(6) Extra-Anschluss
Im Schnitt verfügt jeder Bürger über zwei Anschlüsse: einen, den er verpasst und einen, den er verpasst bekommt. Eine beliebte Redensart lautet daher: Sage mir, welchen Anschluss ich gerade verpasse, und ich sage dir, wer du bist. Die Angst, den Anschluss zu verpassen, stellt das eigentliche Schmiermittel der Gesellschaft dar. Jeder empfindet sie an einer anderen Stelle, so dass keiner recht die Angst des anderen begreift. Daher begreift auch keiner, warum sein Nachbar gerade jetzt die und die Stelle einnimmt und keine andere. Kaum wird er seiner ansichtig, beginnt das Drücken und Schieben, der andere ist ihm lästig und er will, dass er weggeht. »Ich verpasse den Anschluss«, murmelt er, »bitte gehen Sie da weg oder ich sehe mich gezwungen, andere Mittel anzuwenden.« Richtig ist: er hat bereits damit begonnen, andere Mittel anzuwenden, in der Hoffnung, dass kein Dritter ihm dabei zusieht und der andere dumm genug ist, ihn gewähren zu lassen. Das Geheimnis allen Umgangs im Yagir ist das Ausbremsen. Man findet in dieser Disziplin wahre Genies, viele bleiben verkannt, weil sie sich im Übereifer selbst ausgebremst haben, aber das echte Verdienst bleibt immer anerkennenswert, auch wenn die Anerkennung einmal ausbleibt. Besser spät als nie sagt so einer und wartet darauf, dass er einen Extra-Anschluss bekommt, er will auch nicht zimperlich sein. Und es ist wahr: Das Land verliert keinen, es sei denn, er verlöre sich in den eigenen Weiten, dafür gibt es Zuschüsse. Vor einiger Zeit hat es sich selbst als anschlussfreudig erwiesen und weitere Staaten in seinen Stromverbund aufgenommen. Seither leiden alle Seiten unter energetischen Schüben: sie drücken und schieben sich an der entscheidenden Stelle, sie empfinden die Spannung und wollen sehen, wie’s ausgeht.