(59) Tauschgeschäft
Gehen Sie hin, schauen Sie nach! Ach, ich vergaß, der Yagir existiert ab sofort nur noch im Futur, er hat die Vergangenheit abgelegt und flüchtet sich nackt in den nächsten Hausflur. Wer verfolgt ihn denn? Allein unter seinesgleichen im All, von Furien gehetzt, die begriffen haben, wo das System sich mit Blindheit schlägt? Furien? Schatten, nichts weiter als Schatten, riesengroß und verwirrend, von Menschenströmen an die Hauswand geworfen, denen, sorgsam geprüft, nichts näher geht als das Hemd und denen nicht mehr darunter schlägt als der Takt der Begierde: woher, wohin? Fragen, deren Beantwortung schon an der Sprachbarriere scheitert oder an der vorgefertigten Sprechblase oder an irgendeiner Blase im Raum der Reserviertheiten, errichtet aus Irrtümern, Selbstläufern und – geben Sie’s endlich zu! – Geschwätz, nichts als Geschwätz, von allen Seiten übereinander gehäuft, so dass kein ein- oder auswärts Geborener weiß, zu wessen Verteidigung die Barriere errichtet wurde und wer auf sie anlegt. Im Yagir will, wer kommt, bereits wissen, dass der andere geht. Wer hat es ihm geflüstert? Wer will das wissen? Wer nicht? Wer will partout nichts davon wissen? Der andere geht ja nicht, es kommt nur nichts nach. Nicht die Ökonomie dient dem Leben, sondern das Leben der Ökonomie. Schon vergessen? Insofern macht Austausch Sinn. Es geht ja nichts hinaus. Der Sturm auf die Sozialsysteme (eine Art Bastille, geschaffen zum Schutz des Ancien Regime vor hungrigen Revoluzzern) er erzeugt neue Räume, da die Gesellschaft aus der Gesellschaft entweicht. In diesen Räumen reift ihr Albtraum, ihr Gegen-Bild. Wer plündert? Wer wird geplündert? Das wird gerade erforscht. Die Regierung lässt Mittel springen und die Bevölkerung springt im Dreieck: ein klarer Deal, der vielen die Augen öffnet und einigen auf immer verschließt. Das erste, was, außer Schlössern, ausgetauscht wird, ist der Austausch selbst. Neue Formen, die auf den Markt drängen, harren noch der Erprobung. Tauscht euch aus! Versteht euch! Vertraut einander! Vergesst nicht die Regel: Verstehen bedeutet Verstellung, Gespräch Verdächtigung und Vertrauen Verrat. Die Bevölkerung teilt sich wie einst in biblischer Zeit das Meer, um den Zug der Hungerkünstler passieren zu lassen: Wehe wenn Pharao kommt! Wer ist Pharao? Die neue Regierung? Das wäre zu einfach, das kommt nicht durch, das könnt ihr vergessen. Keine neue Regierung kann einer das Wasser reichen, die sich diskret allzeit neu erfindet wie vor Zeiten das Volk. So jedenfalls denkt die Regierung, ihr schwebt ein Zweitvolk vor für Gelegenheiten, bei denen das erste zu randalieren beginnt. Das Volk, weniger weitsichtig, hält sich bereits für die zweite Garnitur und den Yagir für ein Gerücht. Kein Volk, keine Randale. Keine Wahl, keine Verlierer. Wo alle gewinnen, da schwebt es glänzend im Raum – bluff!