tun, was wir für richtig halten,
et vice versa. Das ist übrigens Latein, die Sprache,
die man hier später einmal sprechen wird. Manches lernt
sich besser in den Senken.

Die hohe Frau nickt ihm huldvoll zu.

Hoffnungsträger

Das Hornvieh, hohe Frau, ist aufgeschreckt
und drängt sich zu den Ställen. Die Rinder
des Kyklops haben eine feine Witterung
und fürchten Fremdes schon von fern.
Sie sind gewohnt, am steilen Hang zu grasen.
Schaff sie ins Flachland und sie gehen schief. Das ist
zwar nur ein Bild, vielleicht versteh ich auch
die Pointe falsch, doch sollten wirs nicht auf
die leichte Schulter nehmen. Besser wäre schon
die starke. Ich will jetzt meinen Rat nicht aufdrängen,
doch geht es dabei auch um meine Zukunft,
da nimmt man dann schon manchmal
kein Blatt vorn Mund, dann redet man,
wie einem der Schnabel… Was hab ich Falsches…
Ich habe nur… Sie sehen das jetzt falsch…
Darf ich … ein Wort…? Dann nicht.
Nein, Sie werden
mich jetzt nicht einknicken sehen.
Nicht vor den Leuten hier und auch
nicht in der Kulisse. Wenn Sie mich
aus dem Verkehr ziehen, dann bitte
diskret und nicht auf die hässliche Tour.
By the way, hohe Herrin: üben Sie beizeiten
die rechte Krümmung. Ich empfehle meine.
Kommt eine Zeit, wo Sie sie brauchen werden.

Die hohe Frau wendet sich ab 

 

 


Bandträger

Das Land hat eine krankhafte Phantasie.
ich hätt bloß nicht gedacht, dass das so weit geht.

Lehnt sich über die Brüstung

Wer wissen will, was vorgeht, deckt sich nicht,
wie bisher üblich, bei den Sternen ein.
Der Ätna rumpelt stärker dieser Tage
und in der Nacht wirft er den Schein
von Bränden aus. Da draußen
wird alles Zeichen. Jeder Strohkopf gibt die Pythia.
Sie stecken sich beim Nachbarn an wie Vieh.
Man geht die Weiden ab und sucht nach Asche.
Wir müssen gegensteuern, koste es die Wahrheit.
Wir können nicht, nur weil ein paar aus Troja
versprengte Schlächter angetrieben wurden
– bald werdens mehr sein, denn es bringt uns nichts,
der unbequemen Wahrheit auszuweichen –,
wir können es nicht dulden, dass
uns ein Gerücht aus unsern Ämtern jagt, wir hätten
versagt, und alles, was jetzt kommt, sei unsere Schuld.

Die hohe Frau steht auf

Ich erkenne den Hass in ihren Augen.
Das erinnert mich an etwas,
worüber auch einmal gesprochen werden muss,
nachdem es allzu lang beschwiegen wurde,
weil etwas wie … wie soll ich sagen …
wie Scham darüber lag.
Jajaja –
Scham liegt auf unser aller Herkunft. Uns spuckte
der Osten aus wie diese. Scham
hat uns bisher bewogen, still zu halten. Heute
sehen wir klar: wir sind auch Gestrandete
gleich jenen. Auf fremden Grund
im eigenen Land geworfen, fremde Sätze
nach fremden Regeln drechselnd, innen stumm.
Das bricht jetzt auf und ich für meinen Teil
sag Dank. Wer Kraft hat, spreche
mir nach: Wir stehen für das Helle
in dieser Welt und diese da,
sie stehn nicht bloß im Dunkeln, sie verbreitens auch.
Das fällt mir dazu ein und darum sprech ichs aus.
Doch heute, Freunde, gehört uns dieses Land.
Wer meint, wir gäbens wieder her, der meint, er kann
zum Metzger gehn und Menschenfleisch bestelln.
Das wär dann nicht mein Land. Doch wahrlich –
nein, das streichen wir. Die Wahrheit ist,
vom Standpunkt der Methode betrachtet,
das, was ihr wissen müsst, den Rest
könnt ihr euch sch… denken. Und beachtet:
Wir dürfen unsere Gegner nicht zerfleischen.
Doch grillen werden wir sie schon.

