Sie dächten, ich wollte auf T zu sprechen kommen? Ich spreche über T. Ich spreche über die Erschaffung des unerwünschten Kandidaten als öffentliche Person. Hand aufs Herz: Wie oft hatten Sie bei so einer Erschaffung aus der Retorte im Laufe des Lebens die Hand im Spiel? Wie nah ließen Sie den Vorgang an sich heran? In der Welt der Abhängigen, also in meiner Welt, so unfassbar anders gestrickt als diejenige, in der Sie sich bewegen, in dieser Welt gibt es zwar ein Oben und Unten, aber auf jeder Etage neu – immer neue Oben und immer neue Unten … je höher es hinaufgeht, desto schlimmer die Zerreißproben. Daher tut es so gut, von Zeit zu Zeit in der Karibik zu entspannen. Was ich sagen will: Wenn mein Chef mich beauftragt, eine Bewegung niederzuschreiben, dann frage ich nicht danach, welche Bewegung er meint, sondern ich schreibe mir eine zurecht, so dass sie den gestellten Anforderungen entspricht.

Ich gebe zu, bei diesem Thema stochere ich ein wenig im Nebel. In meinem Leben war ich einmal Soldat, Schreiber nie. Ich schätze, der Unterschied wird so groß nicht sein. Ex-Soldaten übernimmt die Wirtschaft gern, man weiß doch gleich, was man an ihnen hat. Nur garantiert traumafrei sollten sie sein. Was geschieht mit den anderen? Da wären wir fast schon bei T, der solche Fragen öffentlich stellte, während die Vorgängerregierung sich auf digitale Kriegsführung konzentrierte.

Um aufs Thema zurückzukommen: Eine Bewegung, was ist das? Eine Bewegung ist eine Bewegung: Einer schreit vorn, hinten wird mitgeschrien, die Fans im Stadion schwenken Fähnchen, die Fans am Tresen ihr Whiskyglas, Fahne zu Fahne, die Begeisterten reißen die Arme hoch und der Dümmste krümmt schon den Finger am Abzug. Also präsentiere ich sie in dieser Reihenfolge, einen hinter dem anderen. Falls ich den letzten in der Realität nicht aufstöbern kann, krame ich im Archiv: fündig. Wichtig ist immer der letzte. Eine Bewegung, die nicht das Zeug zum Aufruhr mitbringt, keine Bewegung. Also montiere ich flüchtig die Fratze des kommenden Aufruhrs, zeige, wie primitiv, wie lächerlich, wie unfassbar unappetitlich heute bereits all das ist, was da auf uns alle zukommt. Also… zufrieden? Wo bleibt der Applaus? Schließlich zeige ich Haltung. Ich stelle Öffentlichkeit für etwas her, das sonst vielleicht unter der Decke bliebe. Ich erfülle also, neben der beruflichen, eine öffentliche Aufgabe. Nichts Besseres könnte mir passieren. Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf zu erfahren, was auf uns alle zukommt. Es ist meine Pflicht, sie zu informieren. Entzöge ich mich, wer wäre ich dann? Ein Versager, genauer gesagt: ein Verräter. Ich verriete die Grundsätze meiner Profession zusammen mit der Verfassung meines Landes. Sie sehen: Hatte ich bisher die Wahl, sie wäre in diesem Augenblick null und nichtig. Angenommen also, mein Chef hätte mir eine gelassen: Ich müsste sie zurückgeben, am besten, am besten … unter Protest.

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