Al-Karhk 1982
Al-Karhk 1982

März 2018*

Hinreise

Bagdad sollte zum Paris des »Mittleren Ostens« werden. Dies war für sich gesehen kein ungewöhnliches Vorhaben eines Diktators. Ungewöhnlich war, dass Einiges zugleich geschehen sollte: die totale Umwandlung der Stadt, der militärische Sieg über den Iran und die Durchführung der Konferenz der »Non-Aligned Countries« 1986. Eine Organisation, die 1961 ins Leben gerufen worden ist, um in der Zeit des »Kalten Krieges" die politische und ökonomische Ungebundenheit der Gebundenen zu demonstrieren. Eine postkoloniale Organisation, deren Mitgliedsländer sich bis heute durch menschenunwürdige und undemokratische Bedingungen überbieten.

Laut Gerüchten wollte der Präsident, der sich 1979 zum Staatschef putschte, Bagdad zur »Mutter« aller Städte in der arabischen Welt machen. Die Materialisierung dieses Unternehmen sollte durch willkürlichen Abriss und der Realisierung von orientalisierten Bauten erfolgen.

Wie in anderen Ländern des vorderen Orients, so auch in Bagdad, wurden Arbeiter, Fachkräfte, Organisatoren und Maschinerien aus allen Orten der Welt in die von Mythen überfrachtete Stadt gebracht.

In dem Film von Ludwig Berger »Der Dieb von Bagdad«, 1940, bestiehlt Abu, der Dieb - mit einem Charakter gleich Robin Hood - aus einer Garküche im Bazar gebratene Fische, um sie zwei hungernden Bettlern zu geben. Daraufhin jagt eine Menschenmeute ihn durch die Stadt. Er hastet durch die Gassen, rennt Stufen auf und ab, springt von Dach zu Dach und von Leiter zu Leiter, bis er auf ein Dach gelangt. Dort hat er den Blick auf die edle Terrasse des Palastes. Er sieht den König Achmed und seinen Großwesir Jaffar auf den Marktplatz blickend. Dort wird in diesem Moment ein Mann öffentlich hingerichtet. Der König bemerkt: »... Hinrichtungen ohne Ende. Was hat er getan?« Der Wesir: »Er hat gedacht, mein Herr und Gebieter.« Der König: »Ist es ein Verbrechen zu denken?« Der Wesir: »Für ein Volk, das größte Verbrechen.« Der König: »Sind Menschen nur mit Furcht zu regieren?« Der Wesir: »Menschen sind böse, sie haben Hass in den Augen, Lügen auf den Lippen, Verrat in den Herzen. Das wirst Du noch erfahren, großer König. Es gibt nur drei Herrscher, die die Menschen respektieren: die Geißel, die sie schlägt, das Joch, das sie beugt, das Schwert, das sie tötet. Nur mit Gewalt, Verachtung und Schrecken wirst Du der Herr der Erde.«

 

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