Udo Tietz
Wissensfiktionen in Prognose und Prophezeiung

Ich allein bin Gott und sonst keiner, niemand ist mir
gleich. Ich kündige an, was geschehen wird, lange
bevor es eintrifft. Was ich mir vorgenommen habe, das
tue ich auch.
(Die Bibel, Jesaja 46, 9–10)
 

Propheten des Untergangs haben für normal aufgestellte Mitteleuropäer immer etwas Lächerliches. Und zwar nicht nur deshalb, weil sie »Fanatiker des Staubes, Dichter des Desasters« sind, die immerfort deshalb Katastrophen voraussagen, »weil sie keiner sicheren Gegenwart verbunden waren und sich nicht mit jeder beliebigen Zukunft zufriedengeben wollten« (Cioran, S. 1029), sondern deshalb, weil es inzwischen offenkundig geworden ist, dass es irgendwie nie so schlimm kam, wie es die Prophezeiung vorhergesagt hatte – und zuweilen ging es sogar stetig aufwärts. Die Fortschrittsideologen hatten es diesbezüglich leichter. Seit dem Beginn der Neuzeit werden sie nicht müde, neue, gerechtere und schönere Welten anzukündigen – wobei sie dabei immer auf die schlimmste Stelle der Menschen zielen: die Hoffnung. Sie glauben, Geschichte werde zu ihrem Wohle gemacht. Ich denke, dies gilt mutatis mutandis auch für die geistige Situation unserer Zeit, die ich als eine Krisenzeit, als eine Zeit des Über- und des Untergangs versteht. Und zwar des Untergangs des alten Westens – in diesem Sinne vertrete ich ebenfalls eine Untergangsthese. Im Jahre 1989 ist nicht nur der alte Osten von der Bühne der Weltgeschichte verschwunden, sondern eben auch der alte Westen – nur hat dies bis heute keiner bemerkt. Jedenfalls gilt dies für die Philosophie und für die Sozialwissenschaften. Eingerichtet ins geschichtsphilosophische Fortschrittsdenken, würdigt der Optimist die Gegenwart keines Blickes, weshalb wir, wenn wir denn eine Auskunft darüber erhalten wollen, wie wir diese unsere Gegenwart verstehen wollen, besser bei den Literaten und Künstlern nachschauen, als bei den Philosophen und Sozialwissenschaftlern.

Hegel These aus der Rechtsphilosophie, die Philosophie sei ihre ›Zeit in Gedanken gefasst‹, ist inzwischen ebenso umstritten wie Kants These, dass Philosophie etwas mit Orientierung im Bereich der Grundsätze unseres Denkens und Handelns zu tun hat. Ansgar Beckermann, seinerzeit Vorsitzender der Gesellschaft für analytische Philosophie, hat dies in einer Situationseinschätzung der deutschsprachigen Philosophie wie folgt auf den Begriff gebracht: »Ich jedenfalls glaube nicht, dass es die besondere Aufgabe des Philosophen sein kann, seine ›Zeit in Gedanken zu fassen‹; ja, ich glaube nicht einmal, dass der Philosoph für diese Aufgabe besonders befähigt ist. ›Die Signatur der Zeit‹ ist durch so viele politische, ökonomische, historische und kulturelle Faktoren bestimmt, dass nur die Zusammenarbeit vieler, die etwas von der jeweiligen Sache verstehen, eine Bestandsaufnahme ermöglicht. Kein einzelner und keine einzelne Wissenschaft kann sich heute noch anmaßen, diese Aufgabe allein zu bewältigen.« Und weiter heißt es: »Man wird der Philosophie nicht gerecht, wenn man sie zu einer Art Oberwissenschaft stilisiert, deren Aufgabe es ist, die Zusammenschau aller Einzelwissenschaften zu leisten und darüber hinaus auch noch Antworten auf alle Probleme der jeweiligen Zeit zu geben. Spätestens seitdem sich die anderen Wissenschaften aus der Philosophie herausgelöst haben, ist die Philosophie selbst eine ganze normale Wissenschaft mit ihren eigenen Problemen und Theorien; und diese Probleme und Theorien sind nicht mehr und nicht weniger relevant und interessant als etwa das Problem der Entstehung des Weltalls, die Frage nach der Entwicklung des Bürgertums im 19. Jahrhundert oder Theorien zum Stoffwechsel von Delphinen.«

Nun ist es schlicht eine Binsenweisheit, dass die Signatur des gegenwärtigen Zeitalters ›durch ... viele politische, ökonomische, historische und kulturelle Faktoren bestimmt‹ ist. Daraus lässt sich aber wohl kaum ableiten, dass die Philosophie nicht auch ihren Teil dazu beizutragen hat, diese Signatur aufzuklären. Von Alleinvertretung und Alleinzuständigkeit kann daher überhaupt nicht die Rede sein – aus der Tatsache, dass das organische Leben durch viele Faktoren bestimmt ist, hat bislang auch noch niemand gefolgert, dass die Philosophie nicht auch etwas zur Klärung der Frage beitragen kann, was Leben ist. Und völlig absurd wird diese Verzichtserklärung, wenn wieder und wieder vor einem metaphysischen Philosophieverständnis gewarnt wird – ein Verständnis, dass sich der Analytiker dann als Popanz vorstellt, den er dann überwältigt. Nein, heute geht es nicht mehr darum, die Philosophie gegenüber den Einzelwissenschaften wieder in ihre alten Rechte einzusetzen. Wer davor warnt, stilisiert Fronten, die inzwischen längst verwaist sind. Die Philosophie ist gegenüber den Wissenschaften längst nicht mehr deren »Platzhalter«, sondern vielmehr der »Interpret« (Habermas) – wenn sie sich denn überhaupt um diese kümmert. Und es geht ganz sicher auch nicht mehr darum, auf ›alle Probleme‹ der Zeit eine Antwort zu finden, weil es ja schon genügen würde, wenn die Philosophie auf die Probleme eine Antwort findet, auf die sie eine Antwort finden kann. Aber auf die Probleme, auf die sie eine Antwort geben kann, eben weil dazu alle anderen Wissenschaften nicht in der Lage sind, auf diese muss sie dann auch eine Antwort geben – andernfalls bräuchten wir sie nicht.

Das, was Kant einst als ›Orientierung im Denken‹ bezeichnet hatte, gehört hierher – und damit auch die philosophische Prognose. Diese hat inzwischen jedoch keinen guten Ruf – wobei ich nicht genau sagen kann, wessen Ruf schlechter ist, jener, die prognostizieren, dass es insgesamt oder tendenziell besser, oder jener, die prognostizieren, dass es insgesamt oder tendenziell schlechter in Bezug auf X wird. Ich denke, dass die ›Untergangspropheten‹ den schlechteren Ruf genießen, was insofern nicht ohne Ironie ist, als die optimistische Variante der Geschichtsphilosophie häufiger mit ihren Prognosen falsch lag, als ihre pessimistische Konkurrentin. Zumindest für das 20. Jahrhundert gilt, dass sie wirklich alle Untergangszeichen als Aufbruchszeichen zu neuen Ufern missdeutet hat – was sich allem Anschein nach aber bis heute nicht als besonders rufschädigend erwiesen hat.

