(27) Andererdei
Wer sich auf die Spur des ›einfachen Yagiriten‹ begäbe, was fände der? Nicht viel oder – fast – alles: allen Schmutz und Schund dieses seltsamen Landes, seine Arbeitsamkeit und seine Vorurteile, seine Feste und seine Versäumnisse ungeachtet des Geschlechts, der Hautfarbe, der Gesichtscreme und der Zahl seiner Filzpantoffeln. Ein anderer Fall ist die einfache Yagiritin. Es gibt sie und es gibt sie nicht, beides zur selben Zeit und gelegentlich auch an denselben Orten, manchmal aus ein und demselben Mund. Die einfache Yagiritin ist alles andere als einfach. Sie ist einfach nicht wahr – alles, was von ihr existiert, ist ein Satz von Vorurteilen, zu ihrer Verunglimpfung in die Welt geschleudert. Was schwerer wiegt: zu ihrer Verharmlosung. Nein, sie ist anders. Ihre Andersheit schließt durchaus Züge des Anderen ihrer Andersheit ein. Hin und wieder zieht sie den Schleier zurück und gibt ein Stück von sich preis. Doch wem und wann und unter welchen Bedingungen? Das zu wissen oder zu vermuten ist nicht erlaubt. Wer verbietet solche elementaren Sachen? Der Volksmund? Keineswegs. Im Yagir wurde der Volksmund entsorgt. Das Volk, soweit vorhanden, redet nicht mit dem Mund, sondern mit Händen und Füßen, durch Scharren und Beiseitetreten. Der Gesetzgeber? Der, nun ... reden wir nicht von dem. Zugegeben, er hat, unter dem Siegel der Gleichheit, die Bedingungen geschaffen, unter denen die umfassende Andersheit sich Bahn brechen konnte. Gleicht eine Yagiritin der anderen? Nein. Gleicht sie ihrem Vater oder ihrem Liebhaber oder, soweit sie im Laufe ihres anstrengenden Lebens Zeit zum Gebären findet, ihrem Sohn oder ihrer Tochter? Keineswegs. Gleicht sie sich selbst? Das müsste sie wissen. Dem einfachen Yagiriten? Eine verzwickte Frage. Ihre Beantwortung hängt von anderen ab, die da lauten: Hat er Geschlecht? Wenn ja, wieviele? Allein oder mit anderen? Alle zur gleichen Zeit? Aus eigenem Antrieb oder durch Fremdzuschreibung? Ist er offen für jedes? Wann? Zu jeder Zeit? Ist sein Geschlechterhandeln selbstbestimmt oder folgt es anthropologischen Mustern, eventuell sogar Wünschen? Solche Fragen verfolgen die einfache Yagiritin überall hin, der einfache Yagirit beschäftigt sie fast über Gebühr, sie würde ihm gerne bescheinigen, ein Verlierer zu sein, doch aus irgendeinem Grund kränkt sie dieser Gedanke und sie stellt ihn ins Familiennetz, dorthin, wo keiner ihn sieht außer ihm selbst und das nur, wenn er sich einmal verloren fühlt, also immer.