Was immer T letztlich dazu bewogen hat, in den Ring zu steigen und sich um das Amt des Präsidenten zu bewerben, es muss lange in ihm rumort haben. Das sagt die Stimme der Billigkeit, lässt man sich nicht mit dem Vorsatz abspeisen, partout die Torheit des Alters darin finden zu wollen, die bloß deshalb vor keiner Grenze zurückschreckt, weil inzwischen die letzte zum Greifen nahe gerückt ist. Man sollte also denken, die kritischen Geister des Landes hätten nichts unversucht gelassen, das Motiv zu finden, es hin und her zu wenden und bis auf den letzten Buchstaben auszulesen. Man sollte denken… Die kritischen Geister der Nation waren, wie man so sagt, anders unterwegs. Sie brannten lichterloh, doch es wirkte, als hätten alle Chefs der Verlage ihnen gleichzeitig ein und denselben Auftrag erteilt: »Schreibt ihn nieder«. Was sie dann auch taten. Wie sie ihn niederschrieben, sagt viel über den kritischen Geist und seine speziellen Motive aus. Was immer man über ihn lästert: Er denkt und schreibt nicht für die Meute, bewahre – er denkt und schreibt für seinesgleichen. Er will sich absetzen und er will gut dastehen. Vor wem? Vor seinesgleichen. Er will also gleich sein, indem er herauskehrt, wie anders er ist, denkt und schreibt. Das sind die jedem, der sich auskennt, geläufigen Spiele der Anerkennung. »Hier irrt A…« Sagt B, wer sonst. Wer A sagt, soll gefälligst B sagen.
Wenn aber die Rudel los sind, wenn es langsam gefährlich wird, sich gegen den Mainstream abzusetzen, weil sie über jeden herfallen, der ihnen nicht nach dem Mund redet, wenn die ersten Vordenker einknicken, wenn das Gros der Kollegen bereits mithetzt, dann ist es für den kritischen Einzelnen an der Zeit, das Fähnchen der Unabhängigkeit einzuziehen und seine ganz persönlichen Gründe zu entwickeln, die ihm zwingend nahelegen … mit den Wölfen zu heulen. Was sonst? Das klingt jetzt so, als leiste er aus gegebenem Anlass Verzicht darauf, seiner wirklichen Auffassung Ausdruck zu geben. Nein, so ist es nicht. Ein kritischer Geist verfügt über keine wirkliche Auffassung. Sonst könnte er sich ja gleich an einen Stammtisch setzen und dort mitreden. Ein kritischer Geist trägt in sich den Geist der Kritik, der bekanntlich weht, wo und wann er will … aber immer aus einer Richtung. Ein kritischer Geist empfindet tief, wohin er gehört. Kritisiere die Kritik und schon bist du entlarvt: Der ist nicht von uns. Er ist nicht zugelassen. Wer sich ein wirkliches Urteil bilden will, der meide tunlichst die kritischen Geister. Bei ihnen wird er nicht fündig. Sie sind Blender, die kritischen Geister des Westens. Das jedenfalls habe ich aus ihren Schriften gelernt. Ich weiß nicht, wie es Ihnen ergeht, aber ich persönlich lerne aus alten Debatten mehr als aus den aktuellen: Der elende Druck ist weg. Plötzlich meldet sich die Gegenseite zu Wort und man begreift, dass sie durchaus etwas zu sagen gehabt hätte. Leider begreift man bei dieser Gelegenheit auch: Es hat keinen Zweck. Wer gegen den Wind spuckt, darf zwar an Wirkung glauben, aber er sollte sich nicht über sie wundern.