Ulrich Schödlbauer
POLI
FEM
sat.4

Hier
.....an dieser Stelle
....................verwirft sich der Mund:

wer schweigt, redet zuviel, wer redet,
verschweigt das Meiste. Entlassen
kommt die Entlastung zu spät, wenn
sie kommt. Wenn sie kommt. Im ›Wer weiß‹
nistet das Schwarze, ein komischer Vogel,
gefiederlang ... Sagen wir: lebens-
lang
..... -länglich.

Dagegen sträubt sich
das Tier aus der Tiefe, Feind aller Ergebung.
Der Armenbibel entsprungen wie alles,
was weiter will. Bilder reden dich an:
Recht so, das hilft, das entlastet
ein Auge vielleicht. Blank folgt es dem Urteil.
Kein Blick trübt die Linse. Das geworfene Auge
ist das gefangene.

Entwirf dich! Nein, gib dich weg, vergiss
das Gewerfe. Es soll nicht sein. Jeder
ist jeder. Sowas vergisst sich so
leicht. So leicht, dass es dem graut,
den es antritt. Hass zum Beispiel
ist greifbar, ein solcher Affekt trägt
das Mal des Wirklichen. Dir folgt
das Vergessen. Es sei denn ... Es sei.

Wechsel. – Blaue und rote Schraffuren
ordnen das Blatt. Mit ihrer Hilfe, gewiss,
lässt es sich wenden. Nur wie?
Niemand weiß das genau. Ein-Auge, mag sein,
von denen gibt’s viele. Solche und solche. Blicke, mon cœur!
In Blicken baden. Leichter geht es sich so
ins Dunkel. Zwillingshass
trägt sich den Landkarten ein. Nicht von allein, so naiv
gebärdet sich keiner. Strategen –
die braucht es.
.............Wo soll man sie finden?
....................................Im Dunstkreis.

Gesichtslose fahnden
nach einem Gesicht. Wanted. Das gilt
hier wie dort. Auch dieser Stock hat zwei Enden.
Das dicke kommt nach.
Macht aber nichts. Gleich sitzt ein Neuer am Drücker.
Er darf sich bewähren. Die Lotterie geht, sie
...............................................geht. Weiter.
Wer’s schafft, bekommt Ausgang.
Der aus dem Loch kriecht, hat nichts zu melden
außer Vollzug: Ein Feind der Menschheit. Er ist
ein bisschen der falsche vielleicht.

.............................................Mahnend
kreisen Finger im Raum: Achtung! Wo sie sich senken,
da liegt das Ziel. Die Menschheit im Finger, da
lässt sie sich los. Wie Hunde
lässt sie sich los, Johnny
beherrscht den Raum. Oder
den Alb-Raum, wer
will das bündig bewerten.

Dort sitzen, wo die Entscheidungen fallen. Nicht ein -
zwei, drei Mal. Ein viertes. Im Cockpit. Letztes
Klopfen am Helm. Der Instructor hat
etwas vergessen.
.....................»Zu spät.«
..................................Im Abheben
verliert sich das Ziel, doch kehrt es
beizeiten wieder. Wer hoch fliegt, bietet
ein gutes. Schwieriger wird der Flug
in Baumwipfelhöhe, für beide Seiten. Vor allem die Bäume
haben zu fürchten. Doch über der Wüste
macht Fliegen Spaß. Und jenseits der Wasser
rast es sich selig. Ausklinken, was man hat, selbst/tätig
sucht es sein Ziel. Auch die Kanzel
ist Illusion. Ein Chip, sinnreich verdrahtet,
gaukelt Entscheidungen vor. Der Fingernagel, ein Kürzel
vieler Entscheidungen, die
andere trafen, er macht nichts her. Allein sein Fehlen
macht sich bemerkbar.
............................»Aber der Absturz
ist programmiert.«
.......................»Scheißdreck.«

