Ulrich Schödlbauer

Die Intellektuellen des Landes, sie sind entsetzt. Woher das Entsetzen? Woher die Einhelligkeit? Ein harmloser Teil davon lässt sich vernachlässigen. Er ist der Partei geschuldet, um deren Nominierung T sich bewarb. Ich sage ›geschuldet‹, denn jeder weiß, dass zum Profil dieser Partei ein gemäßigter Antiintellektualismus gehört, der den Leuten draußen im Lande, die Intellektuelle für blasiert halten, weil ihre Wortspiele ihnen ›nichts sagen‹, signalisieren soll, dass sie in ihr eine mächtige Fürsprecherin besitzen. Im Gegenzug hat sich daraus bei den Intellektuellen ein Pawlowscher Reflex entwickelt, den keiner weiter ernst nehmen muss. Rechnet man diesen Faktor heraus, dann, ja dann … hat es noch immer nichts mit der Person T zu tun, sondern bloß mit ihrem unerwarteten Auftauchen in der Riege der Kandidaten.

Das politische System in Ihrem Land ist, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, ziemlich kurios. Es liebt den reichen Profilneurotiker mit der sonoren Stimme, der es sich leisten kann, Millionen für einen Spleen zu verbrennen, aber es gestattet ihm nicht, mit ihnen an die Spitze durchzustürmen. Sie lächeln, Humby, man könnte Sie, so wie Sie lächeln, gleichfalls für einen Buddha halten, einen Buddha Constrictor, falls es das geben sollte. Sie lächeln in sich hinein, als liege darin der Schlüssel zum Universum. Lächeln Sie weiter, das beruhigt mich. Sie schätzen die erfolgreichen Geldsammler aller Parteien, nehme ich an, aber doch nicht zu sehr: jeden nach seiner Brauchbarkeit, nehme ich an, und ein bisschen Geringschätzung läuft immer mit … ohne sie läuft die Sache nicht. Es muss ja nicht gleich Verachtung sein, vor allem nicht offen gezeigte.

T also, der arme Reiche, wie ich ihn nennen will, beschließt – ganz recht, ich habe ihn gerade, angesichts seiner zusammengeschaufelten Milliarden, den ›armen Reichen‹ genannt und stehe zu meinem Wort –, T hat sich ausrechnen lassen, wieviel ihn der Weg zur Präsidentschaft kosten dürfte, ganz ohne ›Fundraising‹, und er ist davon überzeugt, das Ganze könnte ein guter Deal werden, vorausgesetzt … vorausgesetzt, die von Ihren Freunden, Humby, beherrschten Medien spielen mit. Natürlich weiß T, dass seine Milliarden nichts sind, verglichen mit den Abermilliarden, deren Hüter alle paar Jahre ein paar Milliarden abdrücken um sicherzustellen, dass eine Person ihres Vertrauens ins oberste Staatsamt aufrückt – keine im voraus bestimmte, wo kämen wir da hin? Höchst unprofessionell wäre das angesichts all der mustergültigen Kandidaten, die nichts sehnlicher erstreben als ein Stück vom Kuchen dieses Vertrauens. T kennt den Mechanismus und gedenkt ihn sich insgeheim zunutze zu machen. Warum? Sagen wir, um den Vettern und Basen im Gelde einen Strich durch die Rechnung zu ziehen… Sagen wir, er hat eine Lücke im System entdeckt und ist fest entschlossen sie auszunützen, so wie er ein Leben lang gelernt hat, Steuerschlupflöcher zu nützen … warum denn nicht? Sagen wir ferner, die alles überschauenden Augen des Geldadels haben die Lücke spät, vielleicht zu spät entdeckt und setzen alles daran zu verhindern, dass sie publik… Sagen wir schließlich… Ist Ihnen nicht wohl?

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