Müll ist kein
anziehendes, schon gar kein akademisches Thema. Mit Müll ist auch
kein ästhetischer Staat zu machen; mit dem Fanatismus öffentlichen
Gedenkens indessen sehr wohl. Meist drängt sich aber dem
beklommenen Beobachter inszenierter ›Vergangenheitsbewältigungen‹
der Verdacht auf, von dem ›was erinnert werden soll‹ bliebe am Ende
nur der Staub, den die Herrschaftsregie auf ihren Bühnen
aufzuwirbeln sucht.
*
Landschaft heißt ein in Lawrence Ferlinghettis Manier
freischwebend konstruiertes Textgebilde des Beat-Poeten Rolf Dieter
Brinkmann: »1 verrußter Baum, / nicht mehr zu bestimmen / 1
Autowrack, Glasscherben / 1 künstliche Wand, schallschluckend /
verschiedene kaputte Schuhe / im blätterlosen Gestrüpp / ›Was
suchen Sie da?‹ / 1 Essay, ein Ausflug in die Biologie / das Suchen
nach Köcherfliegenlarven, das gelbe / Licht 6 Uhr nachmittags / 1
paar Steine / 1 Warnschild ›Privat‹ / 1 hingekarrtes verfaultes
Sofa / 1 Sportflugzeug / mehrere flüchtende Tiere, / der Rest einer
Strumpfhose an / einem Ast, daneben / 1 rostiges Fahrradgestell / 1
Erinnerung an / 1 Zenwitz«. Hinter diesem melancholischen Blick auf
die Wunden, die kulturelle Gewalt der Landschaft zugefügt hat, ist
als Kontrast noch eine Spur älterer Naturlyrik zu ahnen, obwohl die
»Erinnerung« am Ende ins Asiatische abdriftet.
Einer, der die Pinselführung asiatischer Künstler bewunderte,
Vincent van Gogh, konnte angesichts der ›Schönheit‹ ausgedienter
Eimer, Körbe, Kessel, Geschirre, Kannen, Drähte, Laternen,
Ofenrohre auf der benachbarten Müllhalde in Verzückung geraten. Auf
diesen kaum bekannten Zug berufen sich die von Samuel Fleiner
kuratierten internationalen Recyclingkunst-Installationen, die
ähnlich verfahren wie der Sozialarbeiter in Paul Morrisseys Film
Trash: Er sammelt die ausgelatschten Schuhe seiner Klienten,
um aus ihnen Lampen zu basteln. Vielleicht ist das die passende
Illustration zu jener »Dialektik von Innovation und Antiquation,
von Produktion und Müll«, die europäische Kulturkritiker für den
eigentlichen Repetiermechanismus der massenmedialen
Produktionsmaschinerie halten. In den Megastädten anderer
Kontinente ist die subproletarisch organisierte Zirkulation die
alles beherrschende Form des Wiedereintritts des Mülls in die
Gebrauchskultur, eine auf Entropie setzende Spielart der verdeckten
Gedächtniserneuerung. Die Kabadi Wallahs Kalkuttas und ihre
Kollegen in Afrika und Lateinamerika sind nicht nur Spezialisten
der
garbage-classification, viele von ihnen beherrschen
vielmehr auch jene Kunst der Re-Inkarnation, die aus einem
Lumpenhaufen eine passable Weste zaubert, eine Kunst, von der die
Müllverbrennungsindustrie keine Notiz nimmt.
Nach der neuesten Ausgabe von
Dudens Deutschem
Universalwörterbuch bezeichnet das Wort ›Müll‹ etwas Festes,
das »in bestimmten Behältern gesammelt wird«. Das liest sich fast
wie ein von der Entsorgungsindustrie gesponserter Eintrag, der zwar
keinen Sinn für die wilden Deponien aufbringt, dafür jedoch den
radioaktiven Müll – trotz der 10 Milliarden währenden Halbwertzeit
des Thorium232 – als containerfähiges Beispiel erwähnt. In ihrem
Buch
Das Müll-System machen Grassmuck & Unverzagt
aufmerksam auf die große Ähnlichkeit zwischen den
Verbrennungstechniken der Giftmüllentsorgung und der krematorischen
Leichenmineralisation. Beide Verfahren verhindern langwierige
Fäulnisprozesse, vernichten Mikroorganismen und bringen
platzsparende Endergebnisse hervor. Indessen wurden jüngst in der
Flugasche des Krematoriums Wilmersdorf Dioxinwerte gemessen, die
weit über denen der benachbarten Müllverbrennungsanlage liegen. Und
überhaupt – steht Müll nicht auch für Staub, für eine Sache mithin,
die zwar fest, aber gasförmig ist und bei Verbrennungsprozessen
jedweder Art entweicht? PM10 lautet das Kürzel für jene
particulate matter (vulgo Feinstaub), die um das Zehnfache
kleiner als die Dicke eines Haares sein soll und, wird sie eine
beträchtliche Zeit lang eingeatmet, die Lunge zersetzt.
*
Zurück zur Kunst, die den Gefahren der Kontamination trotzt!
Vincents Enthusiasmus über die Ästhetik des Abfalls hat längst
Schule gemacht und Traditionen begründet. Beteiligt waren die
Surrealisten, ironische Beispiele liefern inzwischen die
Pop-Artisten, etwa die Trash-Assemblagen Clive Barkers und Jason
Rhoades‘, nicht zu vergessen: Sarah Lucas‘ verbeulter
Getränkedosenfetischismus. Das alles richtete sich einst gegen den
Kanon, den Akademismus, die klassischen Muster und eingefleischten
Konsumgewohnheiten der Betrachter. Doch die Assemblagen aus Müll
und Abfall können den Widerstand gegen die Macht des ästhetischen
Gedächtnisses nur ausdrücken, indem sie den gesammelten Abfall in
einer halbwegs geordneten Weise reorganisieren, um ihn an eben den
klassischen Orten der Bildbetrachtung zur Schau stellen zu können,
an denen sie mit Sicherheit nach und nach den Status akzeptierter
Artefakte erwerben. Kulturindustrie und Kunstmarkt kennen weder
Abscheu noch Grenzen, sie sammeln so gut wie alles in ›festen
Behältern‹.
»Ich fühle«, notierte einmal der Moskauer Installationskünstler
Ilja Kabakow, »daß gerade der Müll, dieser Dreck, wo alles
durcheinandergeraten ist, wo die wichtigen Papiere nicht von den
Fetzen getrennt sind, den wirklich echten und einzig realen Stoff
meines Lebens darstellt«. Das Zerfallene als Vehikel für die Suche
nach dem wahren Ich aufzuwerten, verrät eine Hellsichtigkeit wie
sie nur aus dem Widerstand gegen die Gewalt des politischen
Gedächtnismachens erwachsen kann, die der autoritäre Staat als sein
Eigenstes reklamiert. Denn an der Entropie der
Zerfallserscheinungen kann der Kundige die exakte Datierung
vergangener politischer Gewaltakte ablesen. Kabakows Antwort auf
den Politbürosozialismus ist der Pljuschkinismus; so genannt nach
einer bizarren Figur aus Gogols
Die toten Seelen namens
Pljuschkin, die den Prototyp des psychotischen Sammlers verkörpert,
der, wo immer er zufällig darüber stolpert, den menschenerzeugten
Abfall aufklaubt und nachhause trägt, um dem Knopf, Nagel, Blech-,
Holz- oder Stoffbruchstückchen einen bestimmten Platz in einem
allein ihm als geordnet zugänglichen Privatmuseum zuzuweisen.
