Ulrich Schödlbauer

Es wäre schade, müssten wir gerade jetzt unser Gespräch abbrechen. Dabei hat es doch erst begonnen. Stützen Sie sich auf meinen Arm, dann geht es besser. Also zurück auf Start. Inzwischen wissen wir, wie die Sache gelaufen ist. Der Nebel hat sich verflüchtigt und ginge es mit rechten Dingen zu, müssten sich eine Menge Menschen die Augen reiben, weil alles so einfach lief. T war kein Politiker, aber er war populär, als er zum ersten Mal mit einer politischen Botschaft vor die Kameras trat. Er hatte als Baulöwe von sich reden gemacht, als Überlebenskünstler, als Konzernstratege, zuguterletzt als Komödiant – er wusste, wie die großen Sendeanstalten ticken, die Medienkonzerne, die nicht ohne Grund Anstalten heißen, er hatte in ihre seichtesten Abgründe und ihre hässlichsten Winkel geblickt und daraus gelernt, wie er’s anstellen musste, damit sie die Kosten seiner Wahlkomödie übernahmen, auf freiwilliger Basis, versteht sich, noch dazu mit wahrhaft sich überschlagendem Eifer. Und siehe: Die Rechnung ging auf. Es ging alles so … von selbst, dass er sich vermutlich noch heute, im Dienstzimmer des Präsidenten, die Augen reibt, nicht um die Lachtränen wegzuwischen – die sind längst verschwunden –, sondern die imaginäre Mücke, die Mücke des Imaginären, den Juckreiz, den das Unwirkliche eindrückt, wann immer es sich bemerkbar macht. Denn unwirklich war dieser Wahlkampf, so unwirklich wie Napoleons Russlandfeldzug oder der letzte Ausbruch des Bardarbunga. Selbst das Ergebnis kommt dem politischen Gegner so unwirklich vor, dass er bis zum heutigen Tage dagegen anrennt wie einst Don Quijote gegen die Windmühlen.

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