Ulrich Schödlbauer

Es gab diese Dummköpfe, die vor laufender Kamera tönten: »Er probiert’s! Er glaubt selbst nicht an den Erfolg, es ist ein Klamauk, weiter nichts, ein Hoax. Nehmt diese Sache nicht ernst, denn er selbst nimmt sie nicht ernst. Es ist PR, weiter nichts, glaubt uns, ihr finanziert nur seine Paläste.« Solche Dummköpfe finden sich immer. Ihr Kopf steckt voller Motive, die selbst sie nicht im Traum dazu brächten, den kleinen Finger zu rühren. Hätten sie wirksame, dann wären sie schließlich längst unterwegs, um den ›big deal‹ selbst zu machen.

»Politik«, behaupten sie, »ist ein Geschäft. Ich belüge die Allgemeinheit und ein paar Jahre später habe ich meinen Aufsichtsratsposten ergattert. Was ist ein Krösus? Ein Mensch, der Geld macht. Wie macht man Geld? Man bescheißt die Leute. Dieser T ist einer, der euch bescheißt. Er will euer Geld, sonst nichts. Dafür spielt er euch die Komödie des patriotischen Allrounders vor, der die öffentlichen Finanzen in Ordnung bringen will. Die älteste und längste Komödie der Macht dreht sich um die öffentlichen Finanzen. Die Rollen sind verteilt, die Schurken bekannt. Was sagt euch T? Ich kenne das Spiel, ich kenne die Schurken. Warum sollte gerade er sie nicht kennen? Jeder kennt sie. Er sagt euch nichts, was ihr nicht schon wisst. Das imponiert euch? So leicht lasst ihr euch beeinflussen? Ihr sitzt im Theater, der Vorhang geht auf und ihr glaubt, ihr säßest im Freien oder in Nachbars guter Stube. Seid ihr von Sinnen? Merkt ihr denn nichts?«

So sprechen die Dummköpfe und ihrer sind viele. Sie begreifen nicht, weil sie nicht begreifen können, warum diese Zurschaustellung niedriger Gesinnung den Geschmähten nur populärer macht. Das Publikum will, dass er’s drauf hat. Einer wie er bietet offenbar eine gewisse Gewähr dafür, dass er sich, einmal gewählt, von niemandem einseifen lassen wird. Anders als die Dummköpfe versteht das Publikum: Hat er die Führung erst einmal erbeutet, ist es weit befriedigender für ihn, das Land auch wirklich zu führen, als sich aus dem Staub zu machen, weil alles nicht so gemeint war. »Aber es wird ein Fiasko!« »Mag sein, mag nicht sein. Aber dieser Mann sagt, die jetzigen Zustände sind ein Fiasko. Und Hand aufs Herz, wir dachten uns das schon länger. Gut, dass es einmal von so einem gesagt wird.« Da kommen wir der Systemlücke gleich ein Stück näher: Es ist nicht möglich, jemanden der Inkompetenz zu überführen, der den Leuten aus der Seele redet und in puncto Verantwortung für die Zustände ein unbeschriebenes Blatt ist. Ein solcher Mensch hat die Rolle bereits in dem Moment, in dem er sie vorspielt.

Er muss sie sich nur noch leisten können.

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Sie sind essenziell für den Betrieb der Seite (keine Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.