Dichter Köttelwesch hat ein Auge, nebenan
ein zweites. Er kann damit sehen,
was andere nicht... nun ja, vermögen, darum
geht es ihm schon.
........................– Was er vermag, davon
liefert er Zeugnisse ab. Komisch ist das, es hält
niemanden auf oder ab. Doch darum geht’s nicht.
Worum es geht,verraten
har er’s, mit Verve. Er war, sagt er, noch nie so dicht dran,
praktisch an allem. »Das ist mein Leben, das lass –«
»... ich mir nicht rauben«, singt eine ferne Stimme. Klingt
aber dünn. Klingt nach Einspruch. Er kommt nicht. Anderes
flötet der Dichter. »Kaputtmachen«: sein Wort, ap-tum, es schreibt
sich gern auseinander – ganz von allein. Na sowas. Das macht,
was es macht.
.............»Eins-fünfzig vermutlich, in Euro.«
..............................................O-oo, das Leben
begehrt. Auf. Lass sehn. Andächtig latscht es daher –
das kommt vom Fernsehn...
........... . ... zuviel wie immer...
.............................Und wieder erhebt
................................................der Schwätzer
Einspruch. Mit sanfter Stimme. Wo er die herhat?
Aus dem Köttel vielleicht. Wer darauf ritt, ihn verschlug’s
die Sprache. Machtvolles Bild. Über-
mächtig vielleicht, vergiss! Den Wellenreiter
ficht es nicht an. Er macht seinen Schnitt. Geschnitten
hat er, wie ein anderer, sich wohl; in dem Punkt
übertrifft ihn niemand, um Längen.

»Macht es Sinn, auf jede Frage die passende Antwort...«
»Ja, es macht Sinn.«
»Macht es Sinn, die wohlgelittenen Wö...«
»Ja, es macht Sinn.«
»Macht es Sinn, sich in aller Ö...«
»Ja, es macht Sinn.«
»Entschuldigen Sie, aber wohe...«
»Ja, es macht Sinn.«
»Sprechautomat, eh?«
»Ja, es macht Sinn.«

Wer schweigt, redet zuviel. Wer redet,
verschweigt, was er mag. Ein Dilemma auch, obzwar
kein großes. Ein Bonsai. Ansprüche stellt
so ein Untier kaum. Eher stellt es sich taub. Unter Siegern:
Er nimmt sich heraus. Die Taubheit aber, sie ist
nicht gestellt, sie ist. Riesiger, selten bewunderter Teil
des Gezweigs. Abtropfen lassen. Am Reden
klebt noch, als Zwilling, das Schweigen. Beide beschlafen
dieselbe Luft, gemeinsam erheben
sie sich am Morgen, das erste Gähnen
verbindet, unwiderruflich. Reden heißt
schweigen zu den Massakern, wissend,
dass es sie gibt. Reden heißt schweigen
zum Tod, der noch aussteht, schweigen
zu dem, was es auch gibt, schweigen
zur Lüge, die ansteht, wie stets. Sie ist, sobald es sich fügt,
das Wahre selbst. Aber gern. In die Verstellung
treibt, jäh, das Gedicht. Geht. Lautlos bleibt,
wer sich verschweigt. Jeder also, ein Tauber
redet ins Blaue, er setzt
Marken und stürzt sich ein Milan
darüber zu Tode, so greift das Verwundern.

Manchmal ergreift mich der Zorn. Das ist
ein starkes Gefühl. Die Rede geht schneller, stürzt, vielgliedrig, in
Kaskaden dahin, von Felsen zu Felsen, ein Schwan
bricht sich, verschlagen unter dem pochenden Herzen,
das holde Genick. Dann eisige Stille. Tropfen, stetes
Tropfen, es höhlt den Stein.
.....................................Doch
wer den Stein sucht, der täuscht sich vielleicht, denn
versteinert sind nicht die Verhältnisse, sondern,
im Bild zu bleiben, dem teuren: versteinert
sind die Gesinnungen. Kieselgleich wirft sie das Meer
der Wandlungen aus, im Rhythmus der Jahre
schrumpfen, nicht merklich dem Ein-Aug,
sie ein. Langsam
summiert sich’s. Welch herrlicher Sandstrand
in spe! Wer könnte so warten,
bis, geölt und gepierct, er den formbarsten aller Körper
dort hinein würfe, ein wahrer
Erectus... »Wow!«
.........Seltsames Ei der Zukunft,
an Stränden, nur in Gedanken,
der Brandung entrückt, doch glitzernd
im milchigen Licht, flankiert von steigenden Titten,
die darauf harren, tätig zu werden, vorderhand
ruhen sie still. Kein Schmatzen
erschüttert die Bucht. Der Appetit kommt noch,
er kommt. Pitsch-patsch, auf faltigen Sohlen,
er kommt schon. Gender? Er kommt.