Im folgenden werde ich so verfahren, dass ich in einem ersten Schritt die erste Form einer Hermeneutik der Vorhersage vorstellen werde, in der es um die Prognose geht, die den Untergang einer Stadt und ihrer Bewohner zum Gegenstand hat. Gemeint ist die Vorhersage der Kassandra über den Untergang Trojas. In einem zweiten Schritt werde ich zeigen, inwiefern die moderne Hermeneutik der Vorhersage auf einer Variante von Geschichtsphilosophie beruht, die mit einer ›historischen Notwendigkeit‹ und einem Gesetz von gesellschaftlicher Höherentwicklung rechnet, die nicht von dieser Welt sein kann. Und in einem dritten Schritt werde ich zeigen, wie sich derartige orientierende Prognosen nicht mehr gewinnen lassen, wobei ich hier an Poppers Auseinandersetzung mit dem Historismus anknüpfen werde, also mit einer Form der Geschichtsphilosophie, die ich an anderer Stelle als transzendentalen und dialektischen Optimismus bezeichnet habe.

Kassandra, der Untergang von Troja und die Geschichte

Diesem düsteren Geschlecht ist nicht nicht
zu helfen; man mußte nur meistenteils
verstummen, um nicht, wie Kassandra,
für wahnsinnig gehalten zu werden,
wenn man weissagte, was schon vor
der Tür steht.
(Johann Wolfgang Goethe)
 

Die Literatur des Abendlandes beginnt bekanntlich mit der Schilderung des Kampfes um Troja. Von diesem an lässt auch Kant die systematische Geschichte beginnen. Und diese, so Kant, »fängt mit vom Trojanischen Kriege an.« (Kant, S. 203) Dessen Geschichte ist bekannt: Paris, der Trojanerjüngling, entführt nach einem Gastmahl die schöne Helena, Gattin des Menelaos. Die vereinten Griechen machen sich unter Agamemnon auf nach Troja, um die Schmach zu rächen – und besiegen Troja nach einer zehnjährigen Belagerung.

Kassandra, Zwillingsschwester des Paris und Tochter des Priamos und der Hekabe hatte gewarnt – doch vergebens. Niemand wollte ihr, der Seherin, Glauben schenken. Nicht den Untergang von Troja durch die Griechen und nicht den des Hauses der Atriden über den Tod des Agamemnon hinaus durch Orest, den totgeglaubten Sohn. Wir kennen den Grund: Apoll, der ihr die Gabe der Vorhersehung schenkte, um seinem Werben Nachdruck zu verleihen – Kassandras Schönheit wird von Homer mit jener der Aphrodite verglichen –, wird von dieser abgewiesen. Da eine Zurücknahme der verliehenen Gabe aus metaphysischen Gründen ausschied, seinerzeit vermochte die illokutionäre Kraft des gegebenen Versprechens selbst die Götter zu binden, belegt der Zurückgewiesene Kassandras Gabe mit dem Fluch, dass niemand ihren Vorhersagen Glauben schenken werde. Und so warnt die Seherin vergebens gegen Ende des Krieges vor dem Untergang Trojas und vor jenem Pferd, das als trojanisches in die Geschichte eingehen wird. Fast trotzig klingt es, wenn sie sagt:

Wenn ihr mir nicht glaubt, was tut's?
Die Zukunft kommt gewiß.
Nur eine kleine Weile,
Und ihr seht es selbst.
(Aischylos)
 

Aber: Auch Laokoon, dem trojanischen Priester des Apollon und/oder des Poseidon schenkten die Trojaner keinen Glauben, jedenfalls wenn wir Vergil folgen. Er berichtet, dass, nachdem die Griechen die belagerte Stadt verlassen hatten, die Trojaner darüber berieten, was mit dem hölzernen Pferd vor den Mauern der Stadt zu tun sei. Die einen wollten das Pferd in die Stadt ziehen, die anderen wollten es hingegen von der Klippe stürzen, verbrennen oder aufschlitzen und durchsuchen. Laokoon meinte, dass man das Pferd nicht annehmen solle, da von den Griechen keine Geschenke zu erwarten seien und die sprichwörtlich gewordenen Danaergeschenke zu fürchten sind, da von diesem nichts gutes zu erwarten sei. Und so warnt Laokoon bei Vergil: »Traut nicht dem Pferde, Trojaner! Was immer es ist, ich fürchte die Danaer, selbst wenn sie Geschenke bringen.« (Vergil, Vers 48-49) Er wähnte Griechen im Rumpf des Pferdes oder einen Spionageakt und erinnerte seine Mitbürger an Odysseus' Listen. Als er mit voller Kraft eine Lanze in die Hinterseite des Pferdes schleuderte, wären die Griechen durch die Erschütterung fast entdeckt worden – aber: das Schicksal lenkte die Trojaner von diesem Geschehen ab. Es ließ sie den von den Griechen zu deren Trug ausgesetzten Sinon auffinden. Dieser erzählte ihnen, dass die Griechen ihn für eine gute Rückfahrt opfern wollten, er aber geflohen sei, sich an die Füße des Pferdes geklammert und damit in den Schutz Athenes begeben habe.

Die Trojaner waren leichtgläubig genug, ihm, dem Fremden, zu glauben. Gegen die Warnungen des Laokoon überzeugte Sinon sie, dass der Krieg nun endgültig zu Ende sei – schon damals zielten die Lügner und Ideologen von Format auf diese schwächste Stelle der Menschen, auf die Hoffnung, so dass sie glaubten, Geschichte werde zu ihrem Wohle gemacht. Laokoon stieß daraufhin mit seinem Speer auf das Pferd ein; dieser prallte jedoch ab. Daraufhin erschienen zwei durch Athene geschickte Schlangen, die den Seher zusammen mit seinen beiden Söhnen töteten – was von den Trojanern als Strafe der Götter für die Entweihung des Geschenkes angesehen wurde – woraufhin sie das hölzerne Pferd zu ihrem Verderben in die Stadt hineinzogen.

