Das Alphazet ist zur Welt gekommen wie das Messer zum Leichnam. Allein, für sich, hat es gar keinen Weltbegriff. Erst durch die Häufung der Fälle stellt sich heraus, was sich damit anrichten lässt. So verwandelt es nach und nach das bescheidene Witzwort eines Philosophen, die Welt sei alles, was der Fall ist, in eine ernsthafte Sache. Was, bitte, ist der Fall? Alles, was fällig ist. Nun, heute ist manches fällig, und wir leben heute. Die Welt ist alles, was fällig ist. Fällig war – und ist – das Alphazet. Da steht es und es ist die Welt, hier, heute, morgen, gerade so lange es sich verzettelt.
Artikel ›Zettel‹
Und noch vor zehn (!) Minuten, nach ein paar Schlucken warmen Wassers, das ich nach dem Aufstehen in der Früh brauche, dachte ich an nichts anderes, als dass ich Ihnen schreibe, wie ich gestern [...] das Mersmann-Schödlbauersche Alphazet, heruntergeladen und geöffnet habe [...]. Und da habe ich nicht umhin können, mir vorzustellen, wie diese doch brodelnde Gedankenküche ihre Existenz behaupten muss – gegenüber der geradezu scheußlichen Weltrealität, die wir da täglich einatmen. Es sind ja unheimliche Wortbildungen da drin – und Vorstellungen, die richtiggehend einer anderen »Gegen«-Sphäre entspringen und in diesem tellurischen Geistes-Entwurf fortan kreisen müssen. Kompliziert wie eine der berühmten astronomischen Uhren, die nicht mehr repariert werden können, weil uns das Zeug dazu fehlt. Eine Notwendigkeit, also. Eine gesellschaftliche Notwendigkeit. Was bleibt mir noch gegen die ubiquitäre Wallstreet und die Thatcherische Ausdünnung aller Meistersingerischen Substanz unserer Berufe und noch erhalten gebliebenen Lebensweisen? Das Alphazet – ich kenne es noch zuwenig, verspreche mir jedoch viel davon – könnte wohl, wenn nicht etwas von unserer verlorenen »Ursprünglichkeit« zurückgeben, so uns doch zeigen, wohin einmal der Weg ging, der nun verwüstet ist.
Suitbert Oberreiter