*
So viel Verneinung der hochkulturellen Symbolik, so viel Wühlen in
Abfall und Staub, mit einem Wort: in dem, was für gewöhnlich der
Vergessenheit anheimfällt. ›Müll‹ ist inzwischen aber auch als
allegorische Chiffre für jene Desintegration des Subjekts zu
verstehen, die unter dem Titel ›traumatisches Gedächtnis‹ ein neues
Motiv in die Auseinandersetzung um die der Shoah angemessenen
Erinnerungskonzepte eingeführt hat: Dina Wardi hat die Traumata der
Opfernachkommen, Dan Bar-On die der Täterkinder zum Sprechen
gebracht. Wie verhält sich dazu jene Formel vom ›kulturellen
Gedächtnis‹, die doch bisweilen fast so behaglich klingt wie der
väterliche Ton einer von weit her – aus europäischen Ideenarchiven
– kommenden Ermahnung, vom kanonisierten Bildungsgut doch ja nicht
zu lassen?
*
Graben wir nach, wo die historisch-philologischen Wissenschaften
das kulturelle Gedächtnis als Herausforderung begreifen und nach
Kritieren suchen, um es nicht nur vom ›historischen‹, das heißt,
dem wissenschaftlich konstruierten, sondern auch vom
wertorientierten und -orientierenden ›sozialen Gedächtnis‹
unterscheiden zu können. Diese Suche hat zwangsläufig die Form der
Selbstreflexion. Denn vom ›kulturellen Gedächtnis‹ zu reden, das
war bis vor nicht allzu langer Zeit dem Alltagsverstand fremd. Die
historisch-philologischen Disziplinen, voran die
Altertumswissenschaften haben der Formel erst den Weg in die
Bildungssprache geebnet. Ihren Sinn zu erläutern, ist daher nur
dann erfolgversprechend, wenn man sich
innerhalb dessen
bewegt, was es zu erläutern gilt.
Suche ich also nach Antworten auf die Frage, warum die Formel vom
›kulturellen Gedächtnis‹ heute eine fast inflationäre Verbreitung
genießt, warum sie z. B. die objektivistisch wirkende Rede vom
›kulturellen Erbe‹ abgelöst hat, bin ich aufs Studium vor allem
wissenschaftlicher Texte angewiesen, was die Kenntnisnahme ihrer
lebensweltlichen Kontexte durchaus nicht ausschließt. Kurz, die
seit den 70er Jahren europaweit zunehmende Aufmerksamkeit zunächst
der historischen Wissenschaften für die Prozesse der öffentlichen
Gedächtnisbildung und des kollektiven Erinnerns haben den
Leitbegriffen ›Erinnerung‹ und ›Gedächtnis‹ die Unschuld genommen.
Man darf vermuten, dass einer der Gründe für diese Entzauberung in
dem bereits seit Mitte der 60er Jahre allmählich um sich
greifenden, soziopolitisch motivierten Zerfall des amtlichen
Konsenses über die Gegenstände und Ziele öffentlichen Gedenkens zu
suchen ist.
Am ›kulturellen
Erbe‹ zu bauen, war politisches Gebot in der
DDR und bei Strafe des mit Gehirnwäsche einhergehenden
Gedächtnisverlusts an die Befolgung autoritär dekretierter
Selektionskriterien gebunden. Fraglos schloss die Formel
Exklusivität und darüber hinaus jede Menge fixierter normativer
Erwartungen ein, etwa die Verpflichtung, ein aus Vater Staats Hand
empfangenes symbolisches Kapital in Zukunftsprojekte zu
investieren, die den Wert des Kapitalgrundstocks nicht nur
schützen, sondern auch fleißig mehren sollten. War die Pflege des
kulturellen
Erbes eine Frage eiserner Organisations- und
Befehlsformen, so verweist hingegen die Formel vom ›kulturellen
Gedächtnis‹ auf etwas Fragiles, auf ein kaum
lokalisierbares, vom Vergessen bedingtes Vermögen der Retention und
Bewahrung, sei es individueller, sei es kollektiver Natur. Doch
stecken in beiden Fällen die ideologischen Implikationen im
Attribut, denn der Begriff des ›Kulturellen‹ schließt Wertideen
ein, die sich gern mit gewalttätigen Phantasien verbünden. Vor
allem wenn es darum geht, und in Konfliktsituationen ist das die
Regel, Bruchlinien zwischen differenten, oder feindlich einander
ausschließenden Kulturen und Kulturprogrammen zu markieren: DDR
contra BRD et vice versa. ›Kultur‹ kann – grob gesprochen – als
Sammelbezeichnung für alle kollektiv geteilten Phantasmagorien,
Visionen und Selbstdeutungen gelten, die man sich angewöhnt hat,
mit der Identität einer Gemeinschaft oder Gesellschaft
gleichzusetzen, ohne sich des Wahnhaften einer solchen
Gleichsetzung bewusst zu werden. Amin Maloufs Rede von den
»identités meurtrières« kommentiert nur die pathogenen Aspekte
dieser Gleichsetzung. Auf theoretischer Ebene findet sich manchmal
der Hinweis, es seien die kollektiv erzählten Traditionen,
schriftliche wie mündliche, die Geschichten der eigenen Herkunft,
der Gründungsmythen und heroischen Siege, die den Inhalt der
nationalen Identitäten bildeten. Schließen wir uns dieser These an,
so löst sich der Unterschied zwischen den Adjektiven ›kulturell‹
und ›kollektiv‹ beinah völlig auf.
Das hat auch Konsequenzen für die Formel vom ›kulturellen
Gedächtnis‹: Was in dieser Verbindung ›kulturell‹ heißt, ist nicht
mit dem Zivilisatorischen zu verwechseln. Das Attribut war,
traditionalistisch gesehen, vielmehr ein Kürzel für die – wir
wollen sie vorläufig so nennen – ›großen Erzählungen‹ der
nationalen Selbstwerdung, wobei es keine Rolle spielt, in welchen
öffentlich wirksamen Formen diese ›großen Erzählungen‹ zur Geltung
kamen, ob in der vaterländischen Erziehung, der verdichteten Form
materieller Symbole, in der parteiischen Geschichtskolportage, in
der Rhetorik politischer Feiern oder in den Wiederholungszwängen
nationaler Gedenkrituale.