Was immer also im einzelnen der Grund für den Unglauben der Trojaner gegenüber Kassandra sein mag, der Fluch des Apoll kann nicht die alleinige Ursache gewesen sein. Zumal diese ihre Prognose nicht mit Rekurs auf den Flug der Vögel oder die Innereien von Opfertieren begründete. Kalchas, Helenos und Laokoon taten dies. Nicht aber Kassandra. Sie las die Zukunft aus den Träumen der Menschen, jedenfalls ist dies eine ihrer Quellen. Die andere Quelle ist ihr reiches politisches Erfahrungswissen, das sie als Tochter des Priamos erworben hatte. Die einstige Lieblingstochter des Königs saß bei nahezu allen wichtigen Beratungen zu Füßen ihres Vaters, so dass sie bald schon mehr von der Kunst des Politischen verstand, als ihr Bruder Paris, der in dieser Hinsicht ein intellektueller Totalausfall war, ja, vielleicht sogar als der Vater selbst, der die Bedingungen, die seinen Staat zusammen hielten, nicht scharf ins Auge fasste, und auch die nicht, die ihn bedrohten – darüber hinaus wird berichtet, dass Kassandra zu den Amazonen geschickt wurde, bei denen sie lernte, wie man kämpft, so dass sie sogar etwas von der Kunst des Kriegs verstanden haben wird. Beide Fähigkeiten zusammen, die Fähigkeit der tiefenhermeneutischen oder auch psychoanalytischen Deutung von Trauminhalten, die zu mehr oder minder verlässlichen Hypothesen über die mentale Verfasstheit der Verteidiger von Troja nach einer nahezu zehnjährigen Belagerung erlaubte und die Fähigkeit zur Lage- und Situationseinschätzung, versetzten Kassandra in die Lage, empirisch gut begründete Prognosen über den Verlauf des Krieges zu geben. Sie »sieht« die Zukunft, weil sie das Wissen und den Mut hat, die wirklichen Verhältnisse der Gegenwart zu sehen. (Wolf, S. 124) Dies scheint auch die Intuition von Jean Giraudoux zu sein, der in seinem Stück Kein Krieg in Troja Kassandra sagen lässt: »Ich sehe nichts … Ich sehe auch nichts voraus. Ich ziehe nur die Dummheit in Betracht, die der Menschen und die der Elemente.« (Giraudoux, S. 195)

So gesehen wäre Kassandra gar keine Seherin und auch nicht die Vorläuferin des Prophetenunwesens, von dem das Abendland bald schon heimgesucht werden sollte, sondern jemand, der auf der Basis von empirisch gesichertem Wissen Prognosen über den Verlauf der Kämpfe um Troja erstellt. Und diese fielen bekanntlich nicht rosig aus. Nimmt man diese Perspektive ein, dann ist freilich nicht mehr klar, wer hier eigentlich wahnsinnig ist und wer nicht. Mich interessiert in diesem Zusammenhang weniger die Frage, warum die Ankündigung eines Untergangs allem Anschein nach weniger Glaubwürdigkeit als eine Fortschrittsprognose besitzt. Und mich interessiert auch nicht, wie diese Fähigkeit zur Prognose mit Tatsache vermittelt ist, dass der Weltenlauf von oberster Stelle festgelegt ist. Denn sicher ist ja, dass die Götter seinerzeit noch Geschichtsaktiv waren – und dies hieß damals: katastrophenaktiv. Im Fall der Griechen und Trojaner mussten daher alle entscheidenden Begebenheiten ihre Beglaubigung durch den Olymp erhalten. Die Zukunft jedenfalls war kein offener Raum von Möglichkeiten, sondern durch das Schicksal festgelegt. Von daher könnte man sagen, dass die mangelnde Bereitschaft der Trojaner, auf ihre Seher zu hören, ebenfalls Teil dieses determinierten Plans sei. Gleichwohl gilt das Vermögen der freien Entscheidung aber auch noch nicht als eine bewusstseinsphilosophische Selbsttäuschung oder eine facon de parler. Die Prädestinationslehre und mit ihr der Geschichtsdeterminismus, die ihre modale Kraft aus dem Willen der Götter ableitet, stand seinerzeit noch in einem nicht ausgeloteten Spannungsverhältnis zur These der menschlichen Freiheit – jedenfalls wird weder bei Homer, Aischylos oder Vergil, noch bei Plato, Aristoteles oder den Stoikern wirklich geklärt, wie genau es Gott anstellt, seinen Willen in der Welt wirksam werden zu lassen. Die Rede vom Schicksal jedenfalls lässt den Mechanismus dazu offen. Später werden die Stoiker vom Fatum sprechen, das den Weltlauf unausweichlich festlegt. Aber sie hatten einen sehr schillernden Begriff vom Fatum und von der Notwendigkeit, so dass ihre Lehre hier auch keine wirkliche Klarheit bringt. (Vgl. Keil, S. 934)

Ich möchte diesen Sachverhalt nicht weiter verfolgen. Fest steht: Wir stoßen hier auf eine Hermeneutik der Vorhersage, die von jenen Sprachakten handelt, mit denen Menschen die Zukunft ankündigen – wobei klar ist, dass die Vorhersage nicht solipsistisch geschieht, sondern als ein fait social verstanden werden muss. Was die Zukunft sein kann, was sie bringen wird, im Guten wie im Schlechten, das erfahren die Menschen aus einem ständigen Strom von Ankündigungen, Vorhersagen und Prognosen. Seit jeher war die Geschichte ein Geschehen, in dem eminente Sprecher ihren Mitmenschen Modelle des Menschseins und Wahrscheinlichkeiten des Kommenden vorhersagten. Und mit dem Kampf um Troja beginnt dieselbe. Kassandra, vornehm geboren, hatte dieses Privileg dieses Sprechens. Und auch des Gehört- und des Genanntwerdens – selbst über ihren Tod hinaus. Der Untergang von Troja und die Prophezeiung der Kassandra, begründen im griechischen Mythos die Geschichte von Europa.

Solch eine Hermeneutik der Vorhersage, die entweder auf Überreden oder aber auf Überzeugen basiert, zielt auf einen Mentalitäts- oder Einstellungswandel größeren Ausmaßes ab, durch den das, was angekündigt, vorhergesagt und prognostiziert wird, befördert oder aber eben verhindert werden soll. Und insofern die Prognosen von Kassandra nicht über den Weltenverlauf im Ganzen ausfielen, sondern nur über den Untergang von Troja und den des Hauses der Atriden, kann man hier von einer regional-historischen Disziplin mit einem eingebauten Fallibilismusvorbehalt sprechen – ähnlich dem modernen Wetterbericht, der in unseren Abendprogrammen ja auch nur regionale Vorhersagen macht.

