Uns treibt es zurück in das Stadtzentrum, in die Stadt des 20. Jahrhunderts, durch die Passagen und Großstadtschluchten des Molochs, durch den Staub und die Auspuffgase. Wir triumphieren insgeheim, wie leicht wir uns in diesem Dickicht bewegen. Wir sind Kosmopoliten, nirgends so sehr wie in Eurer provinziellen Metropole.
Ein altes Café in einer Passage der Jahrhundertwende, der gekachelte Boden wie üblich mit Sägemehl belegt, um die Reinigung zu erleichtern. Es ist ausgemalt mit arkadischen Motiven, Schäferszenen, Sonnenuntergängen, Schichten glänzender Ölfarbe, immer wieder übermalt. Der ›Hausmaler‹ ist gerade mit den letzten Zügen einer Generalerneuerung beschäftigt. Er hält die Palette mit der linken Hand am halb ausgestreckten Arm vor sich, mit der rechten angewinkelt den Pinsel führend. Ab und zu tritt er zurück, wirft den Shawl über die Schulter, zieht den Oberkörper schräg nach hinten und kneift die Augen zusammen, korrigiert mit dem kleinen Finger die Nuance einer Farbgebung. Wir kommen ins Gespräch; er ist sehr zurückhaltend. Auf die Frage, ob er tagsüber einem anderen Beruf nachgehe, schüttelt er melancholisch den Kopf. Er sei Maler, lebe nur der Kunst, auch wenn es manchmal schwer sei, die Familie zu ernähren. Er könne nicht anders. In der Nacht arbeite er, weil es dann ruhiger im Café sei. Der Kellner brüllt die Bestellungen hinter den Tresen, von dort erfolgt ebenso lautstark die bestätigende Antwort, am Nebentisch hebt ein wildes gestikulierendes Gespräch und lautes Gelächter an, vor der Passage knattern hupend mit löchrigen Auspuffrohren Taxis, Busse und Privatwagen vorbei. Der Maler vertieft sich wieder in seine ruhige Nachtarbeit – Landschaften mit Bergen und Seen, Sonnenuntergänge, Schäferszenen; das Leben, immer und immer wieder!
Wir gehen nach Hause, es ist zwei Uhr früh, lassen alles so wie es ist.