*
Ein Beispiel mag verdeutlichen, wie diese komplexe
identitätsstiftende Verschmelzung zwischen den ›großen Erzählungen‹
und einem politisch instrumentalisierten ›kulturellen Gedächtnis‹
zu verstehen ist. Es ist dies zugleich ein Beleg für die von Zeit
zu Zeit zu feiernde Wiederkehr tragischer Ironie in der Geschichte:
Mitte der 80er Jahre erschien in den Vereinigten Staaten ein Buch
mit dem Titel
Habits of the Heart. Die Autoren dieses viel
beachteten Kulturmanifests beklagten das drohende Verschwinden der
Gründungstraditionen aus dem Gedächtnis der amerikanischen
Gesellschaft, »the parochial and cosmopolitan versions of our
founding traditions«. Die eine Seite, die ›große Erzählung‹
gemeindebildender Traditionen, so lautet die Grundthese des Buches,
ist in der Bibel verankert, »in terms of God’s saving acts in
history and the special role assigned to Americans that they should
create in the New World a new kind of nation.« ›Eine Nation (ich
paraphrasiere den weiteren Text), ergeben den Werten der
Gerechtigkeit und Güte, deren gläubige Kinder, gleich an Würde und
Ansehen, in einem Reich gegenseitiger Hilfeleistung und gerecht
verteilter Chancen leben... Gottes auserwähltes Volk, im Bund mit
dem Göttlichen, dessen Glaube jeden einzelnen von Sünde und Schmutz
zu reinigen vermag..., auf dass er dem Bund Gottes beitrete und mit
den andern eine Gemeinschaft bilde, die eine besondere
Kollektivmission zu erfüllen hat‹: »to be God’s new Israel, a light
to the world, a righteous city set high on a hill as an example for
the rest of the world to follow.« – Die zweite ›große Erzählung‹,
die den ›kosmopolitischen‹ Geist der amerikanischen
Gründungstradition verkörpert, beruft sich auf die ›Bürgerrepublik‹
(civic republicanism); diese verändere säkularisierend den
Inhalt der religiösen Geschichten, ohne freilich ihre Strukturen
fallen zu lassen, zu denen vor allem das Schema vom Exodus aus
sozialem Elend und der Ankunft im Gelobten Land der Aktionäre
gehört. »Purity of heart«, heißt es zusammenfassend, bleibe das
zentrale Symbol im kulturellen Gedächtnis Amerikas. Vielmehr
sollte es das bleiben, denn Mitte der 80er Jahre
diagnostizierten die Autoren dieses moralischen Manifests eine Art
nationale Herzschwäche, die nicht nur den Glauben an die
demokratischen Ideale untergrabe, sondern auch die von Gott der
Nation aufgetragene Mission verdränge, diesen Glauben in der ganzen
Menschheit zu verbreiten.
Was dieses Beispiel exemplifiziert, ist – so möchte ich vermuten –
von einiger Bedeutung, wenn es darum geht, die energetischen
Funktionen der ›großen Erzählungen‹ im Rahmen des ›kulturellen
Gedächtnisses‹ ins Licht zu rücken. Energetisch nenne ich diese
Funktionen deshalb, weil ihnen ein Machtpotential inne wohnt, das
sich mit der Wirkung elektrischer Impulse vergleichen lässt –
obwohl ich persönlich dazu neige, solche Energien der Verdunkelung
zu verdächtigen. Was der amerikanischen Version des kulturellen
Gedächtnisses gelungen ist, das lässt sich als die erfolgreiche
Verschmelzung zweier voneinander unabhängiger Erzählungen zu einem
Dritten, zu einem immerfort re-animierbaren Gründungsmythos,
beschreiben. Der Zauber des Mythischen stammt nicht nur aus der
religiösen Buchtradition, seine Annahme bleibt, so scheint es, auch
dem jedem einzelnen Gesellschaftsmitglied unterstellten Hunger nach
Glaubensbotschaften überlassen und befriedigt auf diese Weise das
liberale Begehren nach individueller Entscheidungsfreiheit. Der
christlichen Sekten gibt es zahlreiche in den USA, die sich
indessen alle auf
ein normatives Symbolsystem, auf die
Schrift als ihren gemeinsamen Nenner beziehen. Und ähnlich
ist auch die säkulare Grundlage beschaffen, da auch sie einen
autoritativen Schrifttext, die
Constitution, besitzt. Was
dieser, die einen formalen Normenkanon enthält, fehlt, die
missionarische Energie, das liefert der religiös eingefärbte
Mythos.
Die Ironie der Geschichte will es, dass wir heute Zeugen einer
zugleich wirr und drohend daherkommenden Wiederbelebung dieser
kulturellen Gedächtnis- und – mit Jan Assmann zu reden –
»Mythomotorik« von Seiten des Staates werden. Der aus den Quellen
eines ganz anderen kulturellen Gedächtnisses gespeiste mörderische
September-Terror 2001 hat den Mythos vom Gelobten Land schwer
beschädigt. Um die bindende Kraft wieder herzustellen, spielt die
Rhetorik der politischen Klasse auf allen Registern des kollektiven
Gedächtnisses und moduliert unablässig und mit ständig steigender
Lautstärke die religiösen Tonarten. Natürlich gibt es daran Kritik,
auch in den Staaten selbst, und diese Kritik ist keineswegs erst
von heute. Ich zitiere aus George Allans Kommentar zu
Habits of
the Heart, der 1993 erschienen ist: »Our Puritan heritage is
exlusionary: it privileges those whose ancestors were English,
Protestant, and Roundhead, who came to the New World voluntarily
and for the sake of their religious beliefs, for whom both blood
and faith find meaning in an eschatological notion of being chosen.
God’s new Israel, the
novus ordo seclorum – the words ring
hollow because of the abuse they permit and, indeed,
encourage.«
*
Als kollektive Einbildung – ich verallgemeinere – montiert oder
collagiert jedes kulturelle Gedächtnis verschiedene große
Erzählungen, über die sie den Schleier des Mythischen breitet.
Diese Hülle schützt vor Kritik und verbirgt die diffusen Inhalte
hinter einer Sphäre des Außerzeitlichen, wenn nicht des Sakralen.
Erkauft aber wird die auf solche Weise erzeugte Illusion der
Communitas mit den Mitteln kultureller Gewalt, mit Stigmatisierung
und Ausgrenzung der Anderen, die ein anders beschaffenes Gedächtnis
kultivieren. Assimilation und Unterwerfung unter die
Mehrheitsmeinung gelten unter solchen Umständen als Eintrittskarten
in den Gedächtnispark des dominanten Kultursystems.
Über all dem ist jedoch nicht zu vergessen, dass mit dem
Gedächtnisbegriff, wird er ins Kollektive gewendet, allerlei
psychologistische Missverständnisse einhergehen können. Diese Spur
aufzunehmen, nötigt uns, den Zusammenhang unserer Kardinalformel
mit den latenten Formen kultureller Gewalt zunächst beiseite zu
lassen, um, wie bereits angedeutet, tiefer ins
historisch-philologisch aufbereitete Textarchiv hinabzusteigen. Ich
möchte sogleich hinzufügen, dass dieses Archiv selber nicht unter
die Formel ›kulturelles Gedächtnis‹ fällt, sondern als
›historisches Gedächtnis‹ jene besondere Organisationsform der
methodisch angeleiteten Kritik voraussetzt, die wir mit dem Begriff
der Geschichtswissenschaft verbinden.
