Was wurde nicht alles unter der Hand unternommen, um Josefine, wie es im Handbuch für Anwärter heißt, von der Macht zu trennen: am besten unauffällig, denn das Volk in seiner lässigen Gemeinheit liebt die Regentin über alles. Nur was sie den lieben langen Tag so treiben lässt, findet seine Missbilligung. »Sie lässt die Dinge treiben«, seufzen die trüben Tassen, »wo führt uns das hin?« Man könnte sie als Briefmarke anstelle des Regierungsstempels verwenden und alles wäre gut. Man? Eben nicht. Ihre Claqueurinnen zirpen Tag und Nacht: »Männer in die Produktion!« Das holt zwar keinen gestandenen Mausmann hinter dem Ofen vor, aber es nervt auf die Dauer. Unter Josefine konnte die Zahl der Zirpenden sich verzehnfachen, das haben Forscherinnen errechnet und geben sich einen Stern*. Jedenfalls weiß die Herrin, wie man ihresgleichen lauter und leiser dreht, je nach Bedarf.
Den größten Coup konnten die bösen Zungen landen, als ein bekannter Staatsrechtler aufstand und mittels Zahlen und Figuren bewies, das von Josefine errichtete Monarchiat sei wider die Verfassung. Mäuseverfassungen, muss man wissen, sind für die Ewigkeit gedacht. Deshalb wechseln sie auch von Zeit zu Zeit, wenn die Mausgemeinde gerade Vertrauen in sie geschöpft hat und sich nicht weiter vorsieht. Verfassungen kann man ändern, indem man sie umschreibt und das Volk anschließend darüber abstimmen lässt. Das ist die berühmte Via viagra sc.viagrina, der von der Verfassung – wovon sonst? – vorgeschriebene Weg. Leider ist er nicht gangbar, denn das Volk liebt seine Verfassungen und wünscht sich keine anderen. Es kommt also darauf an, dass sich etwas ändert, ohne dass man sie ändert. Dies durchzusetzen bedarf es der Rotmäuse, auch Füchse genannt, weil sie in ihren roten Roben so viel hermachen, dass sie gern als ›Mausgötter in Rot‹ tituliert werden. Zwischen Füchsen und Göttern sehen Mäuse in der Regel, immer in der Regel, keinen gravierenden Unterschied. Die Farbe ist’s, die sie blendet. Sie beginnen zu blinzeln, sobald einer sie aufzieht, in welcher Gestalt auch immer.
Die Rotmäuse verwarfen das Gutachten des externen Kollegen, indem sie bekräftigten, dass alles, was unter Josefines Regiment geschehe, einem guten Zweck diene und daher a priori gerechtfertigt sei. Eine Rossa ging sogar noch weiter, indem sie in einem Minderheitsvotum mit Nachdruck die »Tatsache« notierte, dass »dort draußen« gewissen Tendenzen mit »aller Entschiedenheit« entgegenzutreten sei. Eben dazu dienten die inkriminierten Handlungen: »Zumindest sind sie ein guter Ansatz.« Da ließen die bösen Zungen sich, wenigstens eine Zeitlang, hängen.