Was für diesen gilt, das durch ihn nicht das schlechte oder aber das gute Wetter herbeigerufen wird, dass gilt mutatis mutandis auch für andere regional-historische Prognosen. Sie sind nicht Grund und Ursache des Kommenden, das sie herbeirufen, sondern lediglich deren Ankündigungen. Und sie können sich natürlich immer auch als falsch und unbegründet herausstellen. Nein, auf Kassandra lag kein Fluch. Sie sprach nur aus, was der Fall war. Dies aber war ungeheuerlich genug – so dass es gar nicht des Zutuns des Apoll gebraucht hätte, um ihr die Glaubwürdigkeit zu nehmen. Das, was Kassandra ankündigte, ging schlicht über den Horizont ihrer Zeitgenossen, insofern diese noch im Angesicht der Katastrophe ihre Eigenillusionen, Selbsttäuschungen und Lügen konstant halten wollten, weshalb man im vorliegenden Fall auch von der ersten großformatigen Katastrophenblindheit in der abendländischen Geschichte sprechen kann. (Vgl. Anders, S. 348) Ohne diese Eigenillusionen, Selbsttäuschungen und Lügen hätte man all das von ihr Gesagte ebenfalls wissen können – und man hätte es auch wissen müssen.

Nach der Katastrophe wollte davon freilich niemand mehr etwas wissen. Das haben wir so nicht kommen sehen, so lautet seit mehr als 2000 Jahren die Versicherung all jener, die als Überlebende der Katastrophe so oder so entronnen sind und an denen es nun wäre, Rechenschaft über die eigene Schuld und das eigene Versagen, sei es über ihre Rolle als Hauptdarsteller, sei es über die als Statist. So aber verweigern sie die Rückerinnerung an die eigene Schuld und die eigene Unterwerfung unter die Zeit und die Umstände und nehmen das Schicksal, den erschlagenen König oder, wie in modernen Zeiten, das entleibte System in die Verantwortung. Das Kassandra recht gehabt hat und das sie unbescheiden genug war, ihrem eigenen Urteil zu trauen, kommt den Davongekommenen nicht über die Lippen. (Vgl. Tietz 1992) Denn im Unterschied zu den Figuren des Widerstands, die man im historischen Nachhinein immer um so lauter loben kann, als sie inzwischen fast alle totgeschlagen unter den Trümmern der Geschichte begraben liegen, bekommen es die Nachgeborenen in ihrem Falle mit sich selbst zu tun – und wer will das schon!? Kassandra muss noch nach der Katastrophe denunziert werden, um den Davongekommenen ein Weiterleben unter postkatastrophischen Bedingungen zu erleichtern.

Aber wie dem auch sei. Seither gilt Kassandra als die Personifikation der griechischen Schicksalskonzeption. Wie kaum eine zweite Figur verkörpert sie die antike Auffassung von einer unentrinnbaren Fatalität. Hatte sie noch bei Homer lediglich zwei kurze und sporadische Auftritte, so wird sie in der römischen Antike zu der Figur einer geschichtsphilosophischen Selbstvergewisserung der eigenen Gegenwart. Der Grund hierfür ist relativ leicht benannt: Der geschichtsphilosophische Ort hatte sich inzwischen so radikal gewandelt, dass jede Vergegenwärtigung des eigenen historischen Standpunktes jene kulturellen und politischen Großkatastrophen mit einzubeziehen hatte, die bereits hinter der eigenen Gegenwart lagen.

Geschichtsphilosophie, Sinngebung und Vorhersage

Die moderne Geschichtsphilosophie kann man als die legitime Erbin der frühgriechischen Hermeneutik der Vorhersage verstehen, wobei dieses griechische Erbe durch die christliche Heilslehre vermittelt ist. Weltgeschichte erscheint nun in der Perspektive der Heilsgeschichte. (Vgl. Löwith)

Dies hat zwei gewichtige Konsequenzen: Erstens, dass unter abendländisch-christlichen Vorzeichen die entscheidenden Bedingungen, unter denen innerweltliche Akteure agieren, nicht mehr durch eine Vielzahl von Göttern beglaubigt wird, sondern nunmehr von einem Gott. Nach der Demissionierung der Götter des Olymps sitzt fortan nur noch ein Gott über die Geschichte zu Gericht, der christliche – wobei in diesem Zusammenhang anzumerken wäre, dass diesem Gott, der alle menschliche Schuld auf sich geladen hat um die Menschheit zu erlösen, alles Menschliche fremd ist, voran die Möglichkeit zu Irrtum, Stolz, Eifersucht, Jähzorn und Leidenschaft, die sexuelle eingeschlossen – im Unterschied zu den Göttern des Olymp, die ja alle mehr oder weniger so verfasst waren, wie der Nachbar von Nebenan. Jedenfalls trifft dies für den Gott des Neuen Testamentes zu. Selbst noch die göttliche Liebe hat alle menschlichen Maßverhältnisse verloren, so dass man gar nicht mehr genau sagen kann, ob es sich hierbei um ein Konzept handelt, das endliche Wesen überhaupt verstehen, geschweige denn leben könnten. Und zweitens, dass durch diese Vermittlung die griechische Schicksalskonzeption zur christlich-abendländischen Konzeption der Vorsehung umgestaltet wird – wobei man diese christliche Prädestinationslehre, die dann später auch dem historischen Determinismus zu Grunde liegt, wie folgt zusammenfassen kann: »Unsere Welt ›W‹ ist genau dann deterministisch, wenn eine andere mögliche Welt ›W´‹, die zu irgendeinem Zeitpunkt mit unserer Welt übereinstimmt, für alle Zeiten mit ihr übereinstimmt.« (Keil, S. 934; vgl. Lewis, S. 36) Die moderne Hermeneutik der Vorhersage gründet ihre Prognosen also nicht mehr nur auf ein regionales Ereignis. Sie ist im Unterschied zum Kassandra-Projekt keine regional-historische Disziplin mit einem eingebauten Fallibilismusvorbehalt mehr, sondern eine universalhistorische Disziplin, der der Fallibilismus nichts anzuhaben vermag.

Denn die moderne Hermeneutik der Vorhersage behauptet nicht nur, dass die Welt ist, wie sie ist und dass die Zukunft so sein wird, wie sie sein wird, sondern, dass sie auch notwendigerweise so sein wird. Mit Doris Day kann man sagen: »Que sera, sera« – wobei man mit dieser Ansicht immer auf der sicheren Seite sein wird. Denn dass das, was geschehen wird, geschehen wird, ist keine Prognose, sondern eine Tautologie. Die mantische Hermeneutik bezieht sich in dieser Variante also immer auf die Welt als Ganze. Und sie bezieht sich auf einen Plan Gottes, den dieser in der Geschichte verwirklicht. Das Konzept der Weltgeschichte als Heilsgeschehen steht und fällt also erstens mit der Annahme eines Gottes, dem die Prädikate der Allwissenheit, der Allmächtigkeit und der Güte zugesprochen werden und zweitens mit der Annahme, dass es alles in allem in dieser Welt vernünftig zugeht, dass ›Vernunft in der Geschichte‹ ist. Mehr noch: Diese Variante der mantischen Hermeneutik bindet mit dieser Unterstellung das eigene Theorieprojekt an eine Perspektive, die nicht mehr die von endlichen Menschen, sondern nur noch die von Gott selbst sein kann, weshalb man dann hier auch nicht mehr von Prognose, sondern von Prophezeiung sprechen sollte.

