Campus 2018
- von Steffen Dietzsch
Xavier Tilliette bleibt uns als ein ironischer Connaisseur in Erinnerung; wenn wir jetzt wieder Jean Wahl, Vladimir Jankélévitch oder Merleau-Ponty lesen, hören wir – als Subtext – immer auch seine Anekdoten dazu. Wenn wir ihn in den letzten Jahren im ›Maison des Petites Sœurs des Pauvres‹ in Paris besuchten, erlebten wir einen gerade im Leiden vornehmen, starken, spirituellen Menschen, der für uns Philosophie-als-Gestalt war.
- von Herbert Ammon
Wann begann all mein Fragen? Wer bin ich, was leb ich hier
und nicht dort? Wo das Licht langer Tage Granit
von Schauern benetzt kranbeerenrot zum Glänzen bringt,
samt der Heide – die da heißt Erika. Wo der Orbit
die Zeit ins Dunkel zwingt...
Wie schnell, wie radikal schlug die Stimmung in diesen letzten Wochen des Jahres 1989 um. Wir erwachten, geweckt durch die linden Lüfte einer neuen, anbrechenden Zeit, neuer Mut durchströmte uns, wir ahnten, dass wir an tiefgreifenden Veränderungen teilhatten, doch war uns unsere individuelle Bedeutungslosigkeit gegenüber den angeblichen großen Akteuren der Geschichte – der Klasse, der Partei und einigen großen, führenden Persönlichkeiten – dermaßen gründlich eingebläut worden, dass uns der Gedanke, historische Akteure zu sein, anmaßend, maßlos vorkommen musste. Umso heftiger forderten wir, Subjekte unserer eigenen Geschichte zu werden.