Ulrich Schödlbauer (Ed.) et al.: Das Ende der Kritik


 

»Das Ende der Kritik lag scheinbar in großer Ferne und doch war es für alle, die lesen konnten, bereits besiegelt, als dieses Buch erschien. Manch einer war über seine These so verblüfft, dass er fassungslos zurückfragte, ob man »jetzt nicht mehr kritisieren könne«. Dabei enthielt das Buch nichts anderes als eine Kritik der elementaren Denkfiguren, mit deren Hilfe der Gesellschaftskritizismus der zweiten Jahrhunderthälfte das kulturelle Leben dominiert und – im Nachhinein sei es konstatiert – auf Monotonie und Realitätsverlust eingeschworen hatte. Die wenigsten dieser Denkfiguren waren genuin ›links‹. Das meiste entstammte den Arsenalen der Kulturhermeneutik und -kritik, wie sie nach der Wende zum zwanzigsten Jahrhundert und dann vor allem in den zwanziger und dreißiger Jahren im rechts- und linkskonservativen Milieu ausgebildet worden war. Es hatte verschiedene Metamorphosen durchlaufen, war mehrfach gewendet worden und schließlich bei professionellen Schneidern gelandet, die es zügig dem Tagesbedarf anzupassen wussten. Die Schneider beherrschten zwar das Geschäft, aber bereits der Umstand, dass man ihnen die Anpassung bequem überlassen konnte, zeugte von wachsender – nein, nicht Entfremdung, auch nicht Gleichgültigkeit, eher medialer Distanz. Eine Wand hatte sich zwischen die Matadore und das Publikum der Öffentlichkeitsarbeiter und Endanwender in den Bildungsanstalten geschoben. Durch sie konnte man zwar wie vorher sehen, was angesagt war, aber zu greifen, nein, zu greifen war das alles nicht mehr.«

Ulrich Schödlbauer

 

Erster Teil: Krisenrede
Zweiter Teil: Wertetheater
Dritter Teil: Die verlorene Sache
Schlussteil: Das Jahrhundert der Intellektuellen

 

Dies ist ein Buch des Zorns, nicht der Wut: es selektiert nicht, es seziert. Im Vertrauen: es misstraut den Selektierern zutiefst – aus theoretischen, aus ethischen und aus politischen Gründen. Es misstraut ihnen aus Gründen der Menschlichkeit.

 

Ulrich Schödlbauer, Joachim Vahland (Hrsg.)
DAS ENDE DER KRITIK
Reprint (De Gruyter) 2018, 234 S.

ISBN 978-3-05-003168-2
ISBN 978-3-05-007409-2 (eBook, PDF)

 

 

 

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