Dieser Plan Gottes, oder aber die Vorsehung, tritt innerhalb der modernen Hermeneutik der Vorhersage in zwei Varianten in Erscheinung: in der Variante des transzendentalen und in der des dialektischen Optimismus – für ersteren steht Kant, für letzteren Hegel. In der ersten Variante wird Gott zu einem Postulat der praktischen Vernunft und die »Rechtfertigung der Natur – oder besser der Vorsehung« (Kant) unterstellt der transzendental modifizierten Theodizee eine praktische Absicht, weil der Natur oder der Vorsehung im Hinblick auf die Weltgeschichte ein Handlungssinn unterlegt sein soll, der im Kontext der Kantischen Fragestellung keine andere Funktion hat als die, unser moralisches Handeln im Hinblick auf einen letzten Zweck normativ zu orientieren. In der zweiten Variante wird Gott wieder zum Gegenstand der theoretischen Philosophie, der mit seinem Plan philosophisch erkannt werden kann. »Gott regiert die Welt, der Inhalt seiner Regierung, die Vollführung seines Plans ist die Weltgeschichte. Diesen will die Philosophie erfassen; denn nur was aus ihm vollführt ist, hat Wirklichkeit, was ihm nicht gemäß ist, ist nur faule Existenz.« (Hegel, S. 53) Immer wieder schreibt Hegel, dass es nicht die »Vernunft eines besonderen Subjekts« ist, das die Weltgeschichte beherrscht, »sondern die göttliche, absolute Vernunft« oder die »Vernunft Gottes«. Und diese Vernunft ficht nun einmal Kontingenz nicht an.

Damit wäre nicht nur gezeigt, dass das Wirkliche vernünftig und die Vernunft wirklich ist – eben weil Gott kein Untergänger ist. Zudem wäre die Wirklichkeit auch als eine versöhnte erwiesen – was zu zeigen die Aufgabe der Theodizee war, die Hegel mit seiner Philosophie der Weltgeschichte nun für sich als gelöste beansprucht. In diesem Sinne sagt Hegel: »Unsere Betrachtung ist … eine Theodizee, eine Rechtfertigung Gottes«. Nur wenn sich zeigen lässt, dass in den großen geschichtlichen Vorgängen sich dieselbe Vorsehung manifestiert, die auch dem christlichen Glauben Rückhalt gibt – und zwar trotz der Tatsache, dass wir uns das Übel, das Böse und den Untergang der blühendsten Reiche vor Augen halten müssen –, nur dann lässt sich im Rahmen der Geschichtsphilosophie eine Hermeneutik der Vorhersage begründen, die das Problem der Prognose in der Griff bekommt.

Dies gilt auch noch für den Marxismus, der diese Hermeneutik mit Rekurs auf die Geschichte meint begründen zu können. »Wir kennen nur eine Wissenschaft. Und das ist die Wissenschaft von der Geschichte.« Und: »Kommunismus ist für uns nicht eine Idee, (…) sondern die wirkliche Bewegung, die den jetzigen Zustand aufhebt«, wobei es dem Proletariat obliegt, das Himmelreich im irdischen Hier und Jetzt zu verwirklichen – dass das Jetzt am Ende auf Grund des Ausbleibens der Weltrevolution auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben werden musste, ändert daran zunächst gar nichts. Denn wenn das gute Ende für die gesamte Menschheit nicht mehr in der unmittelbaren Gegenwart zu erwarten ist oder wenn sogar inzwischen unsere Erde auf Grund einer ebenso notwendigen wie unvermeidlichen dialektischen Entwicklung untergegangen sein wird (Vgl. Engels, S. 327), dann wissen doch alle guten Marxisten, dass dies noch lange kein Grund zur Besorgnis ist, weil »mit derselben eisernen Notwendigkeit, womit sie auf der Erde ihre höchste Blüte, den denkenden Geist, wieder ausrotten wird, ihn anderswo und in anderer Zeit wieder erzeugen muß« (Ebd.) – Halleluja.

Dabei war immer klar: Es geht ums Ganze, und zwar zum letzten Mal. Was Sklaven, Plebejern und Leibeigenen versagt blieb – die Demütigung und Unterdrückung geistig und materiell nach vorn zu durchbrechen –, den Proletariern würde es gelingen. Nur wer nichts ist, kein Band und keine Würde in der Gesellschaft hat, kann die Gefolgschaft aufkündigen und alles gewinnen. Indem die Proletarier unter Führung ihrer revolutionären Avantgardepartei das letzte Gefecht der Klassengesellschaft ruhmreich bestehen, rächen sie ihre weniger glücklichen Vorläufer und berichtigen zugleich die gesamte menschliche Vorgeschichte. Die Bourgeoisie, die alle gesellschaftlichen Verhältnisse revolutionierte, verliert den letzten Kampf für alle Herrscherklassen, und das Proletariat siegt für alle Beherrschten. Und von nun an, so der dialektische Befund, ist nicht nur die Vorgeschichte als eine Geschichte von Klassenkämpfen beendet, von nun an werden auch die Springquellen des gesellschaftlichen Reichtums fließen und jeder wird nach seinen Bedürfnissen leben können.

Es ist die heilsgeschichtliche Überhöhung des Proletariats durch dessen geschichtsphilosophische Logifizierung, die die proletarische Revolution schlicht und ergreifend als den letzten Akt des zu sich kommenden Geistes erscheinen lässt, weil Marx und Engels die christliche Eschatologie nur mit halbem Herzen über Hegel hinaus säkularisieren, so dass unter der elenden Gestalt des Proletariats beständig die Vollmacht Gottes hervorschielt, die das Heil verkündet. Marx und Engels werfen quasi dem Proletariat, das nun das Vernünftige denken und realisieren muss, nur den weiten Mantel des Hegelschen Weltgeistes um.

Gerade hierin erweist Marx sich als treuer Schüler Hegels. Seine Kritik an ihm geschieht im Namen von dessen eigenem Prinzip, insofern es Marx analog zu Hegel um eine Versöhnung von Begriff und Wirklichkeit geht. Die späteren ökonomischen Arbeiten liefern nur noch die nachträgliche Begründung einer grundsätzlichen Annahme, die von Anfang an auf Punkt und Komma feststand: dass sich der geschichtliche Gang in der kommunistischen Gesellschaft vollenden wird. Der Blick des Ökonomen Marx war geschärft und begrenzt durch Hegels Idee von der dialektischen Selbstbewegung des Menschen durch und vermittels Arbeit, weshalb im Marxismus dann auch die Herstellung des »Reichs der Freiheit« (Marx, S. 265) allein nach dem Muster des instrumentellen Handelns gedacht wurde – was eine der geistesgeschichtlichen Wurzeln für die technokratische Erstarrung des Staatssozialismus gewesen sein dürfte. (Vgl. Tietz 2009)

Ich werde diesen Punkt nicht weiter verfolgen. Fest steht, dass Marx und Engels mit historischen Gesetzmäßigkeiten rechnen, die, wie einst der Plan Gottes, das Tun und Handeln in einer Weise bestimmen, dass man hier wohl nur von einer alternativlosen Weise sprechen kann. Und so wird denn auch die Untergangsprognose aus dem Kommunistischen Manifest genau mit Rekurs auf diese ehernen Gesetzmäßigkeiten begründet, frei nach dem Motto: Den Kommunismus in seinem Lauf, hält weder Ochs noch Esel auf.

