Glokalisierung durch Regionalisierung
Für einen Mittelweg zwischen globalen Verkehrsregeln und nationalstaatlichen Entscheidungen hat sich das Schlagwort von der Glokalisierung eingestellt. Eine dementsprechende glokale Ordnung setzt handlungsfähige und schützende Nationalstaaten voraus, die ihre Souveränität nicht zu sehr an globale Organisationen abtreten. Eher schon an internationale Organisationen, deren Stärke aus der Handlungsfähigkeit der beteiligten Nationen erwächst.
Über deren Feinabstimmungen käme es idealerweise zu jenem intelligenten Protektionismus, einem unideologischen Mix von Offenheit und Abgrenzung, der sich den Umständen anpasst.
Aber auch für die Geopolitik der Weltregionen wäre eine Glokalisierung angemessen. Der westliche Globalismus hat nicht nur die »Rache Gottes«, sondern auch die »Rache der Geographie« ausgelöst. (Robert D. Kaplan, The Revenge of Geography. What The Map Tells Us About Coming Conflicts And The Battle Against Fate, New York 2012, S.324ff.) Die globalistisch gesonnene Ostküsten-Elite war wenig an den inneren Problemen im Süden der USA interessiert.
Während sie Hunderte von Milliarden Dollar in die Konflikte Afghanistans und des Iraks investierte, verhielten sich die USA gegenüber dem Geschehen an der eigenen Grenze passiv. Hätten die USA stattdessen Mexiko mit politischen, sozialen und wirtschaftlichen Hilfestellungen auf den Weg zur Ersten Welt vorangebracht, bräuchte es keine Mauer zwischen beiden Ländern. Der Rückzug der USA aus den Interessensphären anderer Machtpole würde ihnen die Konzentration auf die großen Probleme im Nahbereich erleichtern.
Mit ihr soll ja nicht nur der Schutz vor Migranten, sondern auch vor Drogenkartellen gewährleistet werden, die wiederum von den offenen Grenzen der USA aus Südamerika nach Mexiko gelockt worden waren und Mexiko zum Drogenstaat verkommen ließen. Deshalb wollen viele Mexikaner eine Mauer zu ihren südlichen Nachbarn.
Globalisierung, Nationalstaat und Demokratie können nicht zugleich vorangetrieben werden. In diesem Trilemma werde – so Dani Rodrik – die Globalisierung das Nachsehen gegenüber Demokratie und Nationalstaat haben, eine Prognose, die sich mit Brexit und Trump zu erfüllen scheint. Die Nationalstaaten sollten eine eigene Kombination von Marktöffnung, Produkt- und Arbeitsstandards und sozialem Netz suchen. Auch die Weltwirtschaft ist divers und besteht aus einer Vielzahl von Wirtschaftskulturen. Die globale Ebene sollte daher nur von einer dünnen Schicht einfacher Verkehrsregeln geleitet werden und die Staaten hätten wieder die Freiheit, ihre Zukunft selbst zu bestimmen. (Dani Rodrik, Das Globalisierungsparadox. Die Demokratie und die Zukunft der Weltwirtschaft, München 2011, S. 20 und S. 358f.)