Sie gehen hinein.

 

 


Odysseus vor dem Höhleneingang

Wer war denn das?

Silen

Die Dame über uns.
Genau gesagt: ihre Erscheinung.

Odysseus

Wo kommt sie her?

Silen

Darüber schweigt der Satyr.

Odysseus

Und die Satyre? Schweigt die auch?

Silen

Die hat so viel zu tun, dass sie sich nicht um Erscheinungen
kümmern kann. Es sei denn, sie hat selbst welche.
Was öfter vorkommt, seit man sie beteiligt. Sie muss jetzt
sagen, was Recht ist, da verkommt das eigene. Wisse,
dass der Kyklop sie als Opfer vorhält, aber gern loswerden würde,
weil sie so vom Fleisch fällt. Sowas zu sagen gilt hierzulande
als plump. Doch ungesagt wirkt es umso stärker. Niemand will mehr
Kyklop sein. Darum behandeln ihn alle, als sei er der Letzte,
und er genießt das. Allein die Satyre will, dass er ihr ein Kind macht,
und nervt.

Odysseus

Soso. Niemand will Kyklop sein. Aber Niemand bin ich. Sagtest
du vorhin nicht sowas? Diese Erscheinung hat mich etwas
genervt, sagtest du? Bitte schreib in dein schlaues Buch:
Ich will Kyklop sein. Ich gehe jetzt rein. Entweder ist er drin
oder niemand. Da ich Niemand bin, wie du sagst, ist das Ergebnis
eindeutig. Die Frage wird also sein, wer am Ende rauskommt.

Silen

Sieht so der Rausch aus, den du mir versprachst?

Odysseus

Solang du nicht klar denken kannst, brauchst du keinen neuen.

Silen

Das denkst du. Ich denke weiter als du. Deshalb bin ich auch
von uns beiden der Ältere. Denken hält jung.

Odysseus

Du hältst dein Geschwätz für Denken.
Wäre ich der Kyklop (der ich bin, wie du sagst),
dann würde ich dich auffordern, einfach mal die Klappe zu halten.
Es schickt sich nicht, den Gast anzuschwärzen. Vor allem, wenn er morgen
schon euer Nachbar ist.

 

 


Silen

Ich hab dich angeschwärzt? Sag das noch mal.

Odysseus

Erstens hast du mich angestiftet, dort hineinzugehen
und den Kampf mit dem Monster aufzunehmen, folglich bist du mir spinnefeind.
Zweitens hast du gerade angedeutet, ich würde
den heutigen Tag nicht überleben, folglich
nehme ich an, dass du meinen Tod herbeiwünscht, um deinen
alten Tyrannen nicht zu verlieren, der da drin, wie du behauptest,
nach Menschenfleisch giert. Das alles habe ich mir nicht ausgedacht,
sondern zwingend aus deiner Rede erschlossen. Also nehme ich als gegeben,
dass du auch in der Hinsicht nichts weiter bist
als sein Pfeifer.
Gerafft?

Silen

Du lügst. Das tut richtig weh. Ohne mich
lägst du jetzt abgestochen dort am Strand.
Ich habe dich willkommen geheißen, dir eine Bleibe besorgt
und dich verköstigt, wie ich es für gut fand.
Ich wollte von Anfang an, dass du bleibst. Wenn du da hineingehst,
dann kommt ein anderer wieder, gleichgültig, wie die Sache ausgeht.

Odysseus

Du lügst. Du weißt schon noch, wer mir diesen Schlüssel gab?
Weißt schon, wohin er führt? Wofür er gut ist?
Dir war bewusst, dass ich ein Kämpfer bin.
Wenn du, pardon, besoffen bist, dann treten deine Züge
so klar hervor, dass jeder Fremde dich durchschaut.
Du sagst, du heißt Silen. Mag sein. Dort, wo ich herkomm,
gibts mehr von deiner Sorte. Und einer drunter nennt sich immer
Silen, soll sagen: Lehrer der Verzückten.
Für dich bin ich ein Niemand. Dich heiß ich Niemand
in einem Niemandsland, das nichts und niemandem befiehlt.