Die heute kurrenten Semantiken des ›kulturellen‹ wie des
›historischen Gedächtnisses‹ zeigen die Spuren der
Enttraditionalisierung, der Entmachtung traditionsgestützter
Normen, oder, wie man mit einer anderen geläufigen Wendung sagen
könnte: Sie entsprechen der fast unbegrenzt wirksamen
Verfügungsgewalt über Zeit und Raum, die als ein Kennzeichen der
Zweiten Moderne gilt. Die reflexive Verwaltung des auf diese
Veränderungen Antwort suchenden kulturellen Gedächtnisses mittels
wissenschaftlicher Archivierung, Deutung, Klassifizierung und
diskursiver Reflexivität gehört zu den spezifischen Merkmalen
dieser Moderne. Bemühungen um Einheitlichkeit oder gar kulturelle
Identität im Sinne der narrativen Konfiguration
einer
maßgebenden Gedächtniskonstruktion führt da zu keiner Erkenntnis.
Wie, nach einer Formulierung Adornos, Erkenntnis einzig dem
»zerrütteten Kunstwerk« zu verdanken sei, so auch hier dem
›zerrütteten‹, will sagen: dem ruinierten, untergrabenen,
desintegrierenden Gedächtnis des Eigenen. Rettung liegt in einem
negativen Kanon, in jenem Verbot der Exklusion, dessen positive,
der Fremdheit aufgeschlossene Seite das Gebot einschließt, dass es
darauf ankomme, die kulturellen Traditionen der Andern zu begreifen
und, soweit möglich, anzuerkennen. Was sich nicht nur und
zwangsläufig auf ferne Kulturen bezieht. Gemeint ist vielmehr auch
das nächste, unter der Gewalt der kulturellen Bürger-Kriege
Vergessene und Verdängte, das sich allenfalls – wie es in einer
treffenden Formulierung Paul Ricœurs heißt – in einer kritischen
»Geschichte des Gedächtnisses des Vergessens« wieder
vergegenwärtigen lässt.
*
Vergegenwärtigen lässt sich zum Beispiel das Absonderliche der
memoria der Alten im Verhältnis zum ›kulturellen Gedächtnis‹
der Modernen. Memoria stand in früheren Zeiten für etwas, das im
eigentlichen wie figurativen Sinn zum Leben gehört: Im eigentlichen
Verstand gehört es zum Überleben, etwa als Fähigkeit instinktiver
Umweltorientierung; in übertragener Bedeutung – und hier springt
uns die Wortbildung bei – zur
condition humaine. Denn
Gedächtnis oder Ge-Denken ist nah ans Denkvermögen gerückt, wenn
nicht mit ihm identisch, so dass, wer denkt, zugleich erinnert.
›Das Erinnern‹, heißt es in einem diesem Thema gewidmeten
aristotelischen Traktat, ›ist quasi ein Schließen. Wer sich
erinnert, der schließt, er habe früher etwas gesehen, gehört oder
irgendwie wahrgenommen; das Erinnern ist also eine Art Suchen. Ein
solches Suchen aber eignet nur jenen Lebewesen, die imstande sind,
zu denken.‹
Mneme, memoria, gedæhtniss/gedächtnis – dem
griechischen, lateinischen, mittel- und neuhochdeutschen Wort kann
der Etymologe mit Sicherheit ansehen, dass jedes einzelne von ihnen
sich aufs
Denken bezieht. Es hat etwas Ermunterndes, jedes
erinnerungsfähige Wesen zugleich als ein denkendes vorzustellen.
Und die Unterscheidung zwischen dem Gedächtnis als einem
biologisch, also anthropologisch noch unspezifizierten Vermögen
einerseits und dem Erinnern als denkendem Aktivieren desselben gibt
Gelegenheit, zwischen dem einen und andern Sprachgebrauch zu
differenzieren: Danach bezeichnet ›Gedächtnis‹ die Potentialität,
die Fähigkeit bzw. Kapazität zu erinnern, deshalb spricht man auch
vom Gedächtnistraining, als ginge es um den Aufbau eines Muskels.
›Erinnerung‹ aber steht für Aktualität, für die Art und Weise, wie
dieses Potential aktiviert wird; um im Bilde zu bleiben: wie, wann
und zu welchem Zweck der ›Muskel‹ sich gebrauchen lässt. Natürlich
hinkt der Muskelvergleich, denn es gehört zur Denkarbeit im
skizzierten Zusammenhang das Denken der Zeit im Sinne des erinnernd
zu vergegenwärtigenden Vergangenen.
Bekannt ist die dem Erinnerungsvermögen (wie übrigens auch anderen
Kognitionsleistungen) eingeschriebene Möglichkeit der willkürlichen
und der unwillkürlichen Aktivierung. ›Unwillkürlich‹ soll das
Erinnern heißen, das sich unversehens einstellt, das uns überfällt,
dem wir ausgeliefert sind. Es steht am Anfang von Marcel Prousts
Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Die Suche, in die
der Erzähler Marcel aber dann, angestoßen vom unwillkürlichen
ersten Impuls, eintritt, ist ›willkürlich‹, gewollt. Und sie
gewinnt, wie schon Aristoteles wusste, die Gestalt einer Recherche,
die das, was die Zeit verschwinden ließ, wiedererschaffen will und
es auf eben diesem kreativen Weg umdeutet.
Eine wichtige Einsicht, die begreiflich macht, welche Gewalt jenes
›Gedächtnismachen‹ ausübt, das sich z. B. in der politisch oder
moralisch gewollten Organisation und Injizierung kultureller
Gedächtnisse manifestiert. Es ist wohl kaum von der Hand zu weisen,
dass die Annahme eines
kollektiven Gedächtnisses die
semantische Verwandtschaft mit dem Denken als störend empfinden
muss, denn von einem ›kollektiven Verstand‹ hat man noch nicht
gehört. Die im öffentlichen Raum inszenierte Erinnerung an
kollektive Werte, die im Kollektivgedächtnis Wurzeln schlagen
sollen, appelliert daher auch in der Regel nicht an Verstand oder
Vernunft, sondern an den Einklang der Empfindungen. Dieser
psychotechnische Mechanismus erinnert an die vor hundert Jahren
erschienenen
Réflexions sur la violence George Sorels. Ein
wirkungsmächtiges Pamphlet, das an das historische Gedächtnis der
Barbarenfeldzüge gegen das römische Imperium anknüpfte, um die
Mythomotorik einer neuen, gegen die Bourgeoisie um 1900 gerichteten
›barbarischen‹ Revolte von unten in Gang zu setzen.
