Koexistenz mit autoritären Mächten
Selbst mit dem totalitären Kommunismus hatte der Westen schließlich eine Synthese von Eindämmung und Koexistenz gefunden, die den Weltfrieden zu erhalten half. Eine stärkere Kooperation mit dem autoritären Russland bedeutet keine Wertegemeinschaft, wohl aber wäre eine Sicherheitspartnerschaft gegenüber dem Islamismus und auch China möglich.
Während totalitäre Tendenzen eingedämmt werden müssen, können wir mit bloß autoritären Regimen in Koexistenz leben. Als kleineres Übel sind sie potentielle Bündnispartner gegen den Totalitarismus. Der Kampf des global operierenden Islamismus ist nicht nur gegen die ›Freiheit des Westens‹, sondern gegen die säkulare Zivilisation überhaupt gerichtet. Seine Eindämmung wäre der Minimalkonsens mit säkularen muslimischen Mächten. Im Verhältnis zu ihnen sind weniger illusionäre Kategorien wie Universalität, Integration und Dialog als eine Einforderung von ›Gegenseitigkeit in der Verschiedenheit‹ gefordert.
Erst wenn die Europäer die Unterschiede der Kulturen wieder in ihre Strategien einbeziehen, könnten sie der multikulturellen Welt gerecht werden. An die Stelle einer ideologisierten Weltoffenheit träte wieder der Sinn für die Grenzen der eigenen und der anderen Kulturen, träte eine Strategie der Koexistenz an die Stelle des Strebens nach Universalität.