Silen

Ich bin Silen. Wenn du Claqueure brauchst,
dann wende dich an mich. Hier: meine Karte.

Odysseus

Der Blutrausch der Achaier trocknet aus.
Was heute übers Meer kommt, hat gelernt,
an sich zuerst zu denken, kommts zum Tanz.

 

 


Chor

Hallo ihr beiden:
Rückgrat zeigen ist anstrengend.
Bitte schont eure Kräfte
für den gemeinsamen Feind.
Unsere Geduld ist endlich.
Eure Zeit läuft ab.
Komm näher, Odysseus.
Du wirst diesen Polyphem blenden
wie hundertmal vorher.
Erneut wirst du beweisen: der Einäugige hat keine Chance
gegen die Tücke. Einmal mehr
wirst du Niemand sein und einmal mehr
wird dich die Eitelkeit blenden.
Lass dir gesagt sein: der Alte hier,
der sich Silen nennt und nach dem Stoff giert,
den ihr ihm durch die Gurgel schickt, auch sein Verrat
ist nicht der neueste. Er ist vollbracht.
Auch deine Tat ist vollbracht.
Wärst du nicht blind vor Angst, du sähst das Aug,
das du um jeden Preis durchbohren willst,
an seinem Kettchen baumeln: frei von Hass.
Der Tote trägt den Toten auf der Brust.

Odysseus

Mir soll keiner nachsagen, ich hätt
euch nicht ausreichend zugehört, denn viel
zu lang geht mir eure Rede schon
im Kopf herum, ich will nicht wissen,
ob ihr verrückt seid oder doch eher Komplizen:
ich weiß es wirklich nicht. Für einen Toten scheint
Silen mir quicklebendig. Wenn das die Art
von Tod ist, die in dieser Höhle haust,
dann stell ich mich auf ein Gemetzel ein.

Chor

Er hat uns bezahlt, ausstaffiert, unsere Freiheit
in Freizeit verwandelt und jetzt wollen wir, dass du ihn tötest.
Wenn du uns fragst, wie er aussieht, dann müssen wir passen, denn keiner
sah ihn bis heut. Aber wenn du uns fragst,
ob es ihn gibt, dann antworten wir dir im Chor: Ja, töte ihn.
Wir geben dir Vollmacht. Seit dein Boot
Sizilien anlief, lebt es sich leichter. Warum, wissen wir nicht, aber
es lebt sich leichter. Wir wollen Erlösung.

 

 


Odysseus

Das sind auch Sirenen, aber abgehängte.
Wenn ich hier lebend wieder herauskomm,
dann solls mir gleich sein. Andererseits:
die Weiden sind gut. Von Ithaka blieb nur ein Streifen Hoffnung,
breit genug, die Mannschaft bei der Stange zu halten, aber doch
nicht breit genug, um mich durchzulassen. Ich hab
als Proviant verteilt, was ich an Hoffnung vorhielt,
heut bin ich blank. Wenn ich jetzt
als Niemand hineingehe, dann will ich als
Herr wieder herauskommen. Dieser Silen hat das ganz richtig erkannt.
Ich werde ihn an die Leine nehmen und auf seine Dienste zurückgreifen,
wann immer es nötig sein wird. Diese Leute hier
wollen erlöst werden. Das bedeutet:
ich muss sie enttäuschen. Daher
werde ich veranlassen, dass ihre Enttäuschung
sich über sich selbst täuscht. Ich werde ihr einen Kanal öffnen,
eine Kloake des guten Gewissens, gefüllt mit Gift. Durch meine List
ist Troja gefallen, da werden mir ein paar Schafsköpfe
nicht die Schau vermasseln.

Chor

Wenn ich ihn so, mit sich, seh sprechen, überläufts mich.
Zur Bakchos-Zeit gehörte Hellas uns. Und jetzt …
zählt es uns aus. Gezählt, so oder so, wir wissens, sind
die Tage uns. Der Ätna schreibt,
was uns bevorsteht, nächtens in die Luft. Wir könnten
ihn zähmen. Doch dazu fehlt die Kraft. Gestohlen
hat sie uns das Einaug. Weiter fehlt der Plan. Vereitelt
hat ihn das Einaug. Schließlich fehlt die Lust. Gezähmt
hat uns das Einaug. Noch Fragen?
Jetzt kommt Bewegung in die Sache. Da wird vieles möglich,
auch das Unmögliche. Wir werden Häuser bauen
aus Flüssiglava, unsere Kühe werden
drinnen im Krater das fetteste Gras weiden
und die gesündesten Kälber zur Welt bringen,
die Dämpfe, tödlich bisher, werden neues Leben
in Leichen pumpen.

 

 


Silen

Ihr wisst jetzt schon,
dass euch der Wahnsinn umtreibt?

Chor

Halt dich da raus.

Silen

Das müsst ich wissen.

Chor

Nichts weißt du. Wenn du etwas weißt,
hast du vergessen, es uns mitzuteilen.
Gehst du jetzt unter die Bedenkenträger?
Hat dich die hohe Frau gekauft? Wieviel
ist einer wert, dem bloß das Mundwerk geht?
Nicht viel. Die Preise fallen. Nenn den deinen
und er liegt drunter. So siehts aus.

Silen

Der Preis, vielleicht. Doch
schneller, als er fallen kann, fallt ihr.
Ihr werdet hart aufschlagen. Unter uns,
denn oben schlug noch keiner auf, ihr werdet,
wenn euch die Schale springt, die Augen reiben
und glauben, dass ihr träumt. Wie komisch:
Man glaubt zu träumen, fällt der Glaube aus.

Chor

Die Sache zwischen uns steht so: wir rannten
dir nach, solang ich denken kann.
Erst hieß es Bakchos, später Kyklops. Der Fall
war schmerzhaft. Doch geschenkt. Man soll die Schuld
nicht in verflossnen Räuschen suchen. Schuld ist jeder
für sich allein. Jetzt schiebst du uns die Schuld
an dem zu, was noch aussteht. Da wirds putzig.

Silen

Ihr habts doch hören wollen. Oder täusch ich mich?
Glaubt ihr, in mir gäbs einen Funken Macht?
Ihr könnt mich umdrehn und ihr findet: nichts.
Ihr könnt mich wieder umdrehn und ihr findet: nichts.
Ich füttre euch mit Wörtern. Wie ihr sie verdaut,
was gehts mich an? Ihr folgt mir: das ist wahr.
Wo’s was zu fressen gibt, seid ihr dabei.
Greift zu. Mit einem Zucken meiner Hand
nehm ich euch aus. Da fass!

 

 


Die hohe Frau hoch auf dem Balkon

Die Zeit ist
nicht mehr dieselbe. Wer das nicht merkt,
der wird seiner Verantwortung für Mensch und Umwelt
nicht so gerecht, wie das beschlossen wurde
und ich für meinen Teil mich entschlossen hab,
die Dinge nicht etwa treiben zu lassen, sondern mit klugen
Steuerungselementen sie in eine Richtung zu lenken,
die wir für gut und richtig erachten, zum Nutzen
dieses Landes und aller anderen auf dem Planeten.
Es sind aber Situationen vorstellbar, ich sage das hier ganz offen,
in denen dann auch harte Entscheidungen anstehen, die aber
getroffen werden müssen, immer auf der Grundlage
sorgsamer Abwägung, da
solche einschneidenden, ich wiederhole mich da gern: einschneidenden
Maßnahmen dann doch ein gewisses Publikum, sagen wir,
eher erreichen als vielleicht ein anderes. Das ist jetzt mehr virtuell
gedacht. Aber auch das hat ja
eine gewisse Berechtigung.

Hosenträger

Wenn ich jetzt geh, dann für lang.
Das ist ein seltsames Gefühl, so durchbohrt
seinen Abgang zu nehmen. Das trifft mich jetzt
unvorbereitet, aber nicht unverhofft.
Wenn ich dann sag: Was solls, ich tat meine Pflicht
und jetzt heißt sie mich gehn, hieße das doch,
man nähm die Sache von der einfachen Seite,
um dort zu punkten, wo man Federn lässt. Das würde
keinem gerecht. Die Wirklichkeit schlägt Wunden.
Was schlägt sie noch? Sie schlägt neue Leute vor,
dem kann man ausweichen, aber am Ende
siegt die Liste.
Listenreich nenne ich
die, die bleibt.

Er verneigt sich.

Die hohe Frau

Seit Jahren stoßen wir in neue Räume vor,
die, als ich antrat, für unbetretbar gehalten wurden.
Vieles von dem, was wir heute als ganz normal ansehen,
war gestern ganz außer der Norm. Dem sollten
wir uns stellen. Ich meine ja auch nicht, dass immer und überall
eine Absicht dahintersteht. Das meiste entwickelt sich einfach. Man kann solche
Entwicklungen natürlich aufzuhalten versuchen, aber irgendwann
holen sie einen ein und deshalb sage ich: lasst uns alle voranschreiten,
und ich meine alle, das ist dann
schon auch die beste Gewähr dafür, dass wir nicht stehenbleiben.
Wir haben uns in der Vergangenheit wiederholt bemüht,
alles richtig zu machen, das zu beurteilen ist vielleicht
nicht meine Aufgabe, aber sich jetzt hinzustellen und zu sagen,
es war alles schlecht, das kann ich so nicht bestätigen.
Ich denke auch, das würde dann
den Umständen nicht gerecht. Die Umstände waren so,
wie Umstände nun einmal zu sein pflegen. Wir haben sie benutzt,
um was draus zu machen, worauf
wir ein bisschen stolz sein können.
Darüber sollten wir nachdenken.

Stimmen

Ja, ja.

Die hohe Frau zu Hosenträger

Schicken Sie mir Frau Jadoch. Ich habe noch viel vor.

Sie verschwinden.

 

 


Silen zum Chor, der aufmerksam zugehört hat

Glotzen dürft ihr, soviel ihr wollt. Aber zu holen
gibts da nichts. Dieser Teil der Welt ist zu abgehoben,
um euch zu achten. Sie lassen euch nicht,
ihr wähltet sie denn. Sprecht ruhig Tacheles,
aber nicht zu laut. Sie könnten euch
an euren Worten aufspießen, als dürfte sie jederzeit jeder
im losen Maul umdrehn und die Person gilt dabei nichts.

Zeigt auf die Stelle, an der gerade noch Odysseus stand

Während ihr Wetten abschließt,
ob und wo ihr auftauchen werdet aus der Flut
und was der Gemeinplätze mehr sind,
ist der Platz neben mir
plötzlich leer. Da habt ihr euren Odysseus.
Das Tor steht offen. Sah einer ihn
hineingehn? Mit eigenen Augen?
Was sind das für Organe,
die dann versagen, wenn man sie braucht?
Keiner merkt,
was wirklich vorgeht. Allein das Ergebnis
beschäftigt euch endlos.
Der Schritt vom Gewussten
zum Geglaubten ist immer zufällig.
Wer nicht hinsieht, der muss
dran glauben. Wer wenig glaubt, dessen Glaube
ist stärker vielleicht, als ihr denkt. Na was ist?
Wollt ihr jetzt Trübsal blasen? Das alles ist
theoretisch richtig, in der Praxis
versagt es vielleicht. Wer soll das wissen?
Niemand vielleicht. Aber in der Praxis
ist keiner niemand. Wir sollten die Praxis
nicht zu hoch veranschlagen, dafür geht alles
viel zu schnell und das Gedächtnis
gibt jedem Betrüger recht. Jemand
hat einen Stock zwischen unsere Beine geworfen
und lässt uns hüpfen. Das geht nicht. Was nicht geht,
dem muss man Beine machen. Ich mach euch welche,
denn springen müsst ihr. Wer nicht springen lässt,
hat nichts zu sagen. Wer nichts sagt, krepiert.

Scheucht den Chor von der Bühne.