»Wie macht man dem Menschen-Tier ein Gedächtnis?« fragt
Nietzsche in seiner ätzenden Schrift über die
Genealogie der
Moral. Sein Kommentar lautet: »Dieses uralte Problem ist [...]
nicht gerade mit zarten Antworten und Mitteln gelöst worden;
vielleicht ist sogar nichts furchtbarer und unheimlicher an der
ganzen Vorgeschichte des Menschen, als seine
Mnemotechnik.
›Man brennt etwas ein, damit es im Gedächtnis bleibt: nur was nicht
aufhört,
wehzutun, bleibt im Gedächtnis.‹« Diese negative
Charakterisierung des Gedächtnismachens zu untermauern, verweist
Nietzsche auf die »Ritualformen aller religiösen Kulte« und fügt
hinzu: »alle Religionen sind auf dem untersten Grunde Systeme von
Grausamkeiten.« Als er das niederschrieb, 25 Jahre vor Sorels
Réflexions, begann gerade die Inkubationszeit jener
politischen Religionen, die im 20. Jahrhundert das Gedächtnismachen
ohne Rücksicht auf die zivilisatorischen Elemente des Kulturellen,
mit äußerster Grausamkeit perfektionierten. Es ist kein Zufall,
dass in dieser Form der kulturellen Gewalt die
geschichtstheologischen Figuren des ›Heils‹ und des ›Heilsbringers‹
bald eine führende Rolle übernahmen.
Das Erscheinungsdatum von Nietzsches Kritik ist noch aus einem
anderen Grund aufschlussreich und hängt unmittelbar mit seiner
negativen Umwertung der seit der Antike so hoch geschätzten
Mnemotechnik zusammen. Als
ars memoriae, als
Gedächtniskunst, gehörte diese Technik der Gedächtnisschulung und
Traditionsbewahrung ins Zentrum der Schriftkultur, und zwar nicht
nur in Gestalt der Redekunst und Buchgelehrsamkeit, sondern auch
als Ordnungsmacht zunächst des weltlichen, später im Mittelalter
auch des religiösen Wissens, das sich vor allem auch auf
Lebensführung und –orientierung erstreckte. Was wir heute Kultur
nennen, das war in der Vormoderne ein an einem relativ gesicherten
Kanon des Traditionswissens haftender Lernprozess auf mimetischer
und mnemotechnischer Basis.
*
Wie unterscheidet sich die von Nietzsche gebrandmarkte Operation
des Gedächtnismachens, die Mnemotechnik, von Pflege und Bewahrung
des kulturellen Gedächtnisses? Das folgende Beispiel stammt aus dem
literarhistorischen Archiv des 14. Jahrhunderts und ist dennoch ein
Text, dessen erinnernde Wiederverwertung in der Moderne durch eben
die Ereignisse gefördert wurde, die mit der Auschwitz-Chiffre
verbunden sind. Es ist ein Exempel der kosmo-theologischen Poesie,
das auch die Theodizeefragen einer ›schwarzen‹ Kultur berührt: die
Divina Commedia des Dante Alighieri. Wenn es eine
krisensichere Gedächtniswährung Europas gibt, so gehört das Gedicht
des Florentiners zu dieser nachhaltigen Memoria, was sich auch an
seiner reichen Verzinsung in Form zahlloser Anknüpfungen späterer
Jahrhunderte ablesen lässt. Nur
eine Spur sei an dieser
Stelle erwähnt, nämlich die Rolle des Subtextes, die Dantes
Divina Commedia in der Literatur über die Shoah spielt: in
Primo Levis
Se questo é un uomo von 1958 sowie in Peter
Weissens Oratorium
Die Ermittlung von 1965. Die Erinnerung
an weit zurückliegende Texte durch Umschreibung zu erneuern, ist
nichts Ungewöhnliches und hat eine Parallele in dem, was die
Psychoanalyse ›Erinnerungsarbeit‹ nennt. Auch gehört dieses
Verfahren zum Eigenleben des
literarischen Gedächtnisses. Im
vorliegenden Fall aber kommt ein Besonderes ins Spiel, denn aus der
Divina Commedia ist nicht nur etwas über die Dialektik von
Erinnern und Vergessen, sondern auch über die Schwierigkeiten zu
erfahren, mit denen zu kämpfen hat, wer Gewalt und Terror in
Sprache fassen will.
Das Gedicht bebildert bekanntlich des Dichters imaginären Gang zu
den Toten, zu denen vor allem, deren Namen vorm Vergessen zu retten
sind und deren Mehrzahl Gewalttaten zum Opfer fiel. Dantes Führer
in die drei Jenseitsreiche des ›Inferno‹, des ›Purgatorio‹ und des
›Paradiso‹ sind die vom Autor verehrten Widergänger einer
lebendigen Tradition aus den Fächern der Poesie (Vergil) und der
Theologie (Bernhard von Clairvaux). Was Dante im Gedicht von Zeit
zu Zeit als Beistand anruft, um nicht nur die Schrecken des
Vergessens im ›Inferno‹, sondern auch das blendende Licht der
eschatologischen Memoria im ›Paradiso‹ schildern zu können,
das sind die Künste und unter ihnen an erster Stelle die
ars
memoriae, die Gedächtniskunst, die das vom Vergessen Bedrohte –
die Worte, Taten und grausamen Bestrafungen der namentlich
genannten Toten – in großen, architektonisch gegliederten
Bildergalerien und dramatischen Szenen vor das innere Auge bringen
kann. Denn das Gedächtnis wird nach den Vorgaben der
mnemotechnischen Tradition als strukturierter Raum (als Bühne,
Speicher, Magazin oder Palast) vorgestellt, in dem die zu
erinnernden Inhalte von solchen Merkbildern symbolisiert werden,
die wie die Bildstöcke in einer Tempel- oder Gedenkhalle an
bestimmten Plätzen des imaginären Raumes aufzustellen sind. Wer
etwas auswendig lernen will, der wandert, auf diese Weise die
Inhalte verknüpfend, von Bildsymbol zu Bildsymbol durch die
Topographie des mental konstruierten Gedächtnisraums. Jeder Streit
über den Aufstellungsort, über die Symbolik und den Bildtypus von
Denkmälern, in denen sich ja wie in einer Abbreviatur bestenfalls
die gesellschaftlich anerkannten großen Erzählungen verdichten,
jeder Streit darüber setzt, wie gesagt, das mnemotechnische Raum-
und Repräsentationsmodell wieder in sein altes Recht ein. Und
tatsächlich findet auch heute noch das gesellschaftlich-kulturelle
Gedächtnis einen Teil seiner Bestätigung in den rituellen, oft
einem politischen Kalender zu verdankenden Gedenkfeiern, die an
bestimmten, mit Kultbildern, Monumenten, Denksteinen etc.
möblierten Orten vollzogen werden.
