Ralf Willms

Wenn sie sich dir mitteilt, ist bereits gesetzt, dass ihr spiritueller Lehrer richtig liegt. Hast du allenfalls mit zu lernen, die Inhalte bejahend aufzunehmen. Wirst lediglich milde aufgenommen, wenn du Beispiele aus anderen Kontexten anführst. Bzw. bekämpft, wenn du von der Meinung ihres Lehrers abweichst. Äußerst du gar Kritik, erhältst du signalisiert, dass sie nicht zugelassen ist.

Nicht Weniges an Äußerungen des/eines spirituellen Lehrers hältst du indessen für

– schlicht nicht zutreffend, weil es die Grundlagen des Menschen überfrachtet mit Zusammenhängen, die d. E. so nicht stimmig sind; zum andern entstehen Energien, die zu empfinden real möglich ist. Deine Einwände betreffen also nicht die real erlebbaren Energien, sondern viele Zusammenhänge, in die sie gestellt werden, die du für weitgehend erfunden hältst. Für deine Existenz ist es rettend, die Zusammenhänge ganz anders zu sehen. Aus diesem Grund können Absolutsetzungen von Behauptungen des/eines spirituellen Lehrers – auch dann, wenn sie unter dem Etikett «altes Menschheitswissen« laufen, das für dich nicht weniger fraglich ist – nicht in Frage kommen. Du kannst Existenzen dieser Art tolerieren, wenn sie dir nicht zu nahe kommen, heißt: wenn sie einfach unaufdringlich «neben dir« existieren. Was ja der Fall ist.

– Wenn es jedoch so sein sollte, dass die behaupteten Zusammenhänge im Strahlglanz göttlicher Energie dir nahelegen, dass alles an ihnen richtig ist und du nur einer von Milliarden bist, der sie nur noch nicht erkannt und realisiert hat, dann verletzt ein solches Verhalten – auch wenn es unabsichtlich geschieht – die Toleranz dir gegenüber. Nämlich deine freie Wahl, die Dinge punktuell grundlegend anders zu sehen.

– Es kann sich dabei um sehr subtile Intoleranz handeln, die jedoch deutlich wahrgenommen werden kann.

– Das Problem lässt sich wohl so skizzieren:

– Auf der einen Seite ist da ein Mensch, der sich einer spirituellen Richtung mit entsprechendem Lehrer zugeordnet hat, die beansprucht universell zu sein. Es geht darum mimetisch davon zu lernen, was von einer bestimmten Gruppe mit Energien stetig verstärkt wird.

– Auf der anderen Seite ist da ein Mensch, der ebenfalls beansprucht universell zu sein, und aus allen Richtungen für ihn Treffendes oder Passendes aufgreift, um dasjenige in (etwas) andere Zusammenhänge zu stellen oder auch darauf verzichtet, es in Zusammenhänge zu stellen. Ein Vorgang, bei dem Seele Geist Körper und Weiteres beteiligt. Es kommt dabei nicht zu einer Absolutsetzung von Gehalten oder gar «Autoren« oder «Lehrern«. Die Gehalte werden transparent gehalten, bescheiden und relativ nüchtern gehandhabt. Und ggf. energetisch genutzt.

– So ist z. B. «Glückseligkeit« im Universum dieses Menschen kein absolut gesetztes Ziel, das für immer zu gelten hat. Sondern etwas, das sich temporär ereignen kann und historisch, also vergänglich ist. Wie jeder einzelne Mensch. Und letztlich die Menschheit.

– Mit dieser Trauer hast du zu leben. Und musst für dich selbst darauf bestehen, weil für dich etwas anderes buchstäblich «Wahnsinn« ist. Sei er noch so eingekleidet in allerschönste Energien, die sich in einem höheren Sinn heimatlich anfühlen oder so gewertet werden.

– Dein Verhältnis zum Göttlichen ist ein vorsichtiges, das heißt: Du schließt nicht aus, dass es gewisse Dinge gibt.

– Aber du tust nicht so, als gäbe es sie.

– Und vor allem setzt du sie nicht voraus.

– Beispiel: Absolut gesetzt zu behaupten es gäbe «Wiedergeburt« ist für dich eine Form von Wahnsinn, eine unredliche Enthemmtheit. Ohne sie vollständig auszuschließen.

– Aber darauf Weltsichten mitzubegründen, ist für dich Wahnsinn. Das gilt auch für manche Setzung in den Religionen. Und redet nicht den Naturwissenschaften das Wort.

– Du möchtest in solchen Ansichten respektiert werden. Und damit nicht in die Sphäre von «Unkenntnis« oder «minderer Begabung« dgl. geraten.

– Denn deine Ansichten enthalten große Stärke und es spricht viel für sie.

– Weil du die Dinge anders siehst als spirituelle Lehrer und keine Absolutsetzungen übergestülpt bekommen möchtest, die deine Weltsicht «verunreinigen«, hat sich bei dir ein Widerstand gebildet.

– Du möchtest diesen Widerstand jedoch so schnell wie möglich wieder loswerden, weil er deine Entwicklung behindert.

– Was wäre hilfreich?

– Es wäre schon hilfreich, wenn die aufgegriffenen und konzipierten Gehalte des spirituellen Lehrers diskutabel wären. Und nicht nur etwas zum Jasagen und Anstaunen. Das wäre: normal und richtig. Es unterscheidet ein offenes von einem geschlossenen System. Nur noch Ja sagen zu müssen zu jemand und etwas, ist ein geschlossenes System. Sei es in sich auch noch so offen.

– Das sind die Einwände und Ansichten von deiner Seite, die du nicht absolut setzt. Das heißt, ein anderer kann seine Einwände und Ansichten äußern, ohne dass du «hochempfindlich«, polemisch oder ärgerlich reagierst.

 

 

 

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