Korrespondentenbericht
»It is the Luftwaffe und Bernie Sanders« – mit diesem Slogan versuchen konservative Kreise seit einiger Zeit Stimmung für ihr Projekt zu machen, alle Europäer in ihre Ursprungsländer zurückzuführen und für die gravierenden Fehler des in seinen Fugen ächzenden Regierungssystems Kommunisten verantwortlich zu machen, insbesondere für die Wahl des gegenwärtigen Präsidenten, den sie für einen besonders perfiden Progressiven halten, einen linkspervertierten Republikaner, soweit die Tastatur ihrer schicken Notebooks und Smartphones diese Wortverbindung überhaupt hergibt. Sie haben Blut geleckt, die konservativen Kreise, sie haben sich übereinandergelegt und wurden dadurch in die Lage versetzt, ein gemeinsames Bett zu finden. Die Ultras, man mag von Schlafpositionen halten, was man will, sind auf dem Vormarsch, sie erobern die Medien im Sturm und was sie verbreiten, sind, neben Mundgeruch und üblen Geschichten, Gerüchte darüber, wo Bartel neuerdings den Most holt: Da will jeder hin.
Was die liberale Fraktion angeht, falls diese Bezeichnung zutrifft, so betreibt sie Schadensbegrenzung, indem sie sich so weit vom gemurrten Volkswillen entfernt, wie es irgend geht, zum Beispiel durch Missbrauchsgeschichten ihrer geldgesegneten Förderer ohne Ende, womit sie andererseits die Anteilnahme der Vielen auf den Siedepunkt treiben und so, auf krummen Wegen, das Interesse für eine Partei aufrechterhalten, die praktisch, will man ihren Kritikern glauben, am Ende ist. Im Lager der Kritiker ist Kritik Synonym für eine üble Sache geworden, seit der Volkszorn sich ihrer bemächtigt hat und täglich Twitter speit. Auch die Liberalen haben die Medien erobert, wenngleich nicht im Sturm, sondern im Gänse-, Lästermäuler behaupten, im Trauermarsch. Ihr Aufmarsch schlägt alle Rekorde und gleicht insofern einem Dauerdurchgang, der das Ende geschickt verbirgt, allerdings auch den Anfang, um den es doch in vielen Ansprachen geht. Es sind nicht allein die Konservativen, die ihnen ein schnelles Ende wünschen. Nicht wenige Erzliberale pflegen die Auffassung, dass das hier ein Ende haben muss und schreiben sich eines herbei, wie es ihnen passt. Systemwandel liegt in der Luft.
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»Verlorene Jahre«, murmelt der Jahrgangssekt, »wer vermag sich noch an das Prickeln zu erinnern, das einst meine Entkorkung hervorrief?« Dabei versteckt er sein Anliegen wie eine der im Rennen befindlichen Parteien, denn er will älter und reifer werden, am besten reif ohne Ende, denn wahre Reife kennt keine Vollendung. Das verbindet sie mit der Politik, die immer weiter geht, weiter als ihre Vorgänger, und doch niemandem weit genug, wo sie doch allen zu weit geht, mitten hinein ins Unerhörte, falls es das gibt inmitten des Geschreis, wie es aus jenem fernen, aber immer noch wunderbaren Land tagtäglich herüberschallt.