Die Raummetaphorik ist ihrerseits ein äußerst ambivalentes
Bindeglied, das jeden Gedächtnisdiskurs, der von ihr Gebrauch
macht, mit der klassischen Mnemotechnik verbindet. Der Bau, durch
den sich Dante an der Hand seiner beiden Führer bewegt, ähnelt
einem Turm, der weit in die Tiefe und, spiralförmig sich
verjüngend, nach oben ragt. Er verbindet die beiden Pole des Übels
und der Erlösung. Dieser Konstruktion steht ein ebenso legendäres
Gebäude gegenüber, dessen Funktion für die Erfindung der
Mnemotechnik sich aber erst mit seiner Zerstörung erfüllt hat. Die
Festhalle eines reichen Nabobs, so erzählt Cicero in
De
oratore die Gründungslegende der Mnemotechnik, wird wegen
Verweigerung eines religiösen Anrufungsopfers von Götterhand
zerstört, so dass der Hausherr mitsamt seinen Gästen unter den
Trümmern begraben und bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt wird. Da
die Toten nicht mehr zu identifizieren sind, ist ihre ordentliche
Bestattung in Frage gestellt. Und hier greift nun rettend der
Dichter ein, der als frommer Götterfreund das Massaker überlebte:
Er erinnert sich an die Sitzordnung der Gäste und kann jedem Toten
einen Namen geben. Die gewaltsame Zerstörung des konkreten
architektonischen Raums, diese Deutung scheint die Legende
nahezulegen, ist die Bedingung für die Erfindung eines virtuellen
Erinnerungsraumes.
Die Legende erzählt recht genau, da sie auch Namen nennt, darunter
auch den des Orts des Geschehens, eine thessalische Stadt namens
Krannon. Diese Kombination des Erinnerungsgeschehens mit einem
bestimmten Ort ist auffällig, aber auch typisch für die
topographische Struktur der
ars memorativa. Wenn die Namen
Auschwitz, Buchenwald, Theresienstadt fallen, schließt die
zeitgenössische Mnemotechnik den topographischen Erinnerungsraum
des Terrors auf. Noch in den Holocaust-Museen und –Mahnmalen ist
etwas von jener ambivalenten Gedächtniskunst lebendig, die den
Auslöschungsfolgen der Gewalttaten widerspricht, indem sie die
Opfer – »literally set in stone« (Novick) – kommemoriert, um sie
vor dem Vergessen zu retten.
*
Allein, die Präsenz eines traditionellen Gedächtnismodells im
Diskurs der Gegenwart darf nicht über den radikalen Wandel des
öffentlichen Gedächtnismachens hinwegtäuschen, den Nietzsches
Umwertung der Mnemotechnik ins Negative andeutet, auch wenn diese
allein die religiöse Indoktrinierung aufs Korn zu nehmen scheint.
Die Forderung, ein kulturelles Gedächtnis im Sinne der kollektiven
Wertorientierung auszubilden, gehört ja keineswegs allein zur
traditionellen (zu Dantes) Lebenswelt, sondern auch zur
posttraditionalen Gesellschaft. In dem Maße, in dem die
politischen, industriellen und kulturellen Revolutionen den
Traditionsglauben geschwächt und sogar das Vergessen als notwendige
Bedingung für bisher unerhörte Innovationen aufgewertet haben, hat
der Nationalstaat die Rolle des Mnemotechnikers usurpiert und der
Gesellschaft eine Politik des Gedächtnismachens aufgezwungen, in
der, sichtbar bis heute, sich die Tendenz dieses Herrschaftstypus
zu Gewalt und Ausgrenzung niederschlägt. Mit der Übernahme des
Gewaltmonopols durch den Nationalstaat wächst dessen Bedarf an
legitimatorischen Heldengeschichten und es entsteht – wenn
totalitäre Gewalt das nicht verhindert – eine asymmetrische
Beziehung zwischen dem sozialen und dem nunmehr politisierten
kulturellen Gedächtnis.
Im übrigen geriet mit der skizzierten Entwicklung auch das
historische Gedächtnis der Geschichtswissenschaften in eine
asymmetrische Schieflage gegenüber dem kulturellen Gedächtnis.
Waren die Geschichtswissenschaften in der Phase vor der
Nationalstaatsbildung noch die Zuträger der politischen Einigung,
so suchten sie sich danach im Namen wissenschaftlicher
Erkenntnisreinheit vollständig aus der politischen Umklammerung zu
lösen. Während die Geschichtswissenschaften also unter der Flagge
des Positivismus die Wertneutralisierung ihrer Befunde betrieben,
machte die staatliche Politisierung des kulturellen Gedächtnisses
die größten Fortschritte. Nietzsches Forderung, die Geschichte aus
der – wie er es nannte – »eunuchenhaften« Objektivität des
Wissenschaftsdikurses herauszulösen, um sie als mythopoietisches
Agens wieder ins kulturelle Leben einzufädeln, traf, auch wenn er
das selber gar nicht im Sinn hatte, ziemlich genau auf die vom
Staat ausgehende politische Instrumentalisierung der
Gedächtniskultur zu. Vor allem wirkt die Empfehlung des
Philosophen, die ›großen Erzählungen‹, will sagen: die Geschichte
der eigenkulturellen Größe zu
erfinden, rückblickend wie
eine Prophezeihung, da solche Erfindungen in den mnemotechnischen
Abteilungen der totalitären Systeme zum Alltag gehörten.
*
Fragen wir uns heute, nach all diesen Erfahrungen, welches
kulturelle Gedächtnis wir unser eigen nennen, ob wir überhaupt so
etwas brauchen, und wenn ja, wie die ›großen Erzählungen‹ aussehen
könnten, so fallen wahrscheinlich uns und den
Gedächtnisspezialisten nicht sofort so smarte Lösungen wie die
Fusion des biblischen Exodus mit der Charta konstitutioneller
Grundrechte ein. Wir müssen uns, fürchte ich, zunächst an dem
Verdikt abarbeiten, alle Kultur nach Auschwitz sei Müll, denn wir
haben sie selber dahin gebracht. Unverkürzt lautet Theodor Adornos
bekanntes Verdikt: »Alle Kultur nach Auschwitz, samt der
dringlichen Kritik daran, ist Müll.« Der Autor schreibt, bevor er
alles auf diese Sentenz reduziert: »Kultur [...] perhorresziert den
Gestank, weil sie stinkt; weil ihr Palast, wie es an einer
großartigen Stelle von Brecht heißt, gebaut ist aus Hundsscheiße.
Jahre später als jene Stelle geschrieben ward, hat Auschwitz das
Mißlingen der Kultur unwiderleglich bewiesen. Daß es geschehen
konnte inmitten aller Tradition der Philosophie, der Kunst und der
aufklärenden Wissenschaften, sagt mehr als nur, daß diese, der
Geist, es nicht vermochte, die Menschen zu ergreifen und zu
verändern. In jenen Sparten selber, im emphatischen Anspruch ihrer
Autarkie, haust die Unwahrheit.« Aufgeschrieben wurde das um die
Mitte der 60er Jahre, zur Zeit der Frankfurter Auschwitzprozesse,
und 1966 als Teil einer umfassenden ›Logik des Zerfalls‹ unter dem
Titel
Negative Dialektik veröffentlicht. Adornos
Zerfallslogik folgen bedeutet, beidem, der Kultur wie dem
Gedächtnis, jeden Wahrheits- und Sinnstiftungsanspruch aberkennen.
