Odysseus vor dem Höhleneingang
Wer war denn das?
Silen
Die Dame über uns.
Genau gesagt: ihre Erscheinung.
Odysseus
Wo kommt sie her?
Silen
Darüber schweigt der Satyr.
Odysseus
Und die Satyre? Schweigt die auch?
Silen
Die hat so viel zu tun, dass sie sich nicht um Erscheinungen
kümmern kann. Es sei denn, sie hat selbst welche.
Was öfter vorkommt, seit man sie beteiligt. Sie muss jetzt
sagen, was Recht ist, da verkommt das eigene. Wisse,
dass der Kyklop sie als Opfer vorhält, aber gern loswerden würde,
weil sie so vom Fleisch fällt. Sowas zu sagen gilt hierzulande
als plump. Doch ungesagt wirkt es umso stärker. Niemand will mehr
Kyklop sein. Darum behandeln ihn alle, als sei er der Letzte,
und er genießt das. Allein die Satyre will, dass er ihr ein Kind macht,
und nervt.
Odysseus
Soso. Niemand will Kyklop sein. Aber Niemand bin ich. Sagtest
du vorhin nicht sowas? Diese Erscheinung hat mich etwas
… genervt, sagtest du? Bitte schreib in dein schlaues Buch:
Ich will Kyklop sein. Ich gehe jetzt rein. Entweder ist er drin
oder niemand. Da ich Niemand bin, wie du sagst, ist das Ergebnis
eindeutig. Die Frage wird also sein, wer am Ende rauskommt.
Silen
Sieht so der Rausch aus, den du mir versprachst?
Odysseus
Solang du nicht klar denken kannst, brauchst du keinen neuen.
Silen
Das denkst du. Ich denke weiter als du. Deshalb bin ich auch
von uns beiden der Ältere. Denken hält jung.
Odysseus
Du hältst dein Geschwätz für Denken.
Wäre ich der Kyklop (der ich bin, wie du sagst),
dann würde ich dich auffordern, einfach mal die Klappe zu halten.
Es schickt sich nicht, den Gast anzuschwärzen. Vor allem, wenn er morgen
schon euer Nachbar ist.