Prognose und Prophezeiung – Popper und die Folgen

Dies hat der Geschichtsphilosophie von Popper den Vorwurf eingetragen, dass es sich bei ihr nicht wirklich um eine wissenschaftliche Theorie, sondern um eine Art Religion im theoretischen Gewand handeln würde, weshalb denn auch all ihre Prognosen in Wahrheit keine Prognosen, sondern nur Prophezeiungen sind – wobei Popper in diesem Zusammenhang insbesondere an die Variante der Hermeneutik der Vorhersage denkt, die sich mit den Namen von Hegel und Marx verbindet. Diese Position, die von ihm auch als ›Historizismus‹ bezeichnet wird, nehme an, dass der Philosoph Rhythmen, Patterns, Gesetze oder Trends entdecken kann, die der geschichtlichen Entwicklung zugrunde liegen – und dass man, wenn man diese erst einmal entdeckt hat, historische Voraussagen über den geschichtlichen Verlauf machen könne. »Der Historizist stellt sich also die Soziologie als eine theoretisch-empirische Disziplin vor, deren empirische Basis allein von einer Chronik der geschichtlichen Fakten gebildet wird und deren Ziel es ist, Voraussagen, möglichst Großprognosen, zu formulieren.« (Popper, S. 279)

Gleichzeitig halte der Historizist jedoch an der Unterscheidung zwischen nomothetischen und idiographischen Wissenschaften fest und behaupte, dass die verallgemeinernde Methode in den Sozialwissenschaften nicht anwendbar sei, weil wir es im Bereich des Geschichtlichen nicht mit Allgemeinem, sondern mit Individuellem zu tun haben. Daher müssen dann auch die Gesetze in diesem Bereich eine andere Struktur haben als Naturgesetze, die nach Popper auf »Verallgemeinerungen von Gleichförmigkeiten« beruhen. Und sie müssten für die gesamte Menschheitsgeschichte gelten, also für alle Zeitalter und nicht bloß für einige von ihnen, denn sonst wären es keine allgemeinen Gesetze. Und weil es eine Gleichförmigkeit über die Epochen und Zeitalter nicht gibt, müssen diese allgemeinen Gesetze Gesetze sein, die die »aufeinanderfolgenden Epochen verbinden. Es müssen historische Entwicklungsgesetze sein, die den Übergangen von einer Epoche zur anderen bestimmen.« (Ebd.)

Ich halte diese Diagnose im Großen und Ganzen für korrekt. Wenn wir einmal davon absehen, dass bei Marx die historischen Gesetzmäßigkeiten in zwei Varianten auftreten, in einer naturalistischen und in einer kulturalistischen, dann scheint klar, dass die marxistische Hermeneutik der Vorhersage auf einen Gesetzesbegriff angewiesen ist, der eine ähnliche Funktion hat, wie in der Antike das Schicksal und im Christentum die Vorsehung. Denn wenn man erst einmal unterstellt, dass es derartige historische Entwicklungsgesetze gibt, dann ist es auch nicht unplausibel anzunehmen, dass man mit Rekurs auf diese Gesetze wissenschaftliche Prognosen über den Verlauf geschichtlicher Prozesse geben kann. Die Soziologie, die Popper als die Nachfolgerin der Geschichtsphilosophie versteht, wäre dann tatsächlich in der Lage, das »alte Problem der Vorhersage der Zukunft zu lösen.« (ebd., S. 280) Genau aber dazu ist die Soziologie nicht in der Lage, weshalb denn auch ihre ‹Großprognosen‹ keine wirklichen Prognosen sind, sondern verkappte Prophezeiungen.

Popper begründet diese These mit Rekurs auf eine Unterscheidung zwischen zwei Formen von Prognosen: jener, die einen Taifun vorhersagt und jener, die vorhersagt, dass ein Schutzraum, wenn er einem Taifun widerstehen soll, auf eine bestimmte Art gebaut sein muss. Beide Formen der Vorhersage sind für die Menschen wichtig. Aber nur die zweite ist eine wirkliche Prognose, genauer: eine ›technologische Prognose‹. Die erste sei lediglich eine ›Prophezeiung‹, so ähnlich wie der allabendliche Wetterbericht. Dies hängt mit der Rolle des Experiments in den Wissenschaften zusammen. In den Experimentalwissenschaften, namentlich in der Physik, werden die Voraussagen oder Hypothesen stets unter den Bedingungen ihrer experimentellen Realisierbarkeit formuliert. Klarerweise gibt es dazu weder in der Philosophie, noch in den Kultur-, Geistes- und Sozialwissenschaften eine Entsprechung –, dass dies auch für die Logik und Mathematik auf der einen Seite und für Teile der Naturwissenschaften selbst gilt, sei hier nur angemerkt.

Aus der Tatsache nun, dass wir es im vorliegenden Fall mit zwei unterschiedlichen Wissenschaftstypen zu tun haben, folgert Popper zweierlei: erstens, dass es sich im Fall der Meteorologie oder aber der Philosophie und den Kultur-, Geistes- und Sozialwissenschaften um Wissenschaften handeln würde, die keine Prognosen, sondern Prophezeiungen formulieren, weil es das, was die experimentellen Naturwissenschaften gerade zu Wissenschaften macht, in den Sozialwissenschaften nicht gibt: die ›verallgemeinernde Methode‹. Und er folgert aus dieser Tatsache zweitens, dass »metaphysische Theorien« durch Tatsachen niemals bestätigt werden können, weil sie bereits »im Licht eben jener Theorien ausgesucht wurden, die sie prüfen sollen.« ((Ebd., S. 289)

Nun gilt dies jedoch auch schon für die experimentellen Naturwissenschaften selbst. Spätestens seit Thomas S. Kuhn und der postanalytischen Wissenschaftstheorie ist klar, dass es jene Berufungsinstanz, auf die noch der ältere Positivismus die Autorität der Wissenschaften gründen wollte, nicht gibt: Tatsachen. Alle wissenschaftlichen Beobachtungen sind theoriegeleitet, weshalb man in diesem Zusammenhang auch von der Theoriebeladenheit der Beobachtung spricht. Giftig schleuderte bereits Nietzsche seinen positivistisch gesonnenen Zeitgenossen die These entgegen: »Gerade Thatsachen giebt es nicht, nur Interpretationen.» (S. 315) Das also auch die ›metaphysischen Theorien‹ das, was sie im Rahmen einer bestimmten theoretischen Sichtweise als ›Tatsache‹ reklamieren, im Licht der zu prüfenden Theorien aussuchen, kann man ihnen also schlecht zum Vorwurf machen.

Damit scheint die Alternative ›Geschichtsprophetie oder Sozialtechnik‹ allein von der Plausibilität der These von der ›verallgemeinernden Methode‹ der experimentellen Naturwissenschaften abzuhängen. Fällt diese, dann fällt zusammen mit dieser Alternative auch die Unterscheidung von Prognose und Prophetie. Und genau dies ist auch der Fall. Das, was Popper zum Wesen der experimentellen Naturwissenschaften machen will, eben die ›verallgemeinernde Methode‹, gibt es nicht. Es gibt kein einziges physikalisches Gesetz, dass sich solch einer Verallgemeinerung verdanken würde – und die Physik betrachtet Popper immerhin als das Rückgrat der experimentellen Naturwissenschaften. Vielmehr handelt es sich hierbei um kontrafaktische Konditionale. (Armstrong, S. 126) Dabei ist der Zusammenhang zwischen dem Naturgesetz und dem Kontrafaktual folgender Art: Wenn die Allaussage »Alle F sind G‹ ist (bzw. eine Aussage, die aus dem Naturgesetz folgt), dann gilt das Kontrafaktual »Wäre a ein F, dann wäre a ein G«. Auf dieser Basis wird die wissenschaftliche Prognose erstellt. (Vgl. Goodman)

David Lewis hat im Anschluss an Robert Stalnaker gezeigt, inwiefern die Erklärung des Begriffs der Kausalität mit Rekurs auf den Begriff der Kontrafaktuale zu verstehen ist. Vereinfacht lautet seine Definition: »Das Ereignis a verursacht genau dann das Ereignis b, wenn gilt: Wenn a nicht eingetreten wäre, wäre b nicht eingetreten.« Hinter dieser Definition steht Intuition, dass wir Kontrafaktuale verwenden, um über Kausalvorgänge zu reden. Zum Beispiel können wir sagen: ›Wenn das Glas nicht vom Tisch gestoßen worden wäre, wäre es nicht zerbrochen.‹ Der Sprecher bringt hier zum Ausdruck, dass das Zerbrechen des Glases von dem Stoß verursacht worden ist – und nicht etwa durch einen Akt der göttlichen Vorsehung. Das Kontrafraktual muss Ereignisse, im vorliegenden Fall den Stoß gegen das Glas und das Zerbrechen, in Beziehung setzen. In dem Satz: ›Wenn Frank nicht mein Onkel wäre, wäre seine Tochter nicht meine Kusine‹ ist dies klarerweise nicht der Fall. Hier wird kein Kausalzusammenhang ausgedrückt. Denn dass Frank mein Onkel ist, verursacht nicht, dass seine Tochter meine Kusine ist. Es handelt sich hierbei nicht um eine kausale Implikation, sondern um eine materiale Implikation, analog zu der, dass, wenn heute Montag ist, morgen Dienstag sein muss.

Gleichwohl teile ich zwei Grundintuition Poppers, die Intuition, dass es einen Unterschied zwischen Prognosen und Prophezeiungen geben muss und die Intuition, dass wissenschaftlich begründete Theorien dem Fallibilismus unterworfen sind und demzufolge scheitern können müssen. Wenn sich nun jedoch die Unterscheidung zwischen Prognose und Prophezeiung nicht mehr mit Rekurs auf die Unterscheidung zwischen nomothetischen und idiographischen Wissenschaften begründen lässt, weil kein naturwissenschaftliches Gesetzt sich einer Verallgemeinerung im Sinne des Kritischen Rationalismus verdankt, dann fragt sich, wie sich diese Unterscheidung dennoch aufrecht erhalten lässt, ohne auf die dubiose These von der ›verallgemeinernden Methode‹ der exakten Naturwissenschaften angewiesen zu sein.

Mein Vorschlag dazu lautet: durch eine Neufassung des Prognosebegriffs, so dass dieser wieder den Platz innerhalb einer philosophische Hermeneutik der Vorhersage zurückerstattet bekommt, den ihm der Kritische Rationalismus mit Rekurs auf einen Wissenschaftsbegriff streitig machen wollte, der eher dubios, als verheißungsvoll genannt werden muss. Der Begriff der Prognose muss dazu so liberal gefasst werden, dass er eine Hermeneutik der Vorhersage nicht mehr ausschließt, auch wenn diese ihre Prognose nicht mit Rekurs auf historische ›Gesetze der Sozialentwicklung‹ stützen kann – was im übrigen nicht so schlimm ist, weil es solche Gesetze ohnehin nicht gibt. Gleichzeitig aber muss der Begriff der Prognose so restriktiv gefasst werden, dass er es erlaubt, eine Prognose von einer Prophezeiung zu unterscheiden. Dazu aber genügt es, dass Prognosen mit Rekurs auf empirisch gehaltvolle Voraussetzungen und Kontrafaktuale formuliert werden, die die Form haben: ›Wenn X der Fall wäre, dann wäre Y‹. Wenn die Trojaner nicht das Tor geöffnet hätten, dann wären die Griechen nicht in die Stadt gelangt und hätten nicht alle Männer, deren sie habhaft wurden, erschlagen und alle Frauen in die Sklaverei verschleppt – jedenfalls nicht zu diesem Zeitpunkt. Dies hätte nicht nur den Vorteil, dass fortan auch die Meteorologie und der Wetterbericht wieder als seriöses wissenschaftliches Fach angesehen werden könnten, sondern auch die Philosophie und die Sozialwissenschaften, so sie ihre Prognosen mit Rekurs auf Voraussetzungen formulieren, die auf die eine oder andere Art und Weise empirisch überprüfbar sind.

Man könnte gegen diesen Vorschlag einwenden, dass sich doch aber kein geschichtliche Ereignis hinreichend aus synchronen oder aus diachronen Voraussetzungen ableiten lässt, gleich, ob dies ökonomisch, religiös, politisch, mental, kulturell oder sonst wie lauten. (Koselleck, S. 125) Im Bereich des Sozialen und des Geschichtlichen ist es schlicht sinnlos, von ›Notwendigkeit‹ in der Weise zu sprechen, dass es zu einem bestimmten Tun keine Alternative gibt – die in den letzten Jahren aufgekommene Rede, dass dies oder jenes ›alternativlos‹ sei, ist bullshit (Vgl. Bullshit 2008) – und wenn es denn wahr wäre, bräuchten wir die Politiker nicht, weil sie dann ja ohnehin nur das taten, wozu es keine Alternative gab.

Auf eine historische Notwendigkeit im Sinne der Geschichtsphilosophie darf sich eine nachidealistische Hermeneutik der Vorhersage nicht mehr berufen. Spätestens seit Nietzsches Proklamation vom Tod Gottes, kann es keine seriösen philosophischen oder wissenschaftlichen Prognosen mehr geben, die sich auf eine lineare Erklärung der kulturellen Evolution im Sinne der christlich-abendländischen Konzeption der Vorsehung stützen – was analog für all ihre modernen Nachfolgetheorien in Gestalt des transzendentalen und des dialektischen Überoptimismus gilt.

Nicht nur über den göttlichen Offenbarungen schwebt heute die Einsamkeit des religiösen Wahns, sondern auch über allen Prophezeiungen über den Endzustand der Welt. Der historische Wandel ist kein naturgeschichtlicher Prozess, der sich im Ganzen prognostizieren ließe. Die Krisen und Katastrophen dieser Welt lassen sich nicht zu ›Knotenpunkten‹ einer gesellschaftlichen Höherentwicklung mit einer eingebauten Nichtverschlechterungsgarantie entübeln. Denn es liegt keine logische Unmöglichkeit in dem Gedanken, dass es gestern gut und heute schlecht in Bezug auf X ist. Und es liegt auch keine logische Unmöglichkeit in dem Gedanken, dass es morgen noch schlechter als heute in Bezug auf X sein wird.

Dies bedeutet aber nicht, dass sich von nun an keine philosophischen oder sozialwissenschaftlichen Prognosen mehr erstellen lassen. Talcott Parsons Prognose, »daß sich die kommunistische Gesellschaftsorganisation als instabil erweisen wird und entweder Anpassung in Richtung auf die Wahlrechtsdemokratie und ein pluralistisches Parteiensystem machen oder in weniger entwickelte und politisch weniger effektive Organisationsformen ›regradieren‹« (Parsons, S. 71) müsse, die auf der empirischen Annahme beruhte, dass »in hochdifferenzierten Gesellschaften und Regierungssystemen« die erforderlichen integrativen Kapazitäten« auf Dauer nur über Konsensbildungsprozesse, die über freie Wahlen verlaufen, bereit gestellt werden können, (Ebd., S. 70) hat sich für die ehemalige Sowjetunion spätestens im Jahre 1991 mit ihrem Zerfall bestätigt – wobei es sich hierbei klarerweise um eine Untergangsprognose gehandelt hat, der man im Jahr 1964 genauso wenig Glauben schenken wollte, wie seinerzeit Kassandra.

Ich denke, dass Prognosen über den Aufstieg, die Größe oder den Untergang von sozialen Gruppen, von Klassen oder eben von Kulturen im Rahmen einer nichtlinearen Erklärung der Geschichte erfolgen müssten, wobei solch eine Erklärung eine evolutionäre Erklärung wäre, die nur noch über Antezedensbedingungen und allgemeine Faktoren wie Variation und Selektion verfügt, ohne dass sich damit noch Prognosen über eine mögliche Zukunft im Sinne des Vizeoptimismus erstellen ließen. (Vgl. Tietz 2011) Dieser Mangel an Erklärungskraft rührt nun aber nicht daher, dass die Evolution indeterministisch wäre, sondern daher, dass die Vielzahl der kausalen und funktionalen Faktoren für uns nicht übersehbar ist – weshalb man hier nur sagen kann: ›Das kann man nur historisch erklären.‹

Der Aufstieg und natürlich auch der Untergang von Gruppen, Klassen und Kulturen wird damit zu einer rein empirischen Frage. „,Es braucht viel Zeit, bis eine Welt untergeht — weiter aber auch nichts?.“ (Ebd.; vgl. Gibbon) Es gibt kein Anti-aging gegen den Tod historischer Großkollektive, etwa in Form ungebremsten wirtschaftlichen Wachstums. Es gibt allenfalls lebensverlängernde Maßnahmen, die im Rahmen einer Gesundheitslehre des Lebens evaluiert werden können, wie etwa der Einsatz regenerativer Energiesysteme. Es gibt aber keine Nichtverschlechterungsgarantie, die Kulturen mit einer Ultrastabilität ausstatten kann, die nicht von dieser Welt ist.

So mag es denn zwar sein, dass es leichter ist, die Zukunft der Alpen vorherzusagen, als die der eigenen Ehe oder des eigenen Kegelklubs – da wir es im zweiten Fall auch noch mit den unberechenbaren Handlungen sprechender und handelnder Akteure zu tun haben. Die sich daraus ergebene ›voluntaristische Leerstelle‹ ist für endliche Wesen nicht zu schließen. Dies spricht aber noch lange nicht dafür, dass es sich deshalb nur um eine Prophezeiung handeln würde – und dass wir bei der Einschätzung unserer familiären Situation häufig so weit daneben liegen, dass wir uns selbst dann noch über den Zustand unserer Ehen täuschen, wenn diese fast schon beendet sind, sagt wohl auch nur etwas darüber aus, dass wir nicht gelernt haben, die Zeichen der Zeit richtig zu deuten. Es wäre dann aber eine Aussage über uns selbst und über unsere eigene ›Katastrophenblindheit‹, insofern wir das, was vor unseren Augen stand, einfach nicht sehen konnten oder nicht sehen wollten.

Das Sichtbare und das Unsichtbare

Nach jeder Katastrophe und nach jedem Untergang blieb bislang eines immer noch konstant: Das die Akteure von einst versichern, dass sie das, was passiert sei, so nicht hätten kommen sehen können – und es spricht kaum etwas für die Annahme, dass sich daran jemals etwas ändern wird. Die Versicherung des Nicht-Sehen-Könnens gehört anscheinend konstitutiv zur kulturellen und politischen Überlebens-Rhetorik jener, die zunächst der Katastrophe entronnen sind. Nachkatastrophale Zeiten sind daher zunächst immer auch Blindheitsversicherungszeiten – freilich nicht nur, denn in dem Moment, in dem diese besondere Form des Versicherungswesens im öffentlichen Raum in Stellung gebracht wird, bringt sich in diesem Raum auch die Empörungsmaschinerie in Stellung, die dieser Blindheitsversicherung nicht traut und fordert, dass die Katastrophe aufgearbeitet werden müsse, was dann in der Regel auch immer mit der Forderung nach personalen Konsequenzen und einem entsprechenden ›personalen Neuanfang‹ verbunden ist. Der Vergangenheits-Aufarbeiter, der der Tribunalisierung dadurch entkommt, dass er das Tribunal ist, fordert nun all jene auf ihren Hut zu nehmen, die an der Katastrophe tatsächlich oder vermeintlich schuld sind.

Literatur

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