Die Suche nach einem angemessenen kulturellen Gedächtnis wäre unter
dieser Voraussetzung dazu verdammt, sich auswegslos ins Gespinst
der Lüge zu verstricken, vor allem wenn dieses Gedächtnis als
Garant positiver Identität missverstanden würde. Ja nicht einmal
Kritik, von Adorno ans kulturelle ›Misslingen‹ gefesselt, hätte
eine Chance, den totalen Verblendungszusammenhang zu durchbrechen.
Und dennoch, die dem Begriff des Zerfalls eigentümliche
Zweideutigkeit legt es nahe, das Zerfallende wie im Falle des
Entropiegesetzes als Bedingendes für das Entstehen einer
anderen Ordnung ernst zu nehmen, in der das Subjekt sich durchaus
wieder als eine Figur des Widerstands bewähren kann.
Richtig an Adornos radikaler Verneinung ist, dass man sich auf
Erinnerung und Gedächtnis nicht verlassen kann, wenn es darum gehen
soll, Wahrheit und Täuschung zu unterscheiden. Nicht von ungefähr
treten die Künste im klassischen Mythos unter der Gestalt der Musen
als Töchter der Mnemosyne in Erscheinung. Das heißt im Klartext:
Das Gedächtnis arbeitet Hand in Hand mit der Einbildungskraft, eine
im übrigen von der philosophischen Tradition mal befürwortete, mal
gefürchtete Kooperation. Unser Thema gewinnt dadurch eine weitere
Dimension hinzu, gilt die Einbildungskraft oder Imagination doch
als die Fähigkeit, mit deren Hilfe sich künftige Entwicklungen
zumindest versuchsweise vorwegnehmen lassen. In der Kooperation
dieser Fähigkeit mit dem Erinnerungsvermögen liegt demnach also der
Grund für die Behauptung, jede willkürliche Gedächtnisarbeit bzw.
jedes bewusste Erinnern aktiviere eine Vergangenheit und Zukunft
verknüpfende Zeiterfahrung. Die Aufmerksamkeit für die temporale
Dimension bezeichnet eine Alternative zur raumbezogenen
Mnemotechnik und akzentuiert den Prozesscharakter des
Erinnerns.
Wird diese Einsicht auf die Konstruktion eines irgendwie
beschaffenen kulturellen Gedächtnisses übertragen, so verwandelt
sich der scheinbare Nachteil in einen Vorteil. Denn die an die
Einbildungskraft gebundene Prospektion verlangt mit Notwendigkeit
eine Antwort auf die Frage, welche Vergangenheit sich eignet, die
Zukunftserwartungen eines Kollektivs, sind diese nur einigermaßen
fest umrissen, zu begleiten und vielleicht sogar mit den Vorteilen
einer Entscheidungshilfe zu versorgen. Sollte so etwas möglich
sein, so wäre die Konsensbildung im Zusammenhang mit den möglichen
Zukunftserwartungen einer Gesellschaft wohl immer auch – sensu
Nietzsche – eine Suche nach konsensfähigen Antworten auf die Frage,
welche Vergangenheit zu erinnern bzw. welche Tradition zu
erfinden ist.
Eine mögliche Realisierung würde mir allerdings Unbehagen bereiten.
Denn die Einigung über Konstruktion und Gehalt eines bestimmten
kulturellen Gedächtnisses darf nicht einer Instanz allein
überlassen werden. Sie sollte stets in der politischen
Auseinandersetzung zwischen dem Staat und den verschiedenen
gesellschaftlichen Gruppen ausgetragen werden. Sobald der Staat
sich diese Sache anzueignen sucht, ist das Schlimmste zu
befürchten, da das Interesse der politischen Führung immer und
überall vorab der Legitimation ihres Machterhalts oder eines
ephemeren Parteiprogramms gelten wird. Meine These ist daher, dass
sich keine moderne Gesellschaft ein einziges monolithisches
kulturelles Gedächtnis und schon gar nicht eine dominante
Meistererzählung als Wertorientierung leisten kann; dass vielmehr
nur der temporäre, aus dem lebendigen Streit über den Wert
unterschiedlicher Erinnerungen hervorgegangene Konsens für die
Zukunftsgestaltung von Bedeutung ist. Das ist die große Chance des
›zerrütteten‹ Gedächtnisses, das als kreatives Paradox einschließt,
was zur Geschichte des Vergessenen gehört.
*
Wenden wir uns von diesen etwas abstrakten Betrachtungen ab und
noch einmal den aktuellen Bestrebungen des Gedächtnismachens
hierzulande zu. Hier ist nun zwar kein verallgemeinerungsfähiger
Konsens, wohl aber eine merkwürdige Neigung zur Nationalisierung
›negativen Gedenkens‹, eines ›negativen‹ Gedächtnisses, zu
beobachten. Volkhard Knigge, der Direktor der Stiftung
Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, schreibt dazu
zusammenfassend: »Mit
negativem Gedenken ist der Umstand
gemeint, daß begangene bzw. zu verantwortende Verbrechen im
kollektiven Gedächtnis der Deutschen dauerhaft aufgehoben werden
sollen; mit Nationalisierung ist die Tatsache bezeichnet, daß sich
die Bundesrepublik mit der Erklärung des 27. Januar zum
öffentlichen Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus und die
Befreiung der Konzentrations- und Vernichtungslager [...], dem
Bundestagsbeschluß zur Errichtung des Holocaust-Denkmals in Berlin
sowie der Verabschiedung der Bundesgedenkstättenkonzeption förmlich
zum negativen Gedenken als einer nationalen Aufgabe bekannt
hat.«
Das klingt nach Beruhigung und somit nach Abschied vom Kampf um die
Wege und Inhalte der Erinnerung; zumal die Subjekte der
gelebten Erinnerung – Täter, Zeugen und Opfer – endgültig
von der Bühne abgetreten sind oder demnächst abtreten werden.
Daraus folgt: Das kulturelle Gedächtnis wandert in die Archive, in
denen sich die Spezialisten der historischen Erinnerung seiner
annehmen, und die Gedenkorte verwandeln sich in staatlich
subventionierte Museen, die allenfalls von der Kulturindustrie
geschluckt werden. Es ist daher eine naheliegende Frage, ob dieser
Prozess nicht der Provokation eines negativen Gedächtnisses
vollends den Stachel nimmt. Heute schon zeigt sich, dass der von
Adorno formulierte ›neue‹ kategorische Imperativ, »daß Auschwitz
nicht sich wiederhole«, in der universellen Fassung, die ihm vor
wenigen Jahren in Stockholm das
International Forum on the
Holocaust gegeben hat, das zu Erinnernde aus dem Kontext
unserer ureigenen, der deutschen Geschichte herauslöst. In ein
abstraktes Menschheitsgedächtnis aufgenommen, verlieren aber die
inkommensurablen, sinnfernen Gewalttaten unserer Väter und Vorväter
den Schrecken der Negation alles Menschlichen, der uns doch immer
wieder aufs neue aufrütteln und keine der nachfolgenden
Generationen – so verlangt es ja der ›neue‹ Imperativ – zur Ruhe
kommen lassen sollte.
