Ein Mensch, der mit Siebzig in die Politik geht, empfindet entweder das dringende Bedürfnis etwas zurechtzurücken oder er hat etwas zu vertuschen. Einen anderen Grund kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Wüssten Sie einen? Stünde ich auf der gegnerischen Seite, würde ich stets kühl behaupten: Dieser Mensch hat etwas zu vertuschen. Ein Berlusconi, was sonst? Wäre ich Mitbewerber, ich würde seine Privatperson mit eben der Gnadenlosigkeit an den Pranger stellen, mit der er die Missstände des Systems hinausposaunt, von denen ich im Falle meiner Wahl zu profitieren gedenke. Wäre ich Konkurrenz, ich würde seine Lautstärke durch Vielstimmigkeit zu übertrumpfen versuchen und die Festigkeit seiner erfolggewohnten Stimme durch Schrille. Ein simples Drehbuch: fast allzu simpel, finden Sie nicht? Aber es bietet den Vorteil der inneren Linie.
Da hätten wir also bereits die Strategie seiner Feinde. Das einzige Problem, das sie aufwirft: Alle Welt kennt sie schon. Sie trägt sogar einen Namen: Schmierenkampagne. Wie begegnet man einer Schmierenkampagne? Ganz einfach: Man nennt sie beim Namen. Also … – kommen Sie nach? – also muss die Kampagne dafür Sorge tragen, dass das Wort nicht bis zum Publikum durchdringt. »Unmöglich!« Wirklich? Kommen Sie… Nicht, wenn das Publikum selbst die Abwehr besorgt. Das ist billig und effizient. Man drückt den Leuten eine leicht zu bedienende Faustwaffe in die Hand und zeigt ihnen den Abzug: fertig. So ein Kampf erhitzt die Gemüter und alle Welt wird darüber Partei. Diese Waffe, diese leicht zu bedienende Waffe … will mit Sorgfalt erwogen sein. Ein Argument … wie viele von Ihren Landsleuten verstehen ein Argument? Zehn Prozent? Fünf Prozent? Zwei…? Lassen Sie’s gut sein. Ein Argument ist etwas für Leute, die ihre Wahl schon getroffen haben oder nicht zur Wahl gehen. Ein Satz? Welcher Satz soll das sein? Ich schlage ein Wort vor. Schlagen Sie ein! Sie kennen es bereits: Lüge. »Alles Lüge!« Klingt gut, oder? Ein bisschen abgestanden vielleicht. Ich schlage vor: ›Fake news‹. Mehr nicht.