(25) GAP
Wichtig zum Beispiel wäre zu wissen, in welchem Teil des Yagir man sich gerade bewegt. Warum? Jemand könnte meinen, Yagir sei Yagir, doch dem scheint nur so. Der größere Teil des Yagir ist Altland, Yagir seit Anbeginn, der kleinere hingegen entwickelte sich auf Grund unausräumbarer Meinungsverschiedenheiten über bestimmte Einrichtungsmodalitäten einer modernen Gesellschaft lange Zeit getrennt und gilt daher noch immer als Neuland. Im Neuland ist manches möglich, was im Altland verpönt war und heute noch bei den Älteren Kopfschütteln hervorruft. Dazu muss man wissen, dass im Altland die Älteren sich seit altersher für die Jüngeren halten. Das sind sie ihren Ansichten schuldig, aber es nützt auch den Karrieren, von denen niemand recht weiß, wem sie nützen. Älter sein bedeutet Flexibilität und fanatischen Einsatzwillen. Die Jüngeren lassen sich gehen und entwickeln, geschlagen mit krassen Einkommensunterschieden, eine Art archaischen Familiensinns, welcher die einen in Träumer und die anderen in Realisten verwandelt, denen jedes X für ein U gilt, solange sich Geld daraus ziehen lässt. Den monetären Realismus nennen die Experten sowohl Weltoffenheit als auch Gier. Wie fast immer im Leben entscheidet der konkrete Anlass darüber, welches der beiden Wörter jeweils am Platz ist. – Im Neuland konnte die Große Allgemeine Perspektivenverdrehung (GAP) niemals richtig Fuß fassen. Das liegt an der Kürze der miteinander verbrachten Zeit, teils am in die Beziehung eingebrachten Trauma, dessen Verarbeitung noch immer alle mentalen Reserven verschlingt. Neuländer sind daher, soweit ihnen der gefühlte Trotz den Abgang verwehrt, im allgemeinen älter als Altländer und überzeugt, das sei gut so. Selbst die ganz Jungen verstehen sich historisch und verlangen nach einer Perspektive, die ihnen das Altland verwehrt. Das Neuland verfügt, wie man im Altland kolportiert, über keine Perspektive, nur über Pfarrhäuser, aus denen, mangels anderer Bewerber, der Yagir seinen Politiker-Nachwuchs bezieht. Das Altland hingegen ist stolz auf seine traditionellen Milch-Überschüsse, es exportiert Käse und genießt seine Aura. Die Milch der frommen Denkungsart fließt in sogenannte unverhandelbare Güter wie Herzensgüte, Drogenabhängigkeit und geschlechtliche Desorientierung, um die sich im Lauf der Jahre kapitalkräftige Industrien entwickelt haben. Ein Teil der Gewinne wird in den Ressourcenausbau investiert, so dass, jedenfalls in sozialer Hinsicht, die gemeinsame Zukunft als sicher betrachtet werden kann.