Vielleicht ist die Verpflichtung auf ein negatives Gedächtnis zu
einseitig; vielleicht liegt darin sogar die Gefahr, dass das
Negative, gerade weil der Untaten als eines ›menschheitlichen‹
inkommensurablen Verbrechens gedacht werden soll, im Bewusstsein
nachfolgender Generationen umschlägt und die Faszination des
Dämonischen ausstrahlt; vielleicht gehört überhaupt dieses Produkt
nationalstaatlicher Entwicklung, das ›kulturelle Gedächtnis‹, zu
eben der Tradition misslingender Kultur, die nach Adorno den
Gestank verrottenden Mülls verbreitet.
Mit diesem meinem letzten ›Vielleicht‹ möchte ich den Gedanken an
Alternativen verbinden. Dazu gehört zuallererst die Einsicht in das
Metaphorische der Rede vom ›kulturellen‹ oder ›kollektiven
Gedächtnis‹. Ich halte dies, obwohl es trivial ist, für
ausschlaggebend, wenn es darum gehen soll, die falsche Ehrfurcht
vor dem Singular/vor der Singularität aufzugeben; es sind viele,
unterschiedliche und auch widerstreitende Erzählungen, die sich die
Mitglieder einer Gesellschaft immer wieder erzählen und die sie
vielleicht über längere Zeiträume auch kommemorieren wollen. Eine
bestimmte, etwa demokratische Wertbeziehung als Filter in die
mediale Verbreitung und kritische Verarbeitung dieser Erzählungen
einzuschalten, ist ja durchaus möglich. Die Adornosche
Gleichsetzung der Kultur mit Müll ist verständlich, da der
Philosoph sich selber immer wieder an jener idealistischen
Tradition abarbeiten musste, die auch eine Ideologie der
Staatsvergottung hervorgebracht hat. Insofern enthält sie einen
Hinweis auf kanonische Überlieferungen, deren autoritärer Gestus
nach wie vor nach kritischer Aufarbeitung verlangt. Aber
nicht
die Kultur ist zu verdammen – Müllentsorgung als eine
Form der
damnatio memoriae – nicht die Kultur, sondern die,
die sie missbraucht haben, sind zu verurteilen. Denn es gibt sie
ja, die Dokumente des Widerstands und der Revolte gegen das falsche
Bewusstsein und gegen den autoritären Staat auch in unserer eigenen
Geschichte. Sie zum Müll werfen zu wollen, kommt mir vor wie die
restlose Annihilierung von Vernunft und Recht, die mit dem ›aller
Kultur‹ übergestülpten Sinnlosigkeitsverdikt die geistigen wie die
ästhetischen Widerstandskräfte preisgibt.
Zum Denken in Alternativen gehören aber auch der Abschied von und
der Widerstand gegen alle Formen der kulturellen Gedächtnisbildung,
die einer von oben durchzusetzenden Identitätspolitik entsprechen.
Die verordnete Identifizierung mit einem antifaschistischen
Gedächtnis konnte die Faschisierung politischer Strukturen im Osten
nicht verhindern, weil andressierter Gehorsam nun einmal geistige
Trägheit mästet. Zur Alternative gehört darüber hinaus die
Verabschiedung einer eindimensionalen Fixierung der Gedenkkulturen
wie auch der Geschichtswissenschaften auf ein kanonisches, positiv
oder negativ besetztes Ereignis allein der Nationalgeschichte.
Diese Einseitigkeit verliert ohnehin ihre Rechtfertigung angesichts
des zunehmenden Pluralismus kultureller Erinnerungen in den
Gegenwartsgesellschaften.
Mit vieldeutiger Vielstimmigkeit hat die Literatur längst Adornos
Verdikt zurückgewiesen: »es sind noch Lieder zu singen jenseits der
Menschen« heißt es in Paul Celans Gedicht
Fadensonnen
(1965). Armand Gattis »Auschwitz devient chant« erinnert an die
Opfer, die auf dem Weg in die Gaskammern plötzlich Lieder
anstimmten. »Aber wir unter dem Müll«, kommentiert der Dramatiker
Gatti Adornos Satz, »wir speien aus (nous vomissons).«
*
Nimmt man die seit langem anhaltende Konjunktur der
Auschwitz-Chiffre in den Blick, so offenbart Adornos Verdikt jedoch
einen bizarren Hintersinn. Die Chiffre ist längst zum Markenzeichen
für die Produktionsform einer ›schwarzen‹ Kultur geworden, die den
Literaturmarkt, das Kino und die Schaubühne ebenso fleißig bedient
wie das Holocaust-Museum und den KZ-Tourismus. Was in den Museen
gezeigt wird, z. B. die persönlichen Überbleibsel der Opfer,
unterscheidet sich meist kaum von dem, was täglich tonnenweise als
kaputt, unbrauchbar oder verschlissen in den Abfall wandert.
Gewiss, der jedem Museum eigene Pljuschkinismus schafft eine Art
narrative Konfiguration jener Dinge, die außerhalb des
programmatisch geknüpften Bedeutungsgewebes völlig wertlos
erscheinen. Doch besteht oft ein Widerspruch zwischen grandiosem
Architekturgehäuse und kleinlich-ridiküler Ausstellungsdidaktik,
der sich hier und da einer Vermüllung des Themas in peinlicher
Weise annähert.
Wenn hier und heute kulturelle Orientierungen und ›sinnstiftende
Erzählungen‹ im Konflikt um Anteile an gesellschaftlicher oder
politischer Macht zur Debatte stehen, dann eignen sich als
Anknüpfungspunkte wohl kaum noch die monolithischen Denkfiguren
einer dominanten Kultur, eines einzigen sinnstiftenden
Gründungsmythos oder einer singulären Kollektiverinnerung. Das
›zerrüttete Gedächtnis‹ drängt sich vielmehr auf, das die
gebrochenen Versprechen (Ricœur) der Vergangenheit in
Erinnerung ruft, ohne ihr Gewicht unter Berufung auf Ort und Zeit
der Entstehung zu relativieren. Mit den Worten von Lily Markiewicz,
die als Text- und Bildkünstlerin Erinnerungsspuren in Sand und
Staub zu lesen versteht: »I carry memories to where there are none.
Those empty spaces kept open for Meaning and Purpose. Places,
wedged in between, present only by virtue of not quite being there.
But tell me, how does one pronounce a hyphen, or listen to the
promise of a land. Home-land, this country penned in by words. My
parents stoop under the weight of time turning to dust. And dust
turns to them to tell them of all that is forgotten. I set my
bundles down and build for them a place which will remember.«
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