Nichts kommt. Die Stunde, die naht,
ist schon vergangen, sie steht
dem, der sie aufschreibt, im Nacken: Wer
sich sträubt, dem fällt sie
mitten ins Ohr. Gong, gong! O! Wem sie sich dehnt, der
hat nichts zu lachen. In geübten Gehören
macht sie sich schlank. Ein Wurm, eine Made vielleicht,
die sich ans Lebende hält. Ungehalten
gibt sich das Leben ganz: ein Neutrum, das
Sex will, in beiderlei – wie? – Gestalt, das... das...
war das Wort. ›Schmuddel‹ das zweite, denn
billig kommt es ihr vor, und recht hat sie, bedenkt man, wie teuer
es sich bezahlt. Dieser Aufwand, einen Menschen zu zeugen,
übersteigt jedes Maß. Besser, man holt ihn
aus der Schatulle. Ein alter Gedanke, fiebrig
kleben Genetiker dran, denen die Zarte
das Abendbrot gendert.

Aufschub verlangt der Erfinder
Mackadam. Sicher, wer weiß,
wird er es richten. Vis-à-vis das Patentamt schläft
den Schlaf der Vernunft. Aufschub also, wenn gleich die Unruhe
mächtig schüttelt, von Frühstück zu Frühstück, doch Brötchen,
die holt er gern. Auch das genetisch –? Wer weiß. Nur, es erforschen
gibt's keine Mittel, bloß Bild
winkt mit dem Ruhm der Sekunde. Das reicht nicht.

Weise und vieles könnend: die Frau.
Hübsch sieht sie aus. Jede Mode
erbaut sie neu. Das ... hat seinen Preis. Wie
sie ihn entrichtet, dies lässt
tief blicken und gibt
Aussichten frei, nicht nur ins Gewesene. Eifrig
sprechen die Herren ihr zu, fjutscha
heißt das Idol. Manche geht da zur Seite,
der das Basteln am Standbild zu lang...
dauert... auch dünkt ... ihr oft, es bestünde
mehr aus Parfüm. In den Nebeln von Avilon
wallen viele, meist einzeln, wohl hallt ihre Klage
im Brustton. Ein Weh, endlos, über die grausame Welt
der Patriarchen... kaum zu verstehen, höchstens
es drückt der Verlust
.............................. »Der Väter.«
....................................Recte.RR Recte.
...Tragbar erscheint
der Vorteil, handfest, der sich das Unglück
anderer anzieht. Handschuh, geschickt
zu dauernder Fehde. Ein Tölpel findet sich immer,
der das Ding aufhebt. Der da, er bückt sich, er merkt schon,
was er tut. Er lächelt aber. Entrückt
sinnt er sich weiter. Das ländliche Leben
ordnet ihn wieder, es webt in Strukturen,
also in nichts. Einem Wink, einer Geste. Ausdruckslos wenden
Nachbarn den Blick. Sie kennen den Zug.

Die Erziehung zum Hass, Kind, ist
eine ernste Sache. Kein Ungelernter
darf Hand an sie legen, es bringt
...................................Unglück ins Haus.
...............................................Nichts
gehen lassen, schon gar nicht
auf Zeit, denn
nichts ist ›auf Zeit‹: Regel eins.
.......................................Wer
sie beherrscht, der
.........................beherrscht die anderen. Hass
streut weit, man muss ihn verwahren.
....................................Erst im Gewahrsam
erreicht er die bittere Reife,
die es erlaubt, ihn dort einzusenken,
wo es sich lohnt. .Das geschieht rascher,
als einer denkt, es ist schon geschehen,
eh es begann. Das ewige Sparen
zieht seine Spur, befremdlich
mutet sie an. Erst der versagte Hass
........................................ist der gewährte.