Macht ohne Souverän
Die Demontage des Bürgers im Gesinnungsstaat
»Soweit die Überlegungen dieses Buches von einer These getragen werden, wäre es diese: Der unter Druck geratene liberale Staat ist es wert, verteidigt zu werden – weniger gegen die ständig bemühte Drohkulisse aus ›rechten‹ und ›linken‹ Pappkameraden zugunsten einer aufs jeweils eigene Interessenspektrum zurechtgeschneiderten ›Mitte‹, sondern gegen die Zauberlehrlinge und Menschenmeister einer Weltgesellschaft, deren postulierte Erfordernisse sie besser zu kennen scheinen als die artikulierten Bedürfnisse von Menschen, in deren Namen sie handeln und für die sie daher in vollem Ernst die Verantwortung tragen. Die Souveränität des Volkes wurde zu schwer erkauft, um sie eilends einem Weltphantasma zu opfern. Das schließt Verantwortung gegen die wirkliche Weltgemeinschaft nicht aus.«
Aus dem Inhalt:
Demos perdu
Info Wars
Sehen lernen
Flowers to the people
Sprechende Körper
Eukalypse
Teilhabe
Ulrich Schödlbauers »Macht ohne Souverän« ist ein fulminanter Abriss des augenscheinlichen Niedergangs der bundesrepublikanischen Demokratie in Merkelscher Zeit. Die Jahre 2005 bis heute sind Jahre zunehmender staatlicher Konfusion, zunehmenden Desinteresses seitens Legislative und Exekutive am Leben in den Niederungen des Bevölkerungsalltags, zunehmenden Primats der Handelnden oder auch nicht Handelnden über die Interessen des Souveräns. Der Souverän sollte sich seiner Macht bewusst werden.
Gunter Weißgerber
Schödlbauer warnt vor einer Entsorgung des historisch so bedeutenden Prinzips der Volkssouveränität auf dem Altar bloßer Regierungseffizienz und verkündeter ›Alternativlosigkeit‹. Ob es Alternativen gibt, bestimmt nicht die Regierung, sondern in letzter Instanz setzen die Repräsentierten die Pflöcke. Darum ist es Schödlbauer angelegen. Dass er auf Zustände blickt, die gern auch von Populisten für sich reklamiert und in einfache, illiberale, autoritäre Parolen gegossen werden, mag beim Leser irritieren. Die Flüchtlingskrise und die Migrationspolitik sind überdies polarisierende Ansatzpunkte. Doch sie sind Teil des Problems, das gelöst werden muss. Zu diesem Problem muss man allerdings, was Schödlbauer als Liberalem vielleicht nicht so sehr auf der Hand liegt, die ökonomischen ›Eliten‹ rechnen. Das Volk als Souverän ist kein demoskopisch zu steuerndes Beiwerk, sondern der Verfassungs-Urgrund von Demokratie. Die linken wie die liberalen und liberalkonservativen Kräfte müssen sich hierauf besinnen, sonst bringen Demagogen das Volk letztlich gegen seine Souveränität in Stellung.
Holger Czitrich-Stahl
Manutius Verlag Heidelberg
383 Seiten
ISBN 978-3-944512-25-9