Demeters Leid

Das Leid der Demeter, das sich über alles hinwegsetzt, gilt nicht dem Leben der Tochter, sondern dem Verlust: darin liegt eine Lektion. Der Kompromiss, den sie erzielt, stellt niemanden zufrieden, er ermöglicht das Weiterbestehen der Welt. Persephone ist die Leidtragende des mütterlichen Begehrens, aber da sie ›am Ende‹ auch etwas davon hat, trägt sie es mit Fassung. Alle Rettung ist zweideutig, sie zwingt das Verlorene in ein Leben zurück, das vom Modus des Verlorenseins in den des Verlorenhabens wechselt. Die Dankbarkeit des Geretteten ist sein Versehrtsein. In dieser Hinsicht bleibt Persephone die Göttin der anderen Seite. Sie ist nicht dankbar, sie erntet Dank - nicht ausschließlich, nicht unbedingt, der Hohn der Verzweifelten mischt sich darin mit dem Gesang der Maschinen, die von nichts wissen. Persephones Fremdheit gegen die Mutter lässt sich nicht aufheben, nur verzieren - durch wiederkehrende Versöhnungen und kleine Gefälligkeiten, wie die Kunst sie lehrt.

gelesen von